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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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welches punkig in alle Himmelsrichtungen abstand. Er trug gelbe Chucks, eine löchrige Used-Jeans und auf dem weißen Hard Rock Café T-Shirt baumelte ebenfalls ein Drachenamulett. Zwei ineinander verschlungene Drachen, die sich Feuer speiend ansahen. Dazwischen war ein bräunlicher, durchscheinender Kristall eingefasst.
    Das perfekte Gesicht des Jungen hatte freundliche Züge und die sinnlich geschwungenen Lippen, umspielte ein spitzbübisches Lächeln. Seine Augen leuchteten smaragdgrün und … meine Knie wurden weich. Ich spürte, wie ich nach hinten wegkippte, aber es war, als stützten mich unsichtbare Hände.
    »Hat die Anmeldung geklappt, Bruder?«, fragte Konrad, als er sich zu uns stellte.
    »Ja, alles bestens«, erwiderte er. Jetzt blickte er mich an. »Hallo, ich bin Sam«, sagte er und hielt mir seine Hand hin.
    Oh mein Gott, er sprach mit mir. Der Klang seiner Samtstimme vernebelte mir die Sinne. Mein Herz schaltete den Turbo ein. Es war, als existierten nur wir zwei. Die Welt hatte den Slow-Motion-Modus eingelegt. Ich nahm die umstehenden Personen und Geräusche nur undeutlich wahr, als wäre ich in Watte gehüllt. Er schaute mir direkt in die Augen … diese Augen. Sein unwiderstehliches Lächeln gab mir den Rest. Ich wurde knallrot.
    Er hielt mir immer noch seine Hand hin. Völlig überfordert ergriff ich sie. Kalte, starke Finger umschlossen meine Hand.
    »I – ich bin Mae«, krächzte ich. War das alles peinlich! Ich fühlte mich wie der Oberdepp. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Ich starrte ihn immer noch an, ihn und sein wunderschönes schiefes Lächeln, welches Wangengrübchen offenbarte.
    »Hier deine Croissants.«
    Nik hielt mir eine Papiertüte vor das Gesicht. Hochgeschreckt, griff ich danach. Sonst hätte ich Sam wahrscheinlich immer noch festgehalten und ihn dabei völlig debil angestarrt. Dafür würde ich meinem Bruder irgendwann eine Heldenstatue errichten. Immer zur richtigen Zeit bereit, um mich aus den unmöglichsten Situationen zu retten.
    »Hey, Nik«, machte Adriana auf sich aufmerksam. »Das sind Konrad und Sam … Curlys Verwandtschaft und Konrad, Vios Freund«, flötete sie.
    Was folgte, war typisches Jungs-Gehabe, inklusive dem
Hang Loose
, wobei die geschlossene Faust mit abgespreiztem Daumen und der kleine Finger gehoben werden. Die drei waren sofort auf einer Wellenlänge. Über das Geplänkel hinweg spähte ich zu der Schuluhr, die neben dem Eingang hing und zuckte unwillkürlich zusammen. Dort stand Pascal. Seine Haltung war steif, die Arme angespannt und die Fäuste geballt. Wütend beobachtete er das Szenario, seine Augen funkelten zornig, der verkrampfte Kiefer verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Dann stürmte er ins Schulgebäude.
    Erschrocken drehte ich mich zu Curly. »Der Unterricht fängt gleich an. Ich … ich muss los zum Kunstunterricht.«
    Ich war schon auf den Treppen, die zum Kunstraum hinaufführten, als Sams ruhevolle Stimme neben mir erklang. »Nimmst du mich mit?«
    Überrascht blieb ich stehen und drehte mich zu ihm. Seinen Rucksack geschultert, stand er direkt neben mir.
    »Ähm … j-ja klar«, stotterte ich. Um nicht als komplett unbeholfen da zu stehen, fügte ich hinzu: »Hast du denn jetzt Kunst?« Augenblicklich ärgerte ich mich über meine überflüssige Frage.
    Er lachte leise und aus seinen umwerfenden smaragdgrünen Augen blickte er mich belustigt an. »Na ja, ich würde dich sonst nicht fragen.«
    Mein Gesicht erglühte und Sam dachte wahrscheinlich, dass ich leicht irre bin.
    »Gehen wir? Oder ist es dir lieber, allein zu gehen?«
    Mein Verhalten schien ihn zu verunsichern. Ich zog es vor mit einem zustimmenden Nicken zu antworten, bevor ich erneut etwas Schwachsinniges sagte.
    Der Kunstraum war mit Gruppentischen ausgestattet. Hier gab es keine festgelegte Sitzordnung. Sam glitt anmutig auf den Stuhl neben mir. Ich musste mich anstrengen, um mich auf die Arbeitsanweisungen der Kunstlehrerin zu konzentrieren. »Aquarellstudie eines Apfels« hieß das Thema der Unterrichtsreihe. Immer wieder drifteten meine Gedanken zu Sam ab, der scheinbar konzentriert neben mir saß, und Notizen machte. Ich versuchte ihn nicht heimlich zu beobachten, aber vergeblich. Die Art und Weise, wie er kunstvoll geschwungene Buchstaben auf seinen Block schrieb, erregte meine Aufmerksamkeit. Seine schnörkelige Schrift wirkte wie ein Kunstwerk. Wie aus alten Zeiten.
    Nun reichte die Lehrerin einen Korb mit Äpfeln von Tisch zu Tisch. Wir sollten jeweils

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