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Eva und die 40 Maenner - Roman

Eva und die 40 Maenner - Roman

Titel: Eva und die 40 Maenner - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Andre
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Schule Experiment, dort war es eine ernste Sache. Hier standen Kreativität und Phantasie an oberster Stelle, dort Leistung und Disziplin. Und ihr alter Schulleiter glaubte ernsthaft, Vollwert sei, wenn neben Fleisch noch Kartoffeln und Gemüse auf dem Teller lagen, wenn der also voll war.
    Eva musste plötzlich lachen. Der alte Voßfeldt wäre hier aus dem Staunen nicht herausgekommen. Vermutlich hätte er sich aber auch ernsthafte Sorgen gemacht, ob die Kinder wirklich genug lernten. Obwohl er den modernen Zeiten durchaus skeptisch gegenüberstand, lagen ihm seine Schüler immer ernsthaft am Herzen.
    Jetzt merkte sie, dass Lutz sich umgedreht hatte und sie etwas unsicher ansah. Hatte sie etwa laut gelacht?
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Natürlich, alles bestens.« Eva starrte ihn an. Er hatte eben auf eine Art den Finger ans Ohrläppchen gelegt, die schlagartig alles wieder an die Oberfläche holte, was sie schon vergessen zu haben glaubte: Marcel. Marcel machte das so ähnlich, wenn er mit einem redete, aber mit den Gedanken woanders war. Es traf Eva, als stünde er selber vor ihr. Sie spürte richtig, wie sie den Atem anhielt.
    Lutz stutzte erneut. »Ist was? Alles in Ordnung?« Verunsichert rückte er seine Brille zurecht.
    »Äh … klar, Entschuldigung. Ich war nur gerade mit den Gedanken woanders.« Eva wurde ein bisschen rot.
    Lutz beschloss offenbar, dass er es war, der Eva aus der Fassung brachte. Er lächelte sie auf sehr verständnisinnige Weise an. »Schon gut«, raunte er. »Versteh ich doch.«
    Als Eva begriff, was ihm durch den Kopf ging, wurde sie noch röter. Aber sollte sie ihm jetzt erklären, dass er einem Irrtum aufsaß? Bestimmt nicht.
    »Wollen wir?« Lutz’ Lächeln wurde noch etwas intensiver, seine Hand legte sich zart um ihren Ellbogen und geleitete sie weiter durch den Flur. Eva wartete auf eine Gelegenheit, sich unauffällig loszumachen. Lutz Dassler schien ja zu glauben, dass er eine durchschlagende Wirkung auf Frauen hatte. Was für ein gesegnetes Selbstbewusstsein.
    Gott sei Dank waren sie bald bei den Delfinen – 30 Fünft- und Sechstklässler, bei denen Eva demnächst mithelfen sollte.
    Kaum hatte Lutz sie der Klassenlehrerin Gisela vorgestellt, wehten plötzlich die zarten Töne eines Windspiels aus den Lautsprechern über der Klassenzimmertür. Eva sah verwirrt zu ihnen hoch.
    »Was ist das?«
    »Die Pausenklingel«, sagte Gisela.
    »Das kann man hören, wenn’s mal lauter ist in der Klasse?«
    »Nee«, sagte Lutz. »Kann man nicht. Aber Bernadette – Frau Helmholtz – ist der Meinung, wenn eine Klasse so laut ist, dass sie es überhört, verpasst sie eben ihre Pause. Pech gehabt.«
    Eva staunte. Noch ein Experiment. Da war sie ja in eine richtig spannende Schule gekommen! Bewegungspausen, Windspiele und nach Zuwendung dürstende Lehrer … interessant würde es allemal.
    »Na, was sagst du?« Kirsten biss von ihrer Gurke ab und musterte Eva. »Hast du es dir ungefähr so vorgestellt?«
    Sie saßen in einer Ecke des Lehrerzimmers. Die meisten Kollegen waren entweder schon nach Hause gegangen oder wieder zurück in den Unterricht.
    »Sagen wir mal so: gut, dass Silke mich schon auf so vieles vorbereitet hat. Es gibt wirklich viel Erstaunliches bei euch.« Eva grinste und nahm etwas Paprika.
    »Echt? Was denn so?«
    »Na, zum Beispiel die Erzieher, die so viel im Unterricht mithelfen, da würde sich jede andere Schule die Finger danach lecken. Oder das hier – das schmeckt richtig gut.«
    Sie wies auf das Tablett, das vor ihnen auf dem Tisch stand. Es war voller Teller und Schüsselchen mit den Resten vom Mittagessen – Rohkost, Frühlingsquark und selbst gebackene Sesamstangen. Die Lehrer, die keine Essensaufsicht hatten, bekamen die Überbleibsel der Fütterung immer ins Lehrerzimmer geliefert.
    »Und glaubst du, dass …« Kirsten unterbrach sich. Jemand war durch die Tür getreten, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Eva bemerkte, dass sie sich plötzlich ein wenig aufrichtete und den Bauch einzog.
    Sie sah zum Eingang, konnte den Mann, der eben hereingekommen war, aber nicht richtig erkennen. Zwei Kolleginnen hatten sich sofort auf ihn gestürzt und verdeckten die Sicht. Von hier aus sah man nur sein dunkles, volles Haar und ein blaues Sakko über einem schwarzen T-Shirt.
    »Wer ist das?«, fragte Eva.
    »Das ist Nils«, erwiderte Kirsten in leichtem Ton. »Nils Fehrenberg. Er ist Bernadettes Stellvertreter, er war heute auf irgendeiner Fortbildung.«
    Aha,

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