Eva und die 40 Maenner - Roman
Bewerbungsschreiben formulieren sollen. Eva legte Freddys Brief beiseite und griff nach dem nächsten.
Bist du, liebe E., die Frau, die mit mir durch dick und dünn geht? Der ich jederzeit mein Herz ausschütten kann? Vertrauen und Zuverlässigkeit sind für mich lebenswichtig. Ich bin ein lieber Mensch und man kann gut mit mir kuscheln. Wenn einer schlecht drauf ist, bringe ich ihn gern zum lachen oder leihe ihm mein Ohr. Ich würde mir wünschen, wie du, mein restliches Leben mit mir zu verbringen …
Eva lachte laut auf. Wunderbar! Ja, sie würde sich auch wünschen, mit sich selbst ihr restliches Leben zu verbringen, und wie! Solange solche Perlen unter den Briefen waren, durfte man ruhig ein bisschen Zeit an sie verschwenden. Immer noch glucksend, stopfte sie den Brief in den Umschlag zurück und wollte eben nach dem nächsten greifen, als das Telefon draußen im Flur klingelte. Eilig legte sie die Briefe weg und lief hinüber.
»Bei Breitling …«
»Hallo, hallo! Kann ja nur Eva sein, nehme ich an? Ich bin Irmela, Irmela Habel, weißt du noch? Wir kennen uns von Silkes Geburtstag im letzten Jahr. Die Leute erinnern sich eigentlich meistens an mich, keine Ahnung, wieso.« Ein saftiges, ansteckendes Lachen drang aus dem Hörer. »Jedenfalls bin ich vorgestern wieder aus dem Urlaub zurückgekommen, und da hat mir Silke erzählt, dass du hier bist. Also wollte ich dich in unserer Runde ganz offiziell begrüßen. Verstärkung ist immer gut!«
Wieder lachte sie herzhaft. Eva musste unwillkürlich mitlachen.
»Wir sind ja ein ganzer Haufen verlassener Weiber, ehrlich wahr. Man möchte es fast nicht glauben – als gäbe es da so eine Art ansteckende Krankheit mit Anfang 40! Wo man auch hinguckt: sitzengelassene, betrogene, verwitwete Frauen – und welche, die’s bloß noch nicht wissen ! Haha!«
So richtig wusste Eva nicht, warum das so lustig war. Bevor sie aber noch Luft geholt hatte, ging es schon weiter.
»Und dann natürlich die, die seit Ewigkeiten schon alleinerziehend sind, klar. Die nie mehr als vier Wochen bis ein halbes Jahr schaffen mit so einer Beziehung. Wobei noch die große Frage ist, an wem’s liegt, was?«
»Die große Frage, genau«, antwortete Eva unverbindlich. »Aber bei mir …«
»Ist es natürlich anders, ich weiß. Und vor allem nochganz frisch. Das ist auch nicht immer lustig, klar. Ich wollte auch nicht in alten Wunden rumstochern, sondern eine Lösung anbieten! Zumindest eine kleine, momentweise Lösung. Entspannung – das ist das Zauberwort. Das macht den Kopf wieder klar.«
»Was meinen Sie … meinst du damit?« Jetzt erinnerte sie sich wieder vage an die rothaarige, auffällige Frau bei Silkes Party damals.
»Lomi Lomi Nui.«
Eva drückte den Hörer ein wenig fester ans Ohr. Hatte sie Hörstörungen?
Nach einem winzigen Moment der Stille prustete die andere Frau los. »Entschuldige, da kann ich nie widerstehen! Den Begriff kennt ja kaum einer, und alle stutzen dann immer so – zu schön. Also, pass auf: Lomi Lomi Nui ist eine traditionelle hawaiianische Massage, ein Traum, eine wahre Wunderdroge. Ich schwöre, dass sie mich jedes Mal einen Monat jünger macht. Ich habe schon angerufen, ob ich jemanden mitbringen kann. In zwanzig Minuten hole ich dich ab. Was sagst du? Trübsal blasen kannst du danach immer noch – wirst du aber nicht, das schwöre ich dir.«
Eva zögerte. »Ich sollte eigentlich ein paar Dinge erledigen …«
»Da kommt’s doch auf zwei Stunden auch nicht an, oder? Gib dir einen Ruck. Nach der Massage hast du viel mehr Energie.«
»Okay. Probieren wir’s mal mit Lomo …«
» Lomi Nui . Wunderbar – eine Frau der Tat. Also bis gleich!«
Irmela Habel war gesprächig, raumgreifend und nicht zu übersehen. Sie trug teure Klamotten, die ihrer runden Figur erstaunlichen Pep gaben, eine teure Frisur, auf deren Burgunderrotsicher irgendein Starfriseur ein Patent hatte, und ein Augenzwinkern, das das Herz erwärmte.
Eva mochte sie auf Anhieb – trotz ihrer nicht enden wollenden Bereitschaft, auch noch die letzte Seelenregung mit ihrer gesamten Umwelt zu teilen. Irmela war eben großzügig.
So großzügig, dass ihr auch die Idee kam, Eva nach der Massage zum Mittagessen einzuladen. Eva kapitulierte vor Irmelas Überzeugungskraft und ihrem eigenen Hunger, bestand aber darauf, wenigstens das Essen selber zu zahlen.
»Wenn du unbedingt willst«, entgegnete Irmela. »Aber nötig wär’s nicht. Andreas bedenkt mich großzügig, meinem schnuckeligen
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