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Eva und die 40 Maenner - Roman

Eva und die 40 Maenner - Roman

Titel: Eva und die 40 Maenner - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Andre
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endlich. Die Belegschaft und möglicherweise auch die Patienten wussten Bescheid. »Oh nein …«
    Die Schwester missverstand ihren Ausruf. »Oh, machen Sie sich nichts draus, Frau Morbach. Die Hälfte von denen ist neidisch, weil sie auch mal gerne so eine schöne Affäre hätte, und dazu noch mit so einem knackigen Mann wie dem Senator!« Sie tätschelte freundschaftlich Evas Bein. »Und die andere Hälfte sind die üblichen Betschwestern, die Sie schon im Fegefeuer schmoren sehen, weil er doch ein verheirateter Mann ist. Ach, kümmern Sie sich einfach nicht drum.«
    Eva öffnete den Mund, aber ihr fiel nichts Vernünftiges ein. Musste sie sich jetzt schon vor jedem verantworten?Konnte man so schnell an den Pranger geraten, wegen nichts und wieder nichts?
    Die junge Schwester tätschelte ihr Bein noch einmal tröstend. »Na, nun essen Sie mal schön, dann geht es Ihnen bald wieder besser. Kann man halt nichts machen, wo die Liebe hinfällt, was? Aber sagen Sie mal…« Sie war wieder in Richtung Tür geeilt und drehte sich jetzt noch einmal um. In ihren Augen leuchtete die Neugierde. »Ich will jetzt wirklich nicht bohren. Aber kommt er denn auch mal hierher? Ich meine, jetzt, wo Sie doch ein bisschen Unterstützung brauchen können? Ich … äh … könnte ihn reinschleusen, an der Presse vorbei, wenn Sie wollen.«
    Eva schloss die Augen und atmete tief ein. »Nein, danke«, sagte sie tonlos. »Und jetzt wäre ich gerne wieder allein.«
    Die Schwester schürzte die Lippen und schloss die Tür hinter sich, eine winzige Spur lauter, als nötig gewesen wäre.
    Zehn Minuten später ging die Tür erneut. Eva hatte das Tablett mit dem Plastikbrot, der Standardwurst und der Fabriktomate nicht angerührt; sie hatte gegrübelt, gewütet und mindestens fünf Mal die Nummer der Stadtanzeiger -Redaktion gewählt, die sie im Impressum gefunden hatte, und jedes Mal wieder aufgelegt. Was brachte das schon, wenn sie irgendeinen Journalisten anschrie? Zumal es in Wirklichkeit um etwas anderes ging, sie wusste es genau. Es ging um Nils. Sie litt Höllenqualen, wenn sie daran dachte, was er denken mochte. Und damit diese Qualen nicht zu stark wurden, pflegte sie ihren Ärger auf ihn und auf alle anderen, die schuld sein mochten.
    Nun sah sie auf die sich öffnende Tür und wappnete sich innerlich für einen weiteren Ansturm sensationslüsterner Krankenschwestern oder – Gott bewahre – Mit-Patienten. Doch zu ihrer großen Erleichterung war es Irmela.
    Die Freundin hielt sich nicht lange mit Vorreden auf, sondernpackte ihre »Notfall-Ausrüstung« aus, wie sie sagte: Notizblock und Stift, ein Smartphone sowie eine kleine Flasche Prosecco und zwei Gläser.
    »Was ist das?«, fragte Eva mit schwachem Lächeln und Blick auf den Sekt.
    »Ein kleiner Trunk zur Stärkung«, beschied Irmela trocken.
    Dann legten sie los. Irmela verzog sich mit einem Hocker ins Bad, um von dort mit ihrem Anwalt zu telefonieren, und Eva suchte im Internet nach der Nummer der Senatsverwaltung für Kultur. Mit wenig Hoffnung angesichts der späten Stunde wählte Eva die Nummer der Telefonzentrale. Doch alle schienen noch bei der Arbeit, und nach ihrem Hinweis, es gehe um den Artikel im Stadtanzeiger , stellte Hauenschildts Sekretärin, bei der sie bald gelandet war, sie sogar ins Allerheiligste durch.
    John schien frustriert, aber nicht wirklich überrascht. Er erklärte, er habe schon alle möglichen Schritte unternommen. Die Gegendarstellung sei in Arbeit, seine Anwälte würden sich freuen, wenn Eva sich bei ihnen melde, um eventuell die eine oder andere Frage zu beantworten, ansonsten solle sie aber möglichst aus allem herausgehalten werden. In seiner Presseerklärung hätten sie angegeben, Eva sei lediglich eine entfernte Bekannte, die er ein- oder zweimal getroffen habe. Er entschuldigte sich für alle Unannehmlichkeiten, die Eva möglicherweise haben würde.
    »Ich bin nun mal ein offenherziger Mensch, das wissen alle, dich mich kennen. Jetzt müssen Sie darunter leiden, das tut mir wirklich leid, Eva. Sie hatten mich vor drei Jahren schon einmal so unter Beschuss, es ist noch nicht mal eine politische Sache, reiner Sensationsjournalismus.«
    »Hm«, sagte Eva. »Aber jetzt erlebe ich immerhin mal, wie sich das anfühlt.«
    »Ich bin sicher, Sie wären auch ohne gut ausgekommen«,erwiderte er zerknirscht. »Aber ich werde alles tun, dass Ihnen daraus kein großer Schaden erwächst. Die Anwälte sagen, dass sie es vermutlich nicht wagen werden, Ihnen

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