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Eure Kraft und meine Herrlichkeit - Roman

Eure Kraft und meine Herrlichkeit - Roman

Titel: Eure Kraft und meine Herrlichkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Petery
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dachte mir nur, das ist es also, was ich die letzten
Monate verpasst habe, als ich allein im Taxi saß. Die Männer wollten dann was essen, Fastfood, und ich spürte, dass der Sangria nachließ. Deshalb haben Melanie und ich uns Geld in den Ausschnitt stecken lassen. Der Ire hatte schweißige Hände. Wir sind dann Hand in Hand weggehüpft, ich wusste, dass mein Rock dabei herumflog und mein Allerheiligstes preisgab, und ich dachte mir: Welcome, boys. Welcome to Germany.
    Wir haben uns vor dem Junkfoodladen wiedergetroffen, Mel und ich mit Bierflaschen bepackt, drei in den Händen und jede nochmal drei in der Handtasche, die Jungs mit fetttriefenden Papiertüten. »Wohin jetzt?«, hab ich gefragt, und der Australier meinte grinsend: »Party, party. Disco, disco!« Kein Problem, ihr Lieben, wir führen euch jetzt in unsere Welt, auf den Olymp der Sternenköniginnen.
    Im Bus saß ich auf dem Schoß von dem Iren, weil ich es geil fand, wie er immer wieder die Grenzen überschritt, die ich um meinen heiligen Körper gezogen hatte, ja er schien sie gar nicht zu bemerken, und dieser Frevel reizte mich. Die anderen zwei wollten einfach ihren Spaß haben und sich nicht gegenseitig die Mädchen wegnehmen, aber der Ire war schon viel zu weit über dem Pegel, um noch Etikette zu verstehen. Außer vor dem Club, da hat er, ohne nachzudenken, seinen Geldbeutel gezückt und Mel und mich eingeladen. Und nach kurzem Überlegen auch seine Freunde, die ihm dafür auf die Schulter geboxt haben, dass er fast umgekippt ist. Aber zu fünft konnten wir uns den »5 für 5 für 5«-Deal gönnen, fünf Clubs und für jeden von uns nur fünf Euro. Das hatte ich noch nie gemacht, weil es nie so klar war, wer die ganze Nacht bei mir bleiben würde. Aber diese Nacht werden wir zusammen durchmachen, zwei Herrinnen und drei Sklaven, tragt uns auf den Schultern – und sie tun’s.

    Drinnen ist die Hölle los. Elektrobeat und Tausende Mädchen mit gleißendem Haar und weißen Zähnen im Schwarzlicht. Alkohol. Bunte Drinks mit Papierschirmchen in Zitronenhälften. Eiswürfel als Prismen in extragroßen Kübeln. Der stampfende Rhythmus in den Hüften und den Zehen und den Händen, die über das Haar an die feuchten Lippen geraten und sie streicheln und in den Ausschnitt rutschen und um die Hüften. Der Ire springt sofort drauf an, tanzt mit mir, mit seinen Händen an meinen Brüsten, alkoholisiert ungeniert, so dass ich seine Finger in die Schranken weisen muss, nein, du sollst mir nicht in den Hintern kneifen, darauf stehe ich nicht.
    Der Brite und der Australier sind nicht so begeistert. Sie tanzen nicht. Reden auf Melanie ein und zwinkern dem Iren hinter mir zu, wollen scheinbar wieder gehen, das kann ich nicht zulassen, so war das nicht geplant. »Was ist denn los? Everything okay?«, frage ich, nachdem ich den Iren an der Hand aus der Masse geführt habe. »Die hier sind uns zu klein. Ist doch Kindergarten«, sagt der Brite, und ich muss an seine Szene von vorhin auf der Straße denken. Anscheinend hat er ein bisschen ausnüchtern können durch die Pommes und den Burger. »Außerdem ist die Musik beschissen«, fügt der Australier hinzu, und was soll ich dazu sagen? Wir haben ja noch vier andere Clubs vor uns, und ich will nicht diejenige sein, die in dem peinlichen Kindergarten bleiben wollte.
    Draußen singt der Ire den Refrain von dem Song drinnen mit, wir anderen sehen uns die Rückseite unseres Tickets an. Eine Bar ist mit drauf, die gleich hier in der Nähe ist, und – was für ein Zufall – es ist ein Pub mit Karaoke am Freitag, und es wäre doch unglaublich lustig, wenn Mel gegen den Australier ansingt, das müssen sie einfach machen, beschließen
die zwei, und ich denke mir, wann wurde eigentlich festgelegt, dass ich mich nur noch um den Iren kümmere und nicht singe und nicht entscheiden darf, was lustig und cool ist? Ich fühle mich ein bisschen krank, wahrscheinlich wache ich morgen nicht nur mit einem Hangover, sondern auch mit Halsweh und so auf. Außerdem ist es kalt, und ich will mit meinen Jüngern wieder zurück in den Club.
    Aber gut. Der Pub wirkt gemütlich. Aber auch abgesifft. Ich bin pikiert. Ich habe keinen Bock mehr. Melanie geht mit den Jungs tanzen. Ich werde zu Stein.
    Ich schicke den Iren auf die Suche nach Champagner für mich und hoffe, dass er von seiner taumelnden Odyssee nie mehr zurückkommt. Ich bin keine Penelope. Ich will ihn doch nicht heiraten. Der mit seinen Eltern. Mit seiner Mutter. Er will, dass sie

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