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Eulenspiegel

Eulenspiegel

Titel: Eulenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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verlassen.«
    Er schilderte ihr, auf welchen Zusammenhang er gestoßen war, daß Eulenspiegel seiner Meinung nach wieder zuschlagen würde, und zwar auf einer größeren Veranstaltung.
    »Darüber haben wir in der Redaktion auch schon diskutiert. Also, ich würde mir an seiner Stelle ›Moyland‹ aussuchen.«
    »Ach ja, natürlich«, sagte Toppe. »Das müßte bald so weit sein. Nächste Woche?«
    »Am 24., und da hätte Eulenspiegel so viel Öffentlichkeit wie nie zuvor.«
    Das alte geschichtsträchtige Wasserschloß Moyland in Bedburg-Hau, das seit dem Krieg immer mehr verfallen war, hatte endlich eine neue Bestimmung bekommen: Es sollte in Zukunft eine Kunstsammlung beherbergen, vor allem eine bedeutende Beuys-Sammlung und das weltweit einzige Beuys-Archiv. Deshalb war das Schloß in den letzten Jahren mit großem Aufwand instandgesetzt worden, zu einem Großteil vom Land finanziert. Die Eröffnung war als Spektakel mit zahllosen Prominenten aus Kultur und Politik angekündigt. Sogar die Königin der Niederlande war geladen.
    »Kommt Beatrix denn jetzt?« fragte Toppe.
    »Nein, nein, soweit ich gehört habe, ist die Promiliste inzwischen deftig geschrumpft. Das Interesse scheint geringer zu sein als erwartet.«
    Toppe schaffte es, die Redaktion normalen Schrittes zu verlassen, auch wenn es weh tat. Aber daß er der angeschossene Polizist war, mußte Karin Hetzel jetzt noch nicht unbedingt wissen.
    Die nächste Telefonzelle befand sich vor dem Schätzlein-Markt, aber er hatte keine Telefonkarte. Wozu auch? Normalerweise hatte er sein mobiles Diensttelefon bei sich.
    Also ging er langsam die Stadt hoch zur Post. An der linken Seite hatten zwei neue Läden aufgemacht. Er war ewig nicht in der Stadt gewesen. Wann hatte er schon mal Zeit dafür? Seit Jahren arbeitete er meist mehr als fünfzig Stunden in der Woche. Heute fragte er sich zum ersten Mal, warum eigentlich und für wen.
    Etwas anderes drängelte sich in seine Gedanken: Was hatte Eulenspiegel von seinen Attentaten? Was brachte es ihm, wenn er die Leute bloßstellte, verletzte, sogar ihren Tod riskierte?
    Es war Astrid, die den Hörer abnahm. »Bist du gerade schwer beschäftigt?«
    »Eigentlich halte ich hier nur die Stellung. Du bist in einer Telefonzelle? Was ist denn los?« Sie hörte gespannt zu.
    »Moyland? Das ist witzig. Genau dasselbe hatten wir uns eben auch überlegt, das heißt, eigentlich kam Ackermann heute morgen mit der Idee. Norbert hat schon mit dem zuständigen Öffentlichkeitsmenschen gesprochen und wollte eben los, um sich die Gästeliste zu holen und ein paar Takte zu reden, aber da tauchten zwei Typen vom BKA hier auf. Die sitzen jetzt mit Walter und Norbert in deinem Büro und sammeln unsere Ergebnisse ein.«
    »Tust du mir einen Gefallen?«
    »So gut wie jeden, das weißt du doch.«
    »Frag Walter mal, ob ich mir bei ihm zu Hause ein paar Bücher ausleihen darf. Und ob seine Frau da ist.«
    »Nur wenn du mir sagst, was in deinem Kopf vorgeht.«
    »Du verwechselst da was. Ich habe von einem Gefallen gesprochen, nicht von einem Handel, um das schlimmere Wort zu vermeiden.«
    »Ich warte.«
    »Ich möchte nur was über Serientäter nachlesen.«
    »Das ist einleuchtend. Bleib dran!«
    Als sie wieder an den Apparat kam, lachte sie leise. »Die haben vielleicht blöd geguckt, die wichtigen Herren. Natürlich dachten die, es brennt, als ich mitten in die Sitzung platze. Und dann so was! Also, ich soll dir sagen, du kannst jedes Buch nehmen, das du brauchst. Seine Frau wäre zwar nicht zu Hause, aber du könntest einfach reingehen. Der Schlüssel liegt unter der Fußmatte.«
    »Und so was schimpft sich Polizist!«
    »Die Meinhard ist übrigens nicht damit einverstanden, daß man uns den Fall komplett aus der Hand nimmt. Sie ist heute früh nach Düsseldorf gestartet, von Kopf bis Fuß in kühlem Marineblau, und vermutlich hatte sie in Chanel gebadet.«

    Den ganzen Nachmittag verbrachte Toppe zu Hause an seinem Schreibtisch und fühlte sich wohl dabei. Er las über Kürten und Bartsch und arbeitete sich langsam vor bis zu den grundsätzlichen Merkmalen eines sadistischen Gewalttäters.
    Es tat gut, mal nicht am Bildschirm zu sitzen, sondern einfach nur Stift und Papier vor sich zu haben, zu schreiben und durchzustreichen und kryptische Zeichnungen an die Ränder zu malen, während er nachdachte.
    Zwei Typen von sadistischen Tätern gab es. Der erste – unkontrolliert und asozial – fiel schon mal gleich flach. Von ›rasender Wut‹ konnte

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