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Eure Kraft und meine Herrlichkeit - Roman

Eure Kraft und meine Herrlichkeit - Roman

Titel: Eure Kraft und meine Herrlichkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Petery
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Wenn ich nur wüsste, was mir steht. Ich kann das bestimmt nicht so tragen wie du.«
    Den Schnitt gibt es bei einem Starfriseur, einem Haardesigner, vermutlich sowieso nicht. Ich habe nicht daran gedacht, dass ich eines Tages einen Starhaarschnitt brauchen würde. Ich hätte nie gedacht, dass einer meiner Jünger jemals nach meinem Haarschnitt fragen würde, ja, ihn haben wollen könnte. Aber Melanie will. Melanie will das Allerbeste.
    »Berätst du mich davor ein bisschen? Ich möchte nicht wie so ein Idiot im Salon wirken.«
    Ich auch nicht.
    »Vielen Dank, Anita. Du bist so lieb zu mir.«
    Langsam kommen wir der Sache näher. Ich kann mich jetzt nicht mehr von Melanie lösen, ich will wissen, ob sie meine Endstation ist. Der Oktober geht mit ihr schneller vorüber als je ein Monat zuvor. Als wir das nächste Mal im Café Factory 17 landen, mittlerweile unser erklärter Stammsitz, ist die Hitze meines ersten Besuchs mit dem gesichtslosen, vergessenen
Jungen fort. Stattdessen stecken die Erinnerungen an Melanie, meine Süße, und mich in den Poren der Ledersofas. Heute feiern wir, dass Sonntagabend ist und die kommende Schulwoche die letzte vor Melanies Herbstferien sein wird. Unsere ersten gemeinsamen Ferien. Wir werden uns 24/7 sehen, das haben wir so ausgemacht. Darauf müssen wir anstoßen. Wir folgen der alten Routine – wie herrlich, wieder eine Routine mit jemandem zu haben! Als Vorspeise lasse ich mir von Melanie mein tägliches Kompliment servieren.
    »Du siehst mal wieder einfach fantastisch aus. Heute so futuristisch, oder?«
    Klar. Ich habe nämlich keine Angst mehr vor der Zukunft. Die soll ruhig kommen.
    »Gott, ich liebe deinen Stil, Anita.«
    Und ich deinen, Melanie. Wer hat ihn dir nur beigebracht?
    »Danke.«
    Sie trägt einen neuen Schal. Der ist etwas Besonderes. Ich kenne ihn nicht. Melanie hat ihn nicht in meiner Gegenwart gekauft.
    »Den habe ich mir besorgt, nachdem ich deinen letztes Mal gesehen habe. Gefällt er dir?«
    Er gefällt mir. Er verblüfft mich. Seit wann hat sie so viel Stil? Seit wann hat sie meinen Stil?
    »Danke, das hatte ich gehofft.«

    Braucht sie meine Hilfe denn nicht mehr? Vielleicht wenigstens zum Bestellen? Mit dem Kellner wird sie doch alleine nicht fertig.
    »Hmm, nein, ich glaube, ich weiß, was ich nehme. Vielen Dank.«
    Sie weiß, was sie nimmt. Was sie will. Was ich will. Woher bloß?
    »Na, du hast mich ja auf den Geschmack gebracht.«
    »Habe ich das?«
    »Du hattest einen Mojito bei unserem ersten Treffen hier.«
    Stimmt, sie hat Recht. Ich habe überreagiert und es deshalb beinahe vergessen. Ich erinnere mich, als ich den Kellner mit zwei Pokalen auf seinem Tablett anrauschen sehe. Zwei Gläser. Gleich groß. Wie schmeckt es, auf meinem Niveau angekommen zu sein, Melanie?
    »Gut wie immer! Und dir?«
    Erstaunlich gut, Melanie. Ich muss dir jetzt nichts mehr beibringen, du hast ausgelernt. Bist flügge geworden. Wirst du mit mir oder ohne mich weiterziehen?
    »Was machen wir denn nachher, zur Feier des Tages?«
    Du musst jetzt entscheiden. Willst du nach Hause, oder sollen wir gemeinsam weggehen?
    »Weggehen, natürlich! Oder? Du musst doch morgen nicht aufstehen, oder?«

    Nein. Ich muss nirgendwohin, morgen nicht und niemals wieder. Gehst du morgen in die Schule?
    »Na ja, eigentlich schon. Scheiße, das vergesse ich immer, wenn ich mit dir zusammen bin. Na ja, bald sind Ferien. Sehen wir uns morgen wieder?«
    »Tja. Ich hatte vor, so gegen zwei shoppen zu gehen.«
    »Da kann ich noch nicht. Ich hab morgen nach dem Unterricht noch so eine Schulfeier, wegen der Ferien. Könntest du auf mich warten? Das tut mir wirklich leid, ich will dir keine Umstände machen, ich …«
    Schon in Ordnung. Solange ich noch warten muss, habe ich einen kleinen Vorsprung vor dir.
    »Danke! Ich beeile mich auch, gehe nur ganz kurz nach Hause und esse was und so … Dankeschön!«
    »Kein Problem, Süße.«
    »Du bist meine beste Freundin, Anita!«
    Da. Sie hat es gesagt. Endlich angekommen bei dem entscheidenden Satz, in der Wärme, die dieser Satz für mich bedeutet. Endlich da. Endlich Heimat.
    Ihre Worte hängen in der Luft, und ich würde sie gerne fangen und in steinerne Tafeln meißeln. Es gilt: Wir sind Freundinnen. Ab jetzt sind die Stunden, die ich mit Melanie verbringe, keine Investition mehr, sondern eine Belohnung. Purer Genuss. Ich kann mich auf sie freuen. Morgens weiß ich, wo ich abends sein werde. Mit Melanie im Scheinwerferlicht. Ich muss nicht einmal mein

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