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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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Gestalt, die dort allein steht.
    Ich betrachte sie genauer. Was macht sie?
    Rauchen, das macht sie. Eine Kippe rauchen.
    Was noch kein Verbrechen ist, besonders nicht hier im Herzen der industriellen Ukraine, wo ein Glimmstängel verbreiteter ist als in anderen Gegenden des Euronents. Und doch. Es ist ein Verbrechen. Zumindest sollte es eins sein: wenn dieser Raucher – ich starre die Gestalt an – die offizielle Uniform der Euro-Volunteers in Hellblau trägt, eine der fünf Schlüsselfarben des offiziellen 2012er-Turnier-Brandings.
    Ich gehe vom Weg runter auf den Grashügel. Jetzt bin ich mir sicher, dass der Raucher die offizielle Adidas-Uniform der freiwilligen Helfer trägt.
    Also gut. Wenn dein Job als freiwilliger Helfer in der Donbass Arena erledigt ist, wenn deine Aufgabe, das Sport-Freizeiterlebnis des Fan-Konsumenten zu befördern, erfüllt ist, stehst du also rum. In Ordnung. Legst ein Verschnaufpäuschen in deinem offiziellen Adidas-T-Shirt mit dem Turnier-Logo ein, das deine Titte schmückt. Mach das ruhig. Ich werde nicht versuchen, dich davon abzuhalten.
    Aber rauchen, warum tust du das? Weil du glaubst, dass du alleine bist?
    Rauchen?
    Ich meine, warum konsumierst du stattdessen nicht etwas, das besser zu dem schwungvollen und gesunden Image von 2012 passt? Genieß etwas Nahrhaftes von McDonald’s oder eine durstlöschende Coca-Cola. Oder kipp dir, wenn du willst, ein paar Pints Carlsberg rein – Inhaber der exklusiven Vermarktungsrechte für alkoholische Getränke innerhalb der Grenzen des Turniers. Denn dieses Bier ist mit der gestochen scharfen Athletik des Wettbewerbsgeistes im Einklang.
    Aber deine Uniform tragen und rauchen?
    Ich meine, sind Benson & Hedges zum Beispiel – obwohl ich ein paar deutlich esoterischere Marken wie Embassy, Lambert und Butler hätte aussuchen können –, sind Benson & Hedges einer der zehn globalen Sponsoren der Euro? Nein. Sind sie nicht. Du musst das wissen.
    Musst du!
    Ich bin jetzt auf dem Hügel, lege einen Zahn zu und komme lautlos oben an, nähere mich den Bäumen, den XSF -Punch-Dagger mit Zero-Ground-Schneide und erhabenem G-10 -Griff bereits gezückt. Dann drehst du dich, erblickst mich. Du bläst eine Rauchwolke aus, dein Gesicht heißt mich willkommen mit einem reflexartigen Überrest deines freiwilligen Helfer-Syndroms, ehe deine Augen einen Blick auf etwas erhaschen, ein Funkeln von Metall vielleicht, oder doch den Blick meiner Augen.
    Der Horror hat in deinem Gesicht Platz genommen.
    Aber dann bin ich schon auf dir, ehe du sagen kannst: »Jesus Christus! Nein! Bitte, nein!« Ehe du daran überhaupt denken kannst. Um ehrlich zu sein – ich bin es selbst nicht ganz –, ergötze ich mich nicht an deiner Schlachtung, so wie ich es in der Vergangenheit getan habe. Ich spüre nicht das Knallen und Kribbeln des Ordnungshüter-Adrenalins – wie bei Sorbet, wie bei Eis –, fühle es nicht durch mich hindurchfließen, als ich dir einen wirklich widerlichen Schlag geradewegs durch die Mitte deines Halses versetze und deinen Adamsapfel im Stile Wilhelm Tells auf einen Schlag durchteile.
    Ich spüre auch nicht den herben Verteidigungs-Nervenkitzel, der sich bei solchen Gelegenheiten normalerweise in meinem Athleten-Kiefer einstellt, als du wie eine dicke Scheibe Fleisch ins nasse Gras fällst und um deine letzten Atemzüge ringst. Als ich dich trete, dich rüberrolle, sodass deine weit aufgerissenen Augen den ehernen ukrainischen Mond zwischen den dunkel, pointillistisch gezeichneten Blättern ausmachen, die sich über dir wiegen, bin ich seltsam ungerührt. Das ändert sich auch nicht, als ich dich auf der anderen Seite des Hügels hinunterrolle – wie gern du als Kind doch Rolle-Rolle gespielt hast –, Richtung des glitzernden Wassers unten, und dich zur Uferkante des Weihers lenke, ehe ich stoppe. Mein Gofer ruht jetzt auf deiner Brust, dein Mund schnattert irgendeinen Kauderwelsch im Todeskampf.
    Deinem vorletzten Todeskampf. Ich beuge mich hinunter und schlitze auf, was von deinem Hals noch übrig ist.
    Ich töte dich für Coca-Cola. Ich töte dich für McDonald’s.
    Für Castrol-Öl erledige ich dich. Um die Markenintegrität von Sharp und von Canon zu schützen.
    Für Adidas stirbst du. Für Hyundai-Kia.
    Für den offiziellen Technologie-Partner Orange. Weil globale Events einen globalen Partner brauchen.
    Und für Carlsberg, das athletischste, fußballerischste aller Biere.
    Für die gesamte Sponsorenfamilie der Euro 2012, die du betrogen hast,

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