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Eva und die 40 Maenner - Roman

Eva und die 40 Maenner - Roman

Titel: Eva und die 40 Maenner - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Andre
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Erinnerungen wieder hoch. Zu Katrin undDorit war der Kontakt beinahe eingeschlafen in der kurzen Zeit, die sie fort war. Ja, sie hatte ihr soziales Leben hier ziemlich vernachlässigt, mit Kind und Job waren die Tage immer so voll gewesen. Sie war ja neu hinzugezogen in den Osten damals, der Liebe wegen. Marcel und sie waren sich lange selbst genug gewesen. Und nun war sie aus demselben Grund wieder gegangen: der Liebe wegen. Beziehungsweise des Mangels daran.
    Der fremde Lippenstift fiel ihr wieder ein. Vorbei … Wenn das Kind groß war und der Mann fort, auch wenn er körperlich noch auf dem Sofa saß, dann stellte man plötzlich fest, dass nur wenig übrig war. Zu wenig, um damit den Rest des Lebens zu verbringen.
    Eva blieb abrupt stehen und spähte durch das Gebüsch am Gehweg auf ihr altes Schulhaus, ohne es richtig zu sehen. Plötzlich schien ihr das Gefühl, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, auf wackeligen Füßen zu stehen wie ein Kleinkind, das gerade laufen lernt. Noch vor fünf Wochen hatte sie schließlich hier vor ihrer eigenen Klasse gestanden, hatte mit ihrem eigenen Mann im Bett gelegen, in einem ganz anderen Leben. Konnte man sich so schnell neu erfinden?
    Sie schüttelte sich, um die düstere Stimmung abzuwerfen. Doch, man musste es versuchen, man musste sich der Angst vor dem Neuen stellen, dem Risiko.
    Eva ging weiter, diesmal etwas langsamer. Von irgendwoher hörte sie ein paar junge Stimmen. Nach einigen Metern kam sie an vier Jugendlichen vorbei, die unter einem Baum zusammenstanden, halb verborgen von der Hecke. Einer verteilte Gebäck an die anderen, soweit Eva sehen konnte; sie raunten sich etwas zu. Sie erkannte zwei von ihnen, Elftklässler, zeigte aber keine Reaktion. Erst als sie schon an ihnen vorbei war, begriff sie den Gesichtsausdruck einer der Jungs.
    Er hatte sie extrem schuldbewusst angesehen.
    Irgendetwas schlug in Evas Kopf Alarm. Sie blieb abrupt stehen. Es ging sie zwar eigentlich nichts an, aber die Instinkte einer Lehrerin waren mächtig. Auf dem Schulhof! Das konnte sie nicht durchgehen lassen.
    Sie drehte sich um. Die Jungs bemerkten es erst gar nicht.
    Mit drei Schritten stand sie vor ihnen.
    »Was habt ihr da? Zeigt mal her.« Feste Stimme, besonnener Blick. Jahrelange Übung eben. Die Jugendlichen waren so verdattert, dass sie alle vier stehen blieben wie die Ölgötzen. Der größte von ihnen, ein schmaler, pickliger Kerl, hielt ein dickes Stück Alufolie in der Hand, in der die duftenden Kekse lagen. Eva streckte die Hand danach aus.
    Der Picklige machte eine rasche Bewegung, als wolle er davonrennen, doch Eva war schneller. Sie schnappte ihm mit einem Griff die Folie weg, zwei kleine Kekse flogen durch die Luft, aber es blieben noch genug andere übrig.
    Wieder versteinerten die Jungs, als hätten sie ins Antlitz einer Medusa geblickt. Eva sog den Geruch, der von den Keksen aufstieg, tief ein. Der charakteristische Duft war nicht zu verkennen.
    Haschischplätzchen. Mindestens zehn Stücke kleiner, runder, saftiger Haschischplätzchen. Auf jedem Kuchenbasar wären sie weggegangen wie warme Semmeln, so lecker sahen sie aus.
    Keine Chance, die Jungs davon kosten zu lassen.
    »Das hier ist ein Problem. Und zwar ein ziemlich gewaltiges, oder?« Ihre Miene, mit der sie die Übeltäter der Reihe nach musterte, war kühl und streng. »Ich könnte jetzt damit reingehen, direkt zum Rektor. Dann würden wir eure Eltern anrufen und danach die Polizei. Oder umgekehrt.« Sie legte eine kleine Kunstpause ein und sah zu, wie die Jungs um zehn bis zwanzig Zentimeter schrumpften. »Oder ichkönnte – und zwar für den Fall, dass ihr mir bei eurem Allerheiligsten schwört, dass es das erste Mal war und ihr so etwas nie wieder tut – euch laufen lassen und vergessen, was ich gesehen habe.« Wieder ließ sie ihren Blick langsam vom einen zum anderen wandern. »Also – was von beidem sollen wir tun?«
    Es dauerte einen Moment, bis einer von ihnen den Mund aufbrachte. »Aber Sie … sind hier doch gar keine Lehrerin mehr«, murrte er leise.
    »Ich kann dir versichern, mein Lieber, dass mir das vollständig egal ist.« Mit kühlem Blick fügte sie hinzu: »Eure letzte Chance, sonst entscheide ich: Was sollen wir tun?«
    »Das zweite«, murmelten sie.
    Eva nickte langsam. »Na gut. Verschwindet.«
    Drei von ihnen warfen sich geradezu herum und liefen los, doch der vierte zögerte einen winzigen Augenblick. Er sah die Kekse an, dann Eva.
    »Die sind natürlich konfisziert«,

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