Eva und die 40 Maenner - Roman
überraschte.
»War Nils eigentlich schon mal verheiratet? Oder ist er noch …« Am liebsten hätte sie sich sofort auf die Zunge gebissen.
Kirsten schien sich jedoch eher zu freuen, dass sie über ihn reden konnte. »Nein, natürlich ist er geschieden. Vor drei Jahren hat er sich von seiner damaligen Frau getrennt; gut so, wenn du mich fragst. Sie war eine blöde Kuh, hat ihn ständig mit ihrer tierischen Eifersucht verfolgt. Und dann geht sie zum Schluss hin und betrügt ihn !« In Kirstens Augen lag helle Empörung. »Das denken wir uns zumindest so, die Kollegen und ich. Er hat nie wirklich drüber gesprochen. Jedenfalls ist er solo seit damals. Na ja, eigentlich nicht mehr ganz, du weißt schon …« Sie lachte verlegen.
Eva lächelte. »Ich wünsche dir Glück«, sagte sie und hoffte, dass sie es auch so meinte.
Obwohl sie müde war, trieb es sie zu Hause noch einmal zu ihren 40 Briefen. Wenn sie es recht überlegte, hätte sie doch gerne auch wieder einmal dieses Gefühl gespürt, von dem Kirsten offensichtlich so beseelt war. Silkes Idee mit der Anzeige war so schlecht nicht gewesen, auch wenn die fünf Kerle, mit denen sie sich bis jetzt getroffen hatte, Flops gewesen waren. Mit Markus hätte es vielleicht etwas werden können, aber den hatte sie ja selbst vertrieben. Sie würde noch einmal nachsehen, noch hatte sie ja nicht allekontaktiert von den etwa zehn, die im diskutablen Bereich lagen.
Sie blätterte die Kuverts durch. Fred, Luis, Sebastian, Markus, Norbert … nein, das war ja der falsche Brief, der kurze, den Norbert nicht geschrieben haben konnte. Diesem Schreiber hatte sie also noch nicht geantwortet, das musste sie sofort nachholen. Und dann gab es noch drei andere: Lothar, Thomas und Jens. Eva setzte sich an ihren Computer und schrieb vier kurze Mails, in denen sie sich dafür entschuldigte, erst so spät zu antworten. Aber sie würde sich freuen, wenn sie immer noch Zeit und Lust hätten, mit ihr einen Kaffee oder ein Glas Wein trinken zu gehen.
Kaum war sie mit der letzten Mail fertig, ertönte das zarte Pling , das den Erhalt einer neuen Nachricht anzeigte. Neugierig öffnete sie sie.
Jens war gerade online und freute sich über ihren Brief. Gerne wollte er Eva treffen, und weil schon so viel Wasser die Spree hinuntergeflossen war, wie er sagte, am besten bald.
Sie einigten sich auf den kommenden Abend.
23
Hier stehe ich und kann nicht anders: ich will dich. Dabei ist es mir egal, wie du aussiehst, was du gerne isst und welche Filme du magst – ich glaube, wir sind füreinander geschaffen. Spürst du das nicht auch? Wenn nicht, so spüre ich es für uns beide. Ricardo M., 0179-64…
Am späten Nachmittag traf sie endlich wieder einmal auf Silke, mit der sie seit Tagen nicht in Ruhe hatte reden können. Entweder war die Freundin unterwegs oder mit Lena beschäftigt gewesen, oder sie selbst außer Haus. Sie hatten noch nicht einmal die Schrank-Episode richtig durchsprechen können, nicht Fred und nicht ihren peinlichen Auftritt mit Markus.
Uli war noch nicht zu Hause, Lena in ihrem Zimmer mit einer Freundin, und in der Küche blubberte Evas Bolognese vielversprechend vor sich hin. Mit zwei Tassen dampfenden Tees ging sie zu Silke hinüber, die es sich auf dem Wohnzimmersofa bequem gemacht hatte.
»Na, wie steht es an der Männerfront?«, fragte Silke auch prompt, kaum dass sich Eva neben ihr niedergelassen hatte.
Sie berichtete getreulich, ließ jedoch Torsten aus, um Silke nicht etwa neidisch zu machen. Und die Tatsache, dass sie gedanklich ziemlich oft mit Nils beschäftigt war, sowieso; das war heikles Terrain.
»Hm«, sagte Silke nach ihrem Rapport, »und dann ist da noch der Senator. Stimmt’s?«
Eva bemerkte das interessierte Funkeln in ihrem Blick. Dabei wusste Silke ja noch gar nichts davon, dass sie sich sogar ein zweites Mal begegnet waren. Lächelnd schüttelte sie den Kopf.
»Quatsch. Ein anregender Mann, das gebe ich zu. Aber nicht so anregend, dass ich auch nur eine Sekunde daran gedacht hätte, mich an ihn ranzumachen. Außerdem ist er glücklich verheiratet.«
»Wieso? Alle sagen, seine Ehe sei so gut wie zu Ende.«
»Das glaube ich keine Sekunde. So, wie er spricht, liebt er seine Frau sehr. Wir würden uns vermutlich alle wünschen, dass sich unser Ehemann so über uns äußern würde.«
Schweigend betrachtete Silke ihre Füße in den Wollstrümpfen, die sie auf der Kante des Wohnzimmertischs abgestellt hatte. Eva wusste, dass es nun endlich so weit
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