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Eva und die 40 Maenner - Roman

Eva und die 40 Maenner - Roman

Titel: Eva und die 40 Maenner - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Andre
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dachte Eva, das ist also der tolle Hecht, das Sahneschnittchen. Kirsten hatte ihre Haare zurückgeworfen und starrte mit leuchtenden Augen hinüber. Eva lächelte über ihre schlecht verhohlene Begeisterung. Das Verliebtsein stand Kirsten richtig gut.
    »Nils, hast du mal einen Moment?«, rief sie jetzt und winkte. »Ich muss dir jemanden vorstellen!«
    Eva blickte wieder zum Eingang. Die beiden Kolleginnen guckten ein bisschen unwirsch, als sich der Angesprochene freundlich von ihnen verabschiedete und dann näher kam. Irgendetwas an seiner Statur kam Eva bekannt vor. Er war ein großer Mann mit guter Figur, etwa Mitte 40. Er hatte etwas Anziehendes an sich, eine Ausstrahlung, die einen zweimal hinsehen ließ. Wo hatte sie den Kerl bloß schon gesehen?
    Und dann wusste sie es. Es war der attraktive Mann von der Straße, die Zielscheibe ihres Handys. Kein Zweifel – auf seiner Wange verlief die frische, drei Zentimeter lange Narbe, an der sie schuld war.
    »Nils, das ist Eva Morbach«, plapperte Kirsten, »unsere neue pädagogische Hilfskraft. Sie ist eigentlich Gymnasiallehrerin, aus Magdeburg, aber jetzt ist sie in Berlin gelandet und wird unser Team verstärken.«
    Natürlich hatte er sie sofort erkannt. Seine Hand war instinktiv nach oben gezuckt, in Richtung seiner malträtierten Wange. Der Blick, mit dem er Eva bedachte, war nicht eben freundlich. Eva wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ihr Chef! Es war ausgerechnet ihr eigener Chef, der sie in einem solchen Moment der Schwäche erwischt hatte.
    Doch Nils bewahrte Haltung. Er nickte zurückhaltend und zeigte mit keiner Regung, dass er sie erkannte.
    »Ich habe es gestern von Bernadette gehört«, sagte er. »Also bekommen wir doch noch Verstärkung. Wir hatten für dieses Schuljahr eigentlich schon aufgegeben.«
    Eva lachte nervös. »Tja, ich auch … Also nein, ich meine, ich freue mich, dass ich hier sein kann. Ich hatte schon einen sehr angeregten ersten Tag.« Der unergründliche Blick, mit dem er sie musterte, brachte sie ganz aus der Fassung.
    »Aha. Dann hoffe ich mal, dass angeregt so etwas Ähnlichesbedeutet wie angenehm. Bei uns ist ja einiges anders als im normalen Schulbetrieb.«
    Eva wollte antworten, doch Kirsten war schneller. Sie legte ihre Hand auf Nils’ Arm und rückte etwas näher.
    »Ja, ich hab ihr schon viel erzählt, damit der Schock nicht so groß wird.« Sie strahlte abwechselnd von Nils zu Eva und zurück. »Als ich hörte, dass sie in Berlin bleiben möchte, kam mir gleich die Idee, sie mal auf uns aufmerksam zu machen.«
    Eva stutzte, sagte aber nichts. Sie selbst hatte doch Kirsten angesprochen.
    »Wie schön«, meinte Nils an Eva gewandt. »Manchmal geht das Leben eben unerwartete Wege, richtig? Jetzt muss ich leider in den Unterricht zurück. Aber wir werden wohl noch öfter das Vergnügen haben, Frau Morbach.« Damit nickte er ihr unverbindlich zu, drehte sich um und marschierte davon.
    »Hm«, machte Kirsten ratlos. »Irgendwas hat er heute. Wieso sagt er Frau Morbach zu dir?«
    Eva zuckte betont gleichmütig die Achseln. Er siezte sie, weil er Distanz zu ihr halten wollte, das war ja klar. Sie musste einen verheerenden Eindruck auf ihn gemacht haben – aufdringlich, unhöflich, gemeingefährlich. Wahrscheinlich fragte sich Nils Fehrenberg in diesem Moment, wie er sie möglichst schnell und unauffällig wieder aus seiner Schule hinausbefördern konnte. So ein Mist aber auch… Sie war gerade dabei gewesen, sich auf ihre Aufgabe hier zu freuen.
    Eva warf Kirsten einen Seitenblick zu. Die stand immer noch da und sah dem längst Entschwundenen mit verzückter Miene hinterher. Na gut, der Kerl hatte breite Schultern und einen schönen Mund, vielleicht sogar Verstand – aber man musste ja nicht gleich so ausflippen, nur weil einem anderen ein Missgeschick passiert war. Soweit sie sich erinnerte,hatte sie sich tausendmal entschuldigt und ihm zu helfen versucht, aber er war bocksbeinig und unfreundlich gewesen. Aber wenn sie sich Kirstens leuchtende Augen so anschaute, war immerhin nicht ausgeschlossen, dass der Stellvertretende gelegentlich auch nett sein konnte. Vielleicht würde er gar nichts gegen sie unternehmen, sondern ihr bloß aus dem Weg gehen. Das tat sie am besten auch. Und gönnte Kirsten von Herzen die Schmetterlinge im Bauch.
    Die ließ sich gerade mit einem leisen Seufzer wieder auf ihren Stuhl fallen. »Für mich könnte auch schon Wochenende sein. Ich kann dir nicht sagen, wie ich mich darauf freue!«
    Eva

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