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Evas Auge

Evas Auge

Titel: Evas Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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geschlossen.«
    »Ganz schön unbequeme Arbeitszeit, nehme ich an. Jede Nacht bis zwei geöffnet?«
    »Wenn man Weib und Kind und Hund und Auto und Boot und Ferienhaus im Gebirge hat – dann ja, unbedingt. Aber ich habe nichts von alledem.«
    Er lächelte breit. »Für mich ist der Job ideal. Und ich fühle mich wohl und komm’ gut mit den Jungs aus, die hier trinken. Wissen Sie, wir sind eine einzige große Familie!«
    Er umarmte einen Kubikmeter Luft und machte einen kleinen Sprung, um auf den Barhocker zu gelangen.
    »Gut.«
    Sejer mußte über den kleinen Mann in der karierten Hose lächeln. Er war vielleicht Mitte vierzig, die weiße Jacke war strahlend sauber, und das galt auch für seine Fingernägel.
    »Sie kennen doch die Leute aus der Brauerei, die oft herkommen, nicht wahr?«
    »Kamen. Die Clique hat sich mehr oder weniger aufgelöst. Ich weiß nicht so recht, warum. Aber der Löwe ist nicht mehr da, das wird der Grund sein.«
    »Der Löwe?«
    »Egil Einarsson. Der Partylöwe. Hat irgendwie alles zusammengehalten. Sie kommen doch sicher seinetwegen?«
    »Haben sie ihn wirklich so genannt?«
    Der andere lächelte, fischte zwei Erdnüsse aus einer Schale und schnippte sie zu Sejer hinüber. Sie erinnerten Sejer an kleine fette Larven, und er ließ sie liegen.
    »Aber sie waren doch eine ziemlich große Gruppe?«
    »So insgesamt zehn bis zwölf Mann – der harte Kern bestand aus vier oder fünf Jungs, die fast jeden Tag hier saßen. Ich war mir wirklich sicher, daß die Jungs hier bleiben würden. Keine Ahnung, was passiert ist, abgesehen davon, daß irgendwer den Löwen erstochen hat. Und warum der Rest wegbleibt, begreife ich nicht. Traurig. An den Jungs haben wir hier wirklich gut verdient. Und es war nett mit ihnen. Angenehme Burschen.«
    »Erzählen Sie mir. Was haben die hier gemacht? Worüber haben sie sich unterhalten?« Der andere strich sich die Haare glatt, eine völlig überflüssige Korrektur.
    »Haben viel Darts geworfen.«
    Er zeigte auf eine riesige Zielscheibe hinten im Lokal.
    »Haben Turniere veranstaltet und so. Gequatscht und gelacht und diskutiert. Getrunken und gelacht und herumgejuxt. Hier konnten sie sich einfach gehen lassen, hatten nie ihre Frauen bei sich. Das hier ist eine Männerkneipe.«
    »Und worüber haben sie gesprochen?«
    »Autos, Frauen, Fußball. Und über die Arbeit, wenn da irgendwas passiert war. Und über Frauen, habe ich das schon erwähnt?«
    »Sie haben sich auch gestritten?«
    »Ja, sicher, aber nicht ernsthaft. Ich meine, sie haben sich immer als Freunde getrennt.«
    »Haben Sie ihre Namen gekannt?«
    »Naja, wenn Sie Löwe und Peddik und Herr Graf als Namen gelten lassen – ich habe keine Ahnung, wie sie wirklich heißen. Abgesehen von Arvesen, das war der Jüngste von allen, Nico Arvesen.«
    »Wer ist der Herr Graf?«
    »Ein Graphiker. Hat Plakate und Werbematerial für die Brauerei gemacht, übrigens richtig schöne Sachen. Keine Ahnung, wie er heißt.«
    »Kann einer von denen Einarsson erstochen haben?«
    »Nein, wirklich nicht. Das muß jemand anderes gewesen sein. Die waren doch alle befreundet.« »Haben sie Maja Durban gekannt?« »Das taten doch alle. Sie nicht?« Sejer überhörte diese Frage. »An dem Abend, an dem Durban umgebracht worden ist,
    hatten Sie hier Ärger, nicht wahr?«
    »Stimmt. Und daß ich das noch weiß, kommt nur vom Blaulicht. Normalerweise haben wir mit Streitereien keine Probleme. Aber so ganz lassen die sich nicht vermeiden.«
    »Hatte der Ärger schon angefangen, als unsere Einsatzwagen kamen, oder war das nachher?« »Oi, da muß ich erst mal nachdenken.«
    Der Mann kaute auf seinen Erdnüssen herum und leckte sich die Lippen. »Vorher, glaube ich.«
    »Wissen Sie, was da los war?«
    »Suff, natürlich. Peddik hatte zuviel getankt. Mußte die Bullen anrufen, obwohl ich das eigentlich nicht will. Es geht mir an die Ehre, wenn ich nicht selber Ordnung schaffen kann, aber an diesem Abend ging es nun mal nicht. Der Typ ist total ausgerastet, ich bin ja kein Arzt, aber mir kam es vor wie eine Art Delirium.«
    »Aber war er sonst nicht so streitsüchtig?«
    »Er war ein bißchen hitzig, das schon. Aber da war er nicht der einzige. Die waren allesamt ziemlich laut. Der Löwe war übrigens von der ruhigeren Sorte, hat manchmal ein bißchen geblubbert, Sie wissen schon, wie die Erdstöße in San Francisco, bei denen die Gläser im Schrank mal kurz klirren. Viel ist dabei nur selten herausgekommen. Er war oft mit dem Auto hier, und

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