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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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Trainingshose zieht. Er schraubt den Deckel ab und nippt mit glasigen Augen daran.
    Nicht gerade »The Special One«. Wohl eher ein Tresen-Spezi.
    Eisenfaust schaut zu dem nahegelegenen Betonbunker. Ich folge seinem Blick. Dort erscheint eine Gestalt, groß, schlaksig, mit Torwarthandschuhen und Trikot. Sie trottet vom Bunker Richtung Platz.
    »Arnan Varnan«, sagt Fäustchen. »Der beste Torhüter des Landes.«
    Arnan Varnan? Was für ein Name. Klingt wie Dick Fick.
    Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich darauf komme. Aber gibt es nicht tatsächlich einen Keeper mit dem Namen Fick? Irgendwo, meine ich. Egal. Denn drei weitere Gestalten tauchen auf, gedrungen und muskulös, erdbeerblond, mit einem Bauerntrampel-Grinsen im Gesicht. Sie rennen aufs Spielfeld und bekreuzigen sich, als sie die weiße Linie überqueren. »Die Joshi-Brüder«, erklärt Fisty. »Bedros, Boghos und Babak.«
    Das ist keine Fußballmannschaft, sondern ein Wanderzirkus.
    Dann wankt eine weitere Person – ein echter Brecher – aus dem Schatten. »Vik Dink«, sagt Eisenfaust mit einem fast liebevollen Unterton. »Er hat dreimal den Titel als stärkster Mann des Kaukasus gewonnen.«
    Jetzt sprechen wir dieselbe Sprache.
    »Im Mittelfeld kommt man nur schwer an ihm vorbei.«
    Es sei denn, man ist wie ich. Ich kann ihm das Fell über die Ohren ziehen, bevor er nur »Und der nächste Strongman-Wettbewerb ist das Fass-Stemmen« sagen kann. Trotzdem, während ich ihn so betrachte, denke ich, er hat irgendwas. Sein hünenhaftes Äußeres verleiht ihm eine bedrohliche Aura, die jeden Gegner bestimmt in die Schranken weist. Er ist wahrscheinlich nicht besonders beweglich, aber man muss ein Auge auf ihn haben, auf unseren Dink. Ganz klar. Egal. Es kommen weitere Personen auf den Platz gerannt. Ein Typ namens Nino. Ein Murman oder so. Ein Serj. Ein Bursche namens Zatik mit mürrischem Gesichtsausdruck. Ein Shavo, der nur noch ein Ohr hat.
    Es gibt sogar einen Lado. Was für eine Mannschaft.
    Sie tragen keine Vereinstrikots, sondern fast jeder hat ein Jersey seiner Wahl an. Da hätten wir ein Eto’o-Trikot und eines von Kaka. Doch die meisten tragen Premier-League-Trikots – als da wären ein Lampard, zwei Rooneys und sogar ein van Persie, aber kein Kevin King –, es ist zum Kotzen. Man hat mich aus dem Nirwana der Premier League verbannt, und diese Trikots machen sich über mich lustig.
    Und diese Spieler.
    Einige von ihnen werfen mir verächtliche Blicke zu. Vor ein paar Monaten – vor meinem Auftritt als Würger, vor der Gola-Tasche – hätten sie mich angsterfüllt angestarrt, weil ich, Kev, ihren Platz einnehmen könnte. Mit jener Angst, die schlechtere Spieler verspüren, wenn ein Topspieler in ihren Verein kommt, um ihre Auflaufprämie zu kassieren. Aber das ist es nicht – jedenfalls nicht nur –, wahrscheinlich sind die Bestechungsvorwürfe der Grund dafür, dass sie das Gesicht verziehen. Wahrscheinlich glauben sie, diese kaukasischen No-Name-Spieler, dass ich meine Integrität einfach an den Meistbietenden verkaufe. Was nicht der Fall ist. Sie wüssten es besser, wenn sie mich an jenem bedeutungsvollen Abend auf dem Dino-Golfplatz erlebt hätten.
    Einer der Co-Trainer kommt heraus und schiebt eine Schubkarre vor sich her, die unter dem Gewicht knallbunter Plastikgegenstände hin und her wankt. Er stellt Kegel auf und verteilt Leibchen an den Wanderzirkus.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagt Fäustchen. »Meine Jungs brauchen mich.« Dann trabt er davon, um eine Trainingseinheit abzuhalten. Währenddessen nimmt er erneut einen kleinen Schluck aus seinem Flachmann.
    Ich schaue zu Shishakli, der in feinsten Zwirn gewandet ist: schwarzer Jaspar-Littleman-Anzug, weißes Alexander-Reuben-Hemd sowie maßgeschneiderte Anello-And-Davide-Halbschuhe. Er hebt den Kopf, um zu signalisieren, dass er sich auf die Tribüne setzen will. Wir latschen hinüber, ich gehe zwischen Aram und Craggsio und passe auf, dass ich nicht in die Furchen und den Matsch auf dem Platz trete. Wir steigen zur ersten Sitzreihe hinauf, nehmen Platz, lassen den Blick über das Spielfeld wandern und verfolgen das Trainingsgeschehen.
    Shishlaki lehnt sich zurück, holt ein Feuerzeug aus der Tasche und zündet sich mit einer weltmännischen Geste die Pre-Embargo-Gispert-Zigarre an, die er aus seiner Nathan-And-Hayes-Schachtel gezogen hat.
    »Und, was denkst du, Kevin?«, fragt er.
    »Warum hat es so lange gedauert, bis du mich angerufen hast? Und warum sollte ich für diese

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