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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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sich im Grab umdrehen.«
    »Er ist nicht tot«, erwidert van Bommel.
    »Bist du dir sicher?«
    »Ich hab ihn heute morgen gesehen. Wir hatten Kaffee.«
    Kaffee mit Cruyff. Nett! Aber ich werde mich nicht einschüchtern lassen. Denn darum geht es in meinem Spiel. Ich gehe immer drauf. »Er könnte heute Nachmittag gestorben sein.«
    Vor Abscheu runzelt er seine Stirn.
    »Oder jetzt. Er könnte auch jetzt gestorben sein … jetzt … jetzt …«
    Van Bommel tritt an mich heran, der streitsüchtige Motor im Mittelfeld, die Antriebsfeder des holländischen Teams. Ein Spiegelbild von mir. Abgesehen von mehr Gouda und einer deutlich schlechteren Frisur. »Was ist dein Problem?«
    Ich stürze nach vorne, sodass ich auf Riechdistanz zu van Bommel bin, lege meinen Kampfblick auf, der ausdrücken soll, dass ich ein wütender Wikinger mit Verstopfung bin.
    »Rede nicht so über meine Oma«, flüstere ich, obwohl ich keine Ahnung habe, warum ich das sage. Ich gehe noch näher an ihn ran, sodass nur noch ein ausgefranstes Umbro-Schweißband zwischen unsere Köpfe passen würde. Aber dann fährt ein Arm aus und geht in die Lücke zwischen unseren Oberkörpern.
    Ich sehe nach unten. Der Arm trägt kurze schwarze Ärmel.
    Es ist der Arm des Schiris, der die beiden aneinandergeratenen Kapitäne trennt.
    »Kev«, seufzt van Bommel vertraut, weicht ein wenig zurück und tut total versöhnlich. Er gibt mir den »Was soll’s?«-Blick und die »Lass uns die Trikots tauschen«-Geste. Er hat recht, ich meine, was tue ich? Dieser holländische Typ hat uns die Tore ja nicht verweigert, oder? Der Schiri-Arm zwischen unseren Brustkörben geht zurück. Als er zurückgezogen wird, bemerke ich eine breite käseweiße Stelle am Handgelenk des Schiris.
    »Schau, Boms … Ich darf dich doch Boms nennen, oder?«
    »Mmmh.«
    »Boms, Junge, Entschuldigung. Mein Bluthochdruck.«
    Ich gehe auf ihn zu, lege meinen Arm um seine Schulter und gehe mit ihm Richtung Spielertunnel. »Hast du jemals den Dyson Airblade benutzt?«, frage ich beiläufig, um unseren Waffenstillstand zu untermauern.
    Van Bommel hat den Dyson Airblade benutzt. Er kennt die klaren Vorzüge, die er gegenüber Papierhandtüchern und traditionellen Handtrocknern hat. Ich verarsche euch nicht. Er teilt mit mir sogar die Einsicht in das Universum. Er hat die Meilenstein-Fernsehserie mit Professor Brian Cox zu diesem Thema ebenfalls verfolgt, als sie auf BBC Worldwide lief. Und van Bommel lehrt mich – während wir jetzt wie die dicksten Freunde im Spielertunnel stehen, kurz davor, getrennt in unsere Umkleidekabinen zu gehen – das Wesen der dunklen Strömung.
    »Das ist eine Anomalie in der Geschwindigkeit der Galaxien-Cluster, Kev.«
    »Nett.«
    »Das bedeutet, dass sehr weit entfernt die Raumzeit ganz anders sein könnte … Es könnte da draußen sogar ein Paralleluniversum existieren.«
    »Erstklassig. Nett … dunkle Strömung. Ich werde das nachforschen, werde den Scheiß googlen«, sage ich.
    Wir lächeln verlegen, verblüfft darüber, wie viel wir gemeinsam haben.
    »Hast du nicht …?«, sagt er.
    »Es getan? … Die Champions League hergeschenkt? … Nein. Ich habe nicht beschissen. Muss meinen Namen nur wiederherstellen.«
    »Gut. Gut … Wir sollten …«, sagt er.
    »Ja, Definitiv … Wenn ich in Holland bin.«
    »Oder in Mailand, ich spiele jetzt in Mailand.«
    »Natürlich machst du das, Boms, Kumpel … Wenn ich jemals in Mailand bin …«
    Wir tauschen Trikots. Tauschen Hosen und Unterhosen und Socken.
    Nicht wirklich. Wir tauschen aber Trikots.
    »Nett, Boms. Bis später. Lässig.«
    Er dreht sich, geht weg durch die offene Tür ihrer Umkleide. Ich blicke hinein, sehe den in der Schweiz geborenen Luuk de Jong und den Surinamer Edson Braafheid. Ich drehe mich zu unserer Tür, gehe rein, blicke über die glänzende Fläche unserer Umkleide, sehe unsere ausgepumpten Jungs herumliegen, unfähig zu sprechen. Sie sind enttäuscht.
    »Was ist in euch gefahren?«, brülle ich die Mannschaft an.
    Köpfe drehen sich herum, alle starren mich an. »Hab Erbarmen, Boss«, steht auf ihren Gesichtern geschrieben. Mit flehender Tinte geschrieben. Vik Dink schafft es, aufzustehen. Er wälzt sich ausgepowert einen Schritt vorwärts: »Die Jungs haben alles gegeben, Kev.«
    »Ich weiß. Das ist das, was ich meine … Du warst brillant. Immens. Was ist in dich gefahren? Was für ein Unterschied zum Italien-Spiel.«
    Lächeln schießt in ihre Gesichter. Vik nickt. »Wir hatten eine

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