Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
Vom Netzwerk:
auf die Bank neben ihm.
    »Aber Mae …«, setzte er an.
    Ich schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. Anstatt unsicher zu werden, fühlte ich mich überraschend selbstbewusst.
    »Damit hast du dich gerade endgültig ins Aus geschossen. Und zu deiner Information, ich weiß ganz genau, wer Fabios Reifen aufgeschlitzt hat.«
    Dann machte ich auf dem Absatz kehrt und lief energischen Schrittes zum Haus. Pascals Rufe ignorierte ich. Meine Chucks und auch die Socken waren völlig durchnässt. Höchste Zeit sie auszuziehen.

Mythos und Wahrheit
    Auf dem Weg zur Schule wehte uns kräftige eine Brise um die Ohren. Unsere langen Haare flatterten wie Fahnen im Wind. Eigentlich sollte mein Bericht über den Eklat mit Pascal so kurz wie möglich sein, aber Adriana bestand darauf, Einzelheiten zu erfahren. Wie hat er dabei geguckt? Ist er vor Wut rot angelaufen? Wie hat seine Stimme geklungen? Ihr Interesse muss riesig gewesen sein, denn ich merkte, auch sie brannte darauf, mir etwas zu berichten. Zurückhaltung gehörte sonst nicht zu Adrianas Stärken.
    Es ging bergauf. Ein paar Minuten lang sagte keiner von uns beiden etwas. Wir radelten schweigend nebeneinander her und außer unserem Schnaufen war nichts zu hören. Dieser Berg war mir von jeher ein Graus. Nik musste heute später zur Schule und so durfte ich dafür in die Pedalen treten. Als Adriana und ich auf dem Berg ankamen, hielten wir an und verschnauften. Unsere Gesichter glühten, als wir uns keuchend auf das Lenkrad stützten.
    »Aber … aber jetzt sag doch mal … was los ist. Ich merke doch, … dass du gleich platzt, … wenn du … es mir nicht erzählst«, sagte ich außer Atem.
    »Okay.« Blitzschnell griff Adriana in ihre Jackentasche und beförderte ein Handy heraus. »Moment … ich muss eben … so, da ist sie.«
    Sie wackelte hibbelig hin und her, während sie mir eine SMS unter die Nase hielt. Ich legte den Kopf schräg, um besser lesenzu können.
Hi Adri. Alles klar. Heute um 20 Uhr an der Kasse vom Cine View. Nik
.
    Adriana sprühte vor Begeisterung. »Ist das nicht der Wahnsinn?«
    »Ja, Mensch … ich freue mich total, dass … dass es jetzt endlich mal mit euch beiden klappt.«
    Sie umarmte mich überschwänglich und drückte mir euphorisch die Luft ab.
    Ich wusste, was nun kam. Den Rest des Weges plapperte Adriana ohne Punkt und Komma über nichts anderes als ihr Date mit meinem Bruder. Sie hatte bereits alles strategisch durchgeplant, von der Frisur über das Make-up, bis zur Dessous-Frage.
    »Man kann ja nie wissen«, fügte sie hinzu, als ich die Augenbrauen hob und mich krampfhaft bemühte nicht loszulachen. Mein Bruder der Casanova. Wenn Nik eins nicht war, dann das. Adriana hatte sich in ihren Tagträumen ein sehr romantisiertes Bild von meinem Bruder erschaffen. Ich biss mir auf die Lippen und schluckte einen Kommentar hinunter, um sie nicht zu brüskieren.
    Beim Abstellen der Räder auf dem Schulhof holte Adriana endlich Luft und ich nutzte die Gelegenheit, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken.
    »Sam und ich halten heute übrigens das Referat.«
    Adriana prüfte ihr Make-up in einem kleinen Spiegel.
    »Heute schon?« Sie klappte den Spiegel zu und verstaute ihn in einem Seitenfach ihrer Tasche. Adriana schaute skeptisch. »Das Referat über die Bombardierung Dresdens müsste doch locker eine Woche Zeit in Anspruch nehmen.«
    Wir waren mittlerweile am Schulportal angekommen und steuerten auf die Glastüren am Eingang zu.
    »Ja, schon. Aber wir sind gut durchgekommen«, flunkerte ich und ertappte mich dabei, noch nicht mal ein schlechtes Gewissen zu haben. Es musste schließlich nicht jeder wissen, dass Sam das Referat schon einmal gehalten hatte. Jetzt zog Adriana eine Augenbraue hoch und auch sie schien sich einen Kommentar zu verkneifen.
    Als wir in der Mittagspause die Cafeteria betraten, suchten meine Augen sofort nach Sam und scannten den Essensraum. Ich entdeckte ihn, neben Curly und Konrad. Er hob die Hand,als sich unsere Blicke trafen und ich schaffte es tatsächlich normal zurückzugrüßen, ohne peinliche Zwischeneinlage. Das war ein Fortschritt.
    »Mit Sam scheint’s ja gut zu laufen?« Adriana reichte mir ein Tablett.
    »Mhm«, machte ich und nahm eine Serviette.
    »Wie weit seid ihr denn?«
    Ihrem betont beiläufigen Tonfall konnte ich entnehmen, dass sie auf spektakuläre Details hoffte. Dazu setzte sie ihre beste Unschuldsmiene auf, während sich der Pommes-Berg auf ihrem Teller in bedenkliche Höhen

Weitere Kostenlose Bücher