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Eve & Adam (German Edition)

Eve & Adam (German Edition)

Titel: Eve & Adam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Applegate , Michael Grant
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installiert ist. In Gedanken spreche ich schon von meinem Arbeitsplatz und meinem Projekt.
    Die Deckenbeleuchtung ist gedimmt, aber die Blinklichter an dem Benjamini sind eingeschaltet. Sonst ist niemand da.
    Ich räuspere mich. »Danke, dass du mir mit Aislin geholfen hast.«
    »Kein Problem.« Solo schiebt die Hände in die Hosentaschen. »Hast du eigentlich Hunger? Ich könnte schnell zur Cafeteria runtergehen und nachsehen, ob was da ist.«
    »Nein danke. Ich bin viel zu aufgedreht.«
    »Glaubst du, Aislin kommt?«
    »Nein«, sage ich. »Gegen Maddox’ Vorzüge komme ich nicht an.«
    Solo lacht und blickt auf seine Schuhe. »Du bist in Ordnung. Aber du bist eben kein Maddox.«
    Die Spannung, die eben noch im Auto herrschte, scheint verflogen zu sein. Gut. Wir können so tun, als sei nichts passiert.
    Ich melde mich an, drücke ein paar Tasten und plötzlich schweben zwei riesige blaue Augen – Solos Augen – vor uns. »Adam wartet«, sage ich.
    » Adam?«
    »So hat Aislin ihn getauft. Er könnte genauso gut Steve heißen. Ist nur ein Arbeitstitel.«
    Solo stellt die Bremse meines Rollstuhls fest. »Na denn«, sagt er. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht. Und noch mal danke.«
    Ich fühle mich seltsam einsam, nachdem er gegangen ist. Die Geräte im Raum summen leise, ansonsten ist es still.
    Die Augen pulsieren ein wenig und werfen einen bläulichen, mondartigen Schein auf meinen Schreibtisch.
    Wahrscheinlich sollte ich mich an den Rest von Adams Gesicht machen. Die Augen brauchen schließlich ein Zuhause.
    Ich befrage den Monitor nach meinen Optionen. Die Software lässt mir ein wenig Spielraum.
    Ich zögere einen Moment, dann drücke ich auf Hände .
    Ich weiß nicht, warum. Weil sie für den Homo sapiens so wichtig sind, rede ich mir ein. Für den Gebrauch von Werkzeugen und so weiter.
    Das klingt für mich sehr tiefsinnig.
    Das Gesicht? Ist im Grunde nur Kosmetik. Hände dagegen, die tun was. Erschaffen etwas.
    Die Software beherrsche ich inzwischen ziemlich gut. Wenn wegen der Blutversorgung eine Warnung aufblinkt, weiß ich gleich, wie ich die virtuellen Hände an den provisorischen Kreislauf anschließen kann. Daraufhin verändert sich die Darstellung kaum merklich, genau wie bei den Augen, und die Hände wirken gespenstisch echt.
    Hände. Mit Schläuchen, durch die Blut in sie hinein- und wieder aus ihnen herausfließt.
    Hände, die in einer Art Medium schweben, ungefähr einen halben Meter unterhalb der Augen, die ebenfalls im Nichts schweben.
    Jetzt habe ich Hände. Schöne Hände. Und zwei Augen, schöne Augen.
    Fehlen nur noch Gesicht, Beine, Arme, Schultern, Brust, Rücken und Gehirn.
    Dann ist es fertig, mein Werk. Oder er.
    Ich zögere. Warum widerstrebt es mir so, ihm ein Gesicht zu geben?
    Weil ich nicht weiß, wie man ein Gesicht macht, das ist der Grund. Zumindest teilweise.
    Aber da ist noch etwas. Wenn man das Gesicht hat, hat man eine Person. Ein bestimmtes Individuum.
    Solange Adam noch kein Gesicht hat, ist er auch noch nicht Adam.
    Und ein Gesicht hat er erst, wenn ich eins entwerfe.
    Ich kaue auf meiner Unterlippe. Also los.
    Augenbrauen, aber nicht zu tief. Ich mag keine tiefen Augenbrauen. Sie dürfen auch nicht zu hoch sitzen, aber höher als beim Durchschnitt.
    Für Augenbrauen braucht man auch Haare. Blond? Braun? Rot?
    Rupert Grint hat rote Haare. Er sieht nett aus.
    Will ich ein nettes Gesicht?
    Nein. Nicht wie Rupert. Etwas weniger nett.
    Daniel Craig. Er hat blonde Haare. Vielleicht ist er im wirklichen Leben nett, aber im Film spielt er keine netten Rollen. Blond kann ziemlich grausam sein.
    »Das ist doch idiotisch«, sage ich.
    »Was?«
    Ich zucke zusammen. Eine mir unbekannte Stimme.
    Ich fahre herum und sehe eine höchst merkwürdige Person. Einen Mann, der überall tätowiert ist, nur nicht im Gesicht. Nein, ich korrigiere: Er hat auch ein Tattoo auf seiner Stirn.
    »Was ist idiotisch?«, fragt er scharf.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Dr. Holyfield. Zuständig für Projekt 88715.«
    »Aha.«
    »Ich wüsste gern, was daran idiotisch ist.« Er verengt die Augen zu schmalen Schlitzen.
    Ich habe keine Angst. Das hätte er wohl gern, aber ich lasse mich nicht so leicht einschüchtern. Erst recht nicht in einem Gebäude, auf dem mein Familienname steht.
    »Haare«, erkläre ich. »Ich habe überlegt, welche Farbe sie haben sollen.«
    Er starrt mich an, als wollte er meine Antwort nicht durchgehen lassen. Als müsste es eine bessere geben, die ich ihm aber nicht sagen will.
    Ich

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