Eva und die 40 Maenner - Roman
Zustimmendes, Eva verstand es nicht genau, sie hatte plötzlich ein wenig Schwierigkeiten mit der Konzentration. Sie fragte sich kurz, was sie hier eigentlich trieb, aber da brach rundherum das große Verabschieden aus, und sie vergaß den Gedanken wieder. In einem Gewogewarmer Abschiedsworte und Umarmungen – sie machte mit, ein wenig überfordert, aber gut gelaunt – schoben sich alle zur Tür hinaus und gingen in unterschiedliche Richtungen davon. Eva konnte sich noch erinnern, dass sie nach rechts musste, wenn sie auch nicht mehr so genau wusste warum. Sie zögerte an der nächsten Straßenecke. Wohin jetzt?
»Äh … Eva?«, sagte da jemand zwei Schritte vor ihr. Ein Mann im blauen Mantel, mittelgroß und gut aussehend. Er trat noch etwas näher und lächelte. »Die grüne Jacke … Ich dachte mir, du müsstest Eva sein.«
Sie begriff, dass das der Mann sein musste, mit dem sie telefoniert hatte. Ja, genau, sie hatte sich mit ihm verabredet, mit … leider wollte ihr sein Name nicht mehr einfallen, irgendwas mit M…
»Ja, genau. Hallo. M… Martin, richtig? Gut siehst du aus. Entschuldigung, dass ich das so sage, ist normalerweise nicht meine Art.« Sie kicherte. Martin sah wirklich außerordentlich gut aus, zumindest wirkte es so hier unter der Straßenlaterne. Dunkles Haar, ein gut geschnittener Mund, lebendige Augen …
Martin zögerte einen winzigen Moment. »Markus«, sagte er dann.
Eva betrachtete ihn verwirrt. »Wieso Markus? Wer… oh. Ach du liebes bisschen, entschuldige.« Wieder musste sie kichern. »Nimm’s mir bitte nicht krumm. Ich bin etwas aufgekratzt, vielleicht hab ich ein halbes Glas zu viel …«
Selbst in ihrem benebelten Zustand erkannte sie, dass Martin nicht allzu begeistert war. Er lächelte höflich.
»Das gibt’s«, sagte er. »Ich weiß nur jetzt nicht …«
»Aber ich«, versuchte ihn Eva von ihrer Harmlosigkeit zu überzeugen. »Ist wirklich nicht so schlimm. Ich trinke doch nie. Nur, weil diese Leute eben … wieso haben die sich befummelt, das möchte ich mal wissen.« Ihr fiel ein, dass dieMutter mit der Brille und der graugelockte Lehrer eben ganz ungeniert zusammen fortgegangen waren. »Ts, ts. Also nee. Das war schon eine lockere Stimmung, wenn ich’s mir recht überlege. Überhaupt diese Affären … gestern erst so eine verrückte Liebe. Aber wo es eben hinfällt, was?« Sie zwinkerte Martin freundlich zu.
Er sagte nichts. Trat er von einem Bein auf das andere oder bildete sie sich das nur ein? Eva spähte angestrengt durch den Schatten auf seine Füße.
Warum sagte Martin nichts mehr? War er so schüchtern? »Sollen wir einen kleinen nehmen? Hier draußen rumzustehen ist doch auch keine Lösung.« Eva versuchte ein entspanntes Lächeln.
Da machte er endlich den Mund auf. Eva sah, dass er sogar schöne Zähne hatte.
»Ich glaube …«
»Hey, Sie da! Stehen bleiben!«
Martin machte abrupt den Mund wieder zu. Eva runzelte die Stirn. Waren sie gemeint? Woher kam diese Stimme?
»Ja, Sie! Sie haben nicht bezahlt! Vier Rotwein – 14 Euro! Wenn Sie nicht stehen bleiben, rufe ich die Polizei!«
Eva sah auf ihre Füße: Sie standen. Also konnte sie nicht gemeint sein. Trotzdem erklang die lästige Stimme jetzt ganz dicht neben ihr, und eine Hand legte sich auf ihre Schulter.
»Hey!«, zischte sie instinktiv. »Lassen Sie mich los!«
»Dann zahlen Sie! Haben Sie gedacht, in dem Trubel würde es keiner merken? 14 Euro, bitte schön!«
Eva wollte dem Kerl ordentlich Bescheid geben, doch da erkannte sie tatsächlich den Wirt aus dem Ampelmann . Er hatte eine runde, rote Nase, die man nicht so leicht vergaß, eine Nase wie ein Clown. Aber er lachte nicht.
»Was … wieso?« Ihr Gedächtnis bemühte sich um die Erinnerung an das Geld, das sie ihm gereicht hatte. Doch da kam nichts.
»Vier Rotwein«, wiederholte der Wirt beschwörend.
»Niemals hatte ich vier …«
»Da!« Der Kerl hielt ihr irgendeinen Wisch vor die Nase, einen Bon mit einer beträchtlichen Menge von Posten drauf. »Hier, das sind Ihre!«
»Also wirklich … Gut, vielleicht hab ich’s vergessen in dem Durcheinander. Aber mir Absicht zu unterstellen, das ist …« Eva kramte schon in ihrer Tasche. Hatte sie wirklich vergessen zu bezahlen? In dem Fall wäre es ja peinlich, sich jetzt aufzuspulen, so viel dämmerte ihr. Sie zog Geld aus ihrem Portemonnaie, einen Zehner und einen Fünfer, drückte sie dem Wirt in die Hand.
»Verdammt teuer, so ein Wein«, meckerte sie. »Mondpreise
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