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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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jemand auf den Platz neben mich setzt.
    Es ist unser Präsident Abtum Bahta.
    »Sieh mich an, Kevin.«
    Ich klappe den Saum der Mütze hoch und spähe seitlich zu Bahta. Er blickt mich direkt an, die perlweißen Zähne in seinem kleinen Milliardärsgesicht funkeln mich an, und seine hochgezogenen Augenbrauen sagen: »Sie schulden mir eine Erklärung, Kevin.«
    Ja, das tue ich. Denn vor langer Zeit hat er mir den Arsch gerettet, mir ein Alibi verschafft und mich damit aus der Schusslinie genommen. Ich schulde ihm also eine Erklärung, aber was soll ich sagen?
    »Was ist los, Kevin?«, sagt er. »In der letzten Saison hätten Sie den Ball versenkt.«
    Er hat recht, das hätte ich. Ich hätte seine ganze Familie hineingedroschen, seine Haustiere zur Strecke gebracht, ihnen den Hals aufgeschlitzt, sie ebenfalls hineingelupft. Bahta wartet auf eine Erklärung, doch ich sage keinen Ton. Ich kann nicht.
    »Kevin, ich bin’s«, sagt er, beugt sich vor und bietet mir ein Karamellbonbon an, das ich mit einem zaghaften Nicken ablehne, während ich vor mich hinstarre. Bahta verzieht gequält das Gesicht, als hätte man ihn zurückgewiesen.
    »Ich kann’s mir nicht erklären, Mr. Bahta.«
    »Können oder wollen Sie es nicht?«
    »Keine Ahnung« ist alles, was ich hervorbringe.
    »Bitte, reden Sie mit mir«, sagt Bahta und benutzt seit einem Jahrzehnt zum ersten Mal das Wort bitte .
    »Ich … Wirklich … Ich kann nicht …«, presse ich hervor.
    Bahta schnaubt, schüttelt den Kopf, erhebt sich von seinem Platz und geht.
    Ich ziehe meine Mütze über die Augen und versuche, mich auszuruhen.
    Offensichtlich habe ich geschlafen, denn als ich zu mir komme, docken diese irgendwie faszinierenden Treppen auf Rädern an die offenen Flugzeugtüren an. Die Jungs verlassen die Maschine. Keiner von ihnen dreht sich um, keiner würdigt mich eines Blickes.
    Am Zoll vorbei, dann mit dem Bus zum Trainingsgelände, wo die Mannschaft abgesetzt wird. Es spricht immer noch keiner mit mir, alle steigen einfach nur in ihre teuren Autos. Ich sehe den davonfahrenden Jungs hinterher, dann betrachte ich meine Luxuskarosse, den Bentley-Continental- GT-12 -Zylinder mit ovalem Doppelauspuff. Heute Abend bedeutet er mir nicht das Geringste.
    Ich steige ein, schalte die Acura- ELS -Surround-Anlage an und drehe die Sportsendung auf 5 Live rein.
    Sie reden nur über mich. Und nichts Gutes.
    Hat eine Hundertprozentige nicht reingemacht … Hat einen rabenschwarzen Tag erwischt … War nicht er selbst … Kommt seinen Club teuer zu stehen …
    Ich schalte das Radio aus und sacke vornüber mit dem Kopf aufs Lenkrad.
    Ich bin ein Durchschnittspieler, eine Lusche, ein Nichts. Man kann mich für einen Fünfer bei Lidl kaufen … Oma, du fehlst mir. Ich kann jetzt nicht nach Hause. Deprimiert rolle ich vom Parkplatz in Corlham Wood, gleite an dem hohen Zaun vorbei und biege auf die Hauptstraße.
    Links und rechts erstrecken sich dunkle Grünstreifen, auf denen Bäume emporragen. Die Äste scheinen in meine Richtung zu zeigen, jeder ihrer Äste ein Finger, der nach mir greift. Ich fahre unter einer Eisenbahnbrücke entlang, sie beschimpft mich als Wichser, und der Zug, der über die Brücke donnert, zeigt mir den Stinkefinger. Jeder vorbeirollende Wagen macht sich über mich lustig. Und was ist das? Irgendeine Scheißkarre – ein waldgrüner Vauxhall Astra oder so – hängt seit Corlham an meiner Stoßstange.
    Zufall? Ist das wirklich Zufall?
    Ich schalte das Radio wieder an – King wirkte wie gelähmt, wie ein Spieler aus der C-Jugend – und mache es erneut aus. Von der Hauptstraße biege ich auf eine Nebenstraße.
    Hecken zu beiden Seiten des Bentleys. Sie verspotten mich.
    Und weiter ins Dorf, in dem Oma früher gewohnt hat. Neben der Kirche, wo Gott über dem Glockenturm schwebt, den Kopf schüttelt und mich als Flachpfeife beschimpft, bevor er sich wieder abwendet und weiter FIFA 11 spielt, oder womit sich heutzutage die Götter sonst die freie Zeit vertreiben.
    Ich biege mit dem Bentley links in die Auffahrt von Omas altem Haus. Ich habe es behalten, obwohl es leersteht und sie vor langer Zeit gestorben ist. Ich habe es für Momente wie diesen behalten, wenn ich verwirrt bin, einfach die Tür hinter mir zumachen und mich im ehemaligen Gästezimmer aufs Ohr hauen will.
    Ich parke den Bentley, steige erschöpft aus und gehe zum Kofferraum, um meine KKC -Hunt-You-Down-Reisetasche aus 1000-dtex-Nylon mit Dreifachnaht und 3D -Mesh-Panels herauszuholen. Da

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