darüber zu freuen, dass ich mal ein bisschen Phantasie entwickele.«
»Schade. Aber vielleicht solltest du überhaupt einen anderen Weg einschlagen, dir woanders Hilfe suchen.«
»Du meinst, ich soll mir einen Lover suchen?« Silke guckte recht animiert.
Bevor Eva klarmachen konnte, dass sie das nicht gemeint hatte, fuhr Silke schon lachend fort. »Hm, ich kann ja mal drüber nachdenken! Aber trotzdem, weißt du was? Das mit den Pheromonen probiere ich einfach mal heimlich, ohne dass er was merkt. Denn schließlich stimmt das, was du vorhin gesagt hast: Man kann einfach nicht fünfzehn Jahre lang total verliebt sein.«
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Liebe E, einiges von dem, was du schreibst, klingt ausgesprochen interessant. Vielleicht wie gemacht für mich? Wollen wir versuchen, es herauszufinden? Ich bin, wenn ich einmal so unbescheiden sein darf, hoffentlich auch interessant. Und finde, dass es nicht schlecht sein kann, ab und zu neue Wege zu gehen. Deine Anzeige scheint mir von deiner Lust zu sprechen, das auch zu tun. Ich freue mich auf deine Rückmeldung. Jens, jmü
[email protected] Das Gespräch fand dann ein abruptes Ende, weil Lena kam und etwas von ihrer Mutter wollte, und zeitgleich klingelte Evas Handy.
Eine unbekannte Männerstimme war dran. »Benno Wosniak, einen schönen guten Tag. Störe ich gerade?«
Eva überlegte, ob sie diese tiefe, energische Stimme schon mal gehört hatte. »Nein.«
»Wunderbar. Dann wollen wir gleich mal Tacheles reden, in Ordnung? Ich bin der mit dem Kulturbüro, Nils hat mir Ihre Nummer gegeben. Ich hab vielleicht was für Sie. Sind Sie noch interessiert?«
»Ja, natürlich, der Job. Wobei er mir nicht sagen konnte, worum es genau geht.«
»Das liegt daran, dass ich immer eine Menge Projekte in der Pipeline habe. In diesem Fall geht es darum, die Garderobe in der Urania zu managen. Ich will den Job nicht schönerreden als er ist, aber ein bisschen mehr als nur Mäntel entgegennehmen und aufhängen ist es schon. In letzter Zeit geht mir da zu viel schief. Ich brauche jemanden, der die anderen Aushilfen ein bisschen auf Trab bringt. Vier-Tage-Woche, 4 Stunden pro Abend maximal, und weil’s so schön ist: 400 Euro. Plus Trinkgelder. Interessiert oder nicht?«
Eva überlegte nicht lange. »Ab wann?«
»Ab so bald wie möglich.« Wosniak lachte prustend, wurde aber gleich wieder ernst. »Wie wär’s, wenn wir uns gleich morgen kurz treffen und beschnuppern. Wenn alles okay ist, geht’s nächste Woche los. Einverstanden?«
»Gerne. Ort und Zeit?«
Wieder lachte er. »Eine Frau nach meinem Geschmack! 19 Uhr, Urania. Ich erwarte Sie in der Halle.«
»In Ordnung. Bis morgen.« Und sie trennte die Verbindung.
Nach einem späten Abendessen machte sich Eva dann auf ans andere Ende der Stadt. Jens war der erste, der einen Treffpunkt weit entfernt vom alten Westen Berlins vorgeschlagen hatte, und Eva war gerne darauf eingegangen. Das gute Leben hieß das Lokal, laut Jens versprach es »kleine Genüsse und verschwiegene Ecken«, was immer das heißen mochte. Als Eva endlich da war, entpuppte sich der Laden als sanft beleuchtete Anreihung einzelner Nischen, die durch wallende Vorhänge voneinander getrennt und nur nach einer Seite offen waren. Es sah aus wie im Inneren eines Bienenstocks, Wabe an Wabe gereiht. Eva überlegte einen Moment, ob sie auf dem Absatz kehrtmachen sollte, entschied sich aber dann für das Abenteuer. Vielleicht würde der Abend ja besonders lustig werden.
Die Kellnerin führte Eva zu dem Tisch, den Jens bestellt hatte. »Herr Mühling ist noch nicht da.«
Also nahm Eva alleine in der Nische Platz, bestellte einGlas Wein, damit sie sich an etwas festhalten konnte, und wartete. Einige Zeit geschah nichts. In den wenigen Nischen, in die sie hineinsehen konnte, saßen Leute, aßen, tranken und redeten leise miteinander. Die dicken Vorhänge schluckten alle lauten Geräusche. Der Wein kam, und Eva trank dankbar ein paar Schlucke. Es war zehn Minuten nach der verabredeten Zeit. Wenn Jens nicht innerhalb der nächsten zehn Minuten käme, überlegte sie, würde sie wieder gehen.
»Hallo. Eva?« Die Vorhänge bewegten sich, ein Mann trat hindurch. Er war etwa so groß wie sie selbst, trug ein Sakko und Jeans, und seine kompakte Statur verriet einen durchtrainierten Körper.
»Ja. Jens, nehme ich an.«
Er schüttelte ihre Hand, während seine hellen Augen an ihrer Figur hinabglitten. Sein Lächeln war nett, und er entblößte dabei ein perfektes Gebiss.
»Ich freue mich«, sagte