Eulenspiegel
elterlich abgesegnet, jeden Samstag, wie ein altes Ehepaar.«
»Daß die erst vierzehn ist, habe ich gar nicht gewußt.«
»Und wenn sie fünfzehn wäre!« wurde Toppe wieder laut.
Gabi nahm seine Hand. »Jetzt komm doch mal wieder runter von deiner Palme. Ich weiß ja, was du meinst. In dem Alter soll es außergewöhnlich bleiben, spannend und heimlich und auch verboten.«
»Was es im übrigen auch ist«, murmelte Toppe müde und rieb sich das Kreuz.
»Hast du wieder Rückenschmerzen?«
»Ein bißchen.«
»Was ist eigentlich mit dir in letzter Zeit? Du bist so bedrückt, und ständig tut dir der Rücken weh.«
»Ach.« Er streckte sich, legte die Füße übereinander und verschränkte die Hände im Nacken. »Die Arbeit macht mir einfach keinen Spaß mehr, nervt nur noch, seitdem alles umgekrempelt worden ist. Die ballern uns zu mit Binsenweisheiten, die groß aufgebläht daherkommen; alles nur Worthülsen. Soviel verschwendete Zeit und vergeudete Energie. Mit dem Job, den ich wirklich immer gern gemacht hab, hat das alles nichts mehr zu tun. Und die ganze Zeit macht man mir klar, daß ich falsch liege, nicht die, verstehst du? Ich passe da nicht rein, ich bin das nicht und will das auch gar nicht sein. Es gibt Tage, da mag ich überhaupt nicht mehr hingehen.«
»Was sagen denn die anderen? Wie ist das bei denen?«
»Ich weiß es nicht. Wir reden nicht darüber. Wir reden eigentlich kaum noch miteinander. Wann denn auch? Jeden Tag fegt ein neuer Taifun über uns hinweg.«
»Und was ist mit Astrid los?«
»Das ist wieder eine andere Geschichte.« Er erzählte ihr von Meinhards Angebot.
»Mensch, das ist doch ganz toll«, meinte Gabi, dachte dann aber nach. »Ach verstehe, damit ist euer altes Problem wieder auf den Tisch gekommen, stimmt’s?«
»Du sagst es«, antwortete Toppe mit geschlossenen Augen.
»Du bist nie besonders fair zu Astrid gewesen, weißt du das?«
»Oh, vielen Dank, das hab ich heute schon mal gehört.«
»Wenn du mit einer so jungen Frau zusammen sein willst, mußt du damit rechnen, daß sie Kinder will. Das habe ich dir damals schon gesagt. Und ich finde, du hast dich darauf einzulassen.«
»Es war keine bewußte Entscheidung«, sagte er leise.
»Verstehe ich nicht.«
»Es war damals keine bewußte Entscheidung bei der Sache mit Astrid.«
»Ja«, sagte sie scharf. »Das genau war schon immer dein Problem: Entscheidungen zu treffen.«
Er machte die Augen auf. »Stimmt, da hast du recht, aber warum bist du auf einmal so sauer auf mich?«
Sie senkte den Blick. »Ich habe bei unserer Trennung ein paar mehr Federn gelassen als du, erinnerst du dich?«
Toppe legte den Arm um sie, zog ihren Kopf an seine Brust und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. »Ich weiß. Heute ist es übrigens eine bewußte Entscheidung.«
»Was?« Sie hob den Kopf.
»Ich will mit Astrid zusammenbleiben. Und wenn für sie unbedingt ein Kind dazu gehört, dann muß es eben sein.«
»Hast du ihr das so gesagt?«
»So ungefähr, ja.«
»Bin ich froh, daß ich nicht in ihrer Haut stecke.« Gabi setzte sich wieder auf.
»Hör mal«, meinte Toppe. »So etwas habe ich bisher noch nie gesagt, nicht sagen können.«
»Glückwunsch! Vielleicht verleiht sie dir ja dafür einen Orden.« Sie horchte plötzlich auf. »Du, ich glaube, dein Telefon unten schellt.«
Toppe stemmte sich hoch. »Verdammt! Es ist das Präsidium, das hör’ ich schon am Klingeln.«
Und es war das Präsidium: Ein Streifenwagen hatte den als gestohlen gemeldeten Ford Escort auf dem Aldiparkplatz an der Querallee entdeckt.
»Gabi?« rief Toppe nach oben.
»Ja?« Sie kam an die Treppe gelaufen.
»Ich kann Astrid nicht erreichen, sie hat wohl ihren Piepser nicht eingeschaltet. Wenn sie zurück ist, soll sie zum Präsidium nachkommen. Sag ihr, der Wagen ist gefunden worden, auf dem Aldiparkplatz.«
»Ja, mach ich. Ist es denn so wichtig, daß ihr beide hin müßt?«
»Kaum«, meinte Toppe und schlüpfte in seine Jacke, »aber die Meinhard nimmt es genau mit der Bereitschaft.«
»Ich dachte, du teilst das ein.«
»Das war mal.« Toppe sah sich suchend in der Halle um. »Wo hab ich denn die blöde Knarre hingelegt?«
»Auf den Küchenschrank.«
Was wollten die ganzen Menschen hier? Es gab doch nun wirklich nichts zu sehen. Aber offensichtlich reichten ein Streifenwagen und ein paar Polizisten schon aus, die Neugierigen anzulocken.
Toppe parkte hinter van Gemmerns Auto, stieg aus und musterte die Leute mißbilligend. Aber die
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