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Eve & Adam (German Edition)

Eve & Adam (German Edition)

Titel: Eve & Adam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Applegate , Michael Grant
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klingeln?
    Ich finde es, hebe es ungeschickt auf und halte es verkehrt herum an den Kopf.
    Mitten in der Nacht fällt es mir schwer, richtig wach zu werden.
    »Solo.«
    Ich reiße die Augen auf. Es ist Terror höchstpersönlich. Morgens um zwei Uhr vierzehn! Mir fällt siedend heiß ein, dass ich nichts anhabe – gar nichts.
    Unwillkürlich sehe ich zu der Stelle hinauf, an der die Überwachungskamera hängt.
    Ich mache mir gewöhnlich nichts daraus, nackt durchs Zimmer zu laufen. Neunundneunzig Prozent des Filmmaterials werden sowieso von niemandem angesehen, sondern lediglich auf den Servern gespeichert. Und wenn sich doch irgendwer die Aufnahmen anschaut, ist es meist ein gelangweilter Sicherheitsmann.
    Jedenfalls bin ich nicht prüde. Es sei denn, Ihre Majestät, die böse Königin, ruft mich persönlich an.
    »Ja?«, sage ich. Mehr fällt mir nicht ein.
    »Ich brauche dich. Wir treffen uns am südlichen Aufzug, Ebene zwei.«
    »Wann?«
    »Jetzt.«
    »Jetzt?«
    »Ja, jetzt. Oder habe ich mich unklar ausgedrückt?«
    Ich zögere und versuche, meine Gehirnwindungen in Gang zu bringen.
    »Ich habe schon zwei andere Angestellte angerufen. Beide konnten oder wollten nicht abnehmen. Beide sind jetzt gefeuert.«
    »Ich bin schon unterwegs.«
    Ein Klicken.
    »Was ist denn los?«, frage ich in den leeren Raum hinein. Ich fühle mich hellwach, ziehe meine Jeans trotzdem verkehrt herum an. Und wo habe ich das T-Shirt hingelegt? Riecht es schon? Sind im Schrank noch saubere? Ja, da ist eins.
    Wo ist an dem T-Shirt vorne? Okay, gut. Schuhe.
    Ohne Socken, Unterwäsche und Gürtel renne ich auf den Korridor. Meine Haare sind total verwuschelt, aber ich bin unterwegs.
    Ich fahre mit dem Lift runter in den zweiten Stock, in dem der Hauptempfang liegt. Hier halten die Aufzüge aus der Parkgarage das erste Mal.
    Es handelt sich um eine riesige, geradezu einschüchternd hohe Halle.
    In der Luft über mir schwebt eine gewaltige Doppelhelix in leuchtend bunten Farben, die schwach pulsieren.
    Es ist dunkel und nur an den Aufzugtüren und über dem geschwungenen Tisch der Rezeption brennt Licht. Hinter dem Tisch sitzt ein Sicherheitsmann, der überrascht ist, mich zu sehen.
    Er will mich gerade fragen, was ich hier zu suchen habe, da hören wir das Klacken von Terras Stöckelschuhen. Der Mann rückt hastig seine Krawatte gerade, wirft mir einen raschen Blick zu und erhebt sich von seinem Stuhl. Dann steht auch schon Terra vor uns.
    Ich wundere mich, wie sie es schafft, um diese Zeit so perfekt gestylt zu sein. Klar, Eve sagte, sie sei den ganzen Tag über in einer Wellness-Einrichtung gewesen. Aber jetzt ist es zwei Uhr morgens und die Frau sieht aus, als wäre sie gerade dem Titelblatt des Magazins Hot & Scary Moms entstiegen.
    Sie starrt mich an, als hätte sie mich bei etwas Verbotenem erwischt. Ich fühle mich ertappt und werde rot, weil dafür so vieles infrage kommt.
    »Diese verflixte Göre«, sagt sie. »Sie ist hier.«
    Sie nennt ihre Tochter allen Ernstes »Göre«? Das klingt sehr hart, selbst für Terra Spiker.
    »Ich war mitten in der Arbeit«, fährt sie fort.
    Um zwei Uhr morgens? , denke ich, halte aber die Klappe.
    »Jetzt bin ich das nicht mehr, wie du siehst.«
    Der Aufzug klingelt und die Tür geht auf. Ein Sicherheitsmann erscheint – erkennbar an dem schwarzen Anzug und dem Mikrofon am Ohr. Und der Wölbung unter dem Jackett.
    Er hält Aislin am Arm gepackt.
    Ich will sie schon mit einem Grinsen begrüßen, da sehe ich es erst. Eine klaffende Wunde verläuft quer über ihren Nasenrücken. Ein Auge ist rot und geschwollen und wird bald schwarz anlaufen. Am Hals hat sie einen Striemen von ihrer Trägerbluse. Die Bluse ist offenbar gerissen und dann hastig wieder zusammengeflickt worden. Aislin blutet an einer Stelle am Kopf, wo ihr jemand die Haare ausgerissen hat.
    Der Wachmann und Aislin treten aus dem Aufzug. Der Mann hält Eves Freundin mit seiner großen Faust fest, als wäre sie eine Bedrohung.
    »Aislin! Was für eine Überraschung, dich zu sehen!«, sagt Terra mit einer Stimme, die Luft zum Gefrieren bringen könnte.
    Aislin ist ausnahmsweise einmal um Worte verlegen. Sie hat geweint. Als sie Terra sieht, zuckt sie zusammen. Ihr Blick wandert weiter zu mir. Eine Sekunde lang wirkt sie zutiefst verletzlich.
    »Ich bin überrascht, dich zu sehen, aber nicht darüber, dass du mal wieder in Schwierigkeiten steckst«, sagt Terra. »Und du wunderst dich, warum ich meiner Tochter den Umgang mit dir verbiete?

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