Eve & Adam (German Edition)
nicht immer genau das, was man mir sagt«, erkläre ich.
»Hm, danke«, sagt sie.
Ich fahre mir mit den Fingern durch die Haare. Sie sind verstrubbelt, sogar für mich, der in dieser Beziehung keine hohen Ansprüche hat. »Ich muss gehen.«
»Bleib«, sagt Eve entschieden, wieder im Ton ihrer Mutter. Sie zuckt zusammen, senkt den Blick, lächelt ein wenig. »Ich meine, bitte bleib. Wenn es dir nichts ausmacht.«
Ich nehme mir einen Stuhl. »Klar, kein Problem.« Ich habe gehofft, dass sie das sagt.
»Aislin, erzähl mir, was passiert ist«, sagt Eve leise.
»Sie sind zu Maddox in die Wohnung gekommen.« Aislin holt schaudernd Luft. »Ich war auch da. Sie hämmerten mit den Fäusten an die Tür, wie verrückt. Drohten ihm. Dann schlugen sie ein Fenster ein und jemand muss die Polizei gerufen haben. Zum Glück, denn sie drangen in die Wohnung ein. Die Typen aus der Gang, nicht die Bullen. Ich wollte … und da hat einer von ihnen mich …« Aislin ballt die Faust. Sie hat mit fester Stimme angefangen zu erzählen, aber jetzt wird ihre Stimme immer schwächer. Aislin atmet schwer, als erlebte sie alles noch einmal.
»Der eine Typ hat mich geschlagen und ich bin hingefallen. Er hat mich getreten … Maddox wurde von den anderen Typen gepackt, sie wollten ihn fesseln. Er hat um Hilfe geschrien. Ich wollte ihm ja helfen. Griff nach meinem Handy. Dann bekam ich wieder eins drauf. Sah die Pistole, die auf Maddox gerichtet war. Dann die Sirene, und ich renne, laufe durch die Tür und die Treppe runter, die Bullen sollten hochkommen und uns helfen. Ich war total durcheinander.«
Eves besorgter Blick trifft meinen.
An der Zimmertür klopft es. Es ist Dr. Anderson mit der Schwester, die ein Tablett mit Verbandszeug in den Händen hält.
»Du meine Güte!«, ruft Dr. Anderson aus. Er trägt einen roten Seidenpyjama und ist barfuß.
Er führt Aislin zum Schreibtisch, wo das Licht besser ist, und betrachtet ihre Nase von der Seite. Die Wunde sieht schlimm aus.
Die Schwester schnalzt leise mit der Zunge.
Dr. Anderson zieht Gummihandschuhe an und berührt vorsichtig die Wunde. »Die muss auf jeden Fall genäht werden, mein Fräulein. Aber zuerst röntgen wir sie, um sicherzugehen, dass nichts gebrochen ist.«
Aislin lässt alles mit sich geschehen. Sie ist mit ihren Gedanken woanders.
Arzt und Schwester helfen ihr zur Tür.
»Wir sind gleich wieder da«, sagt die Schwester.
»Du bleibst liegen«, ermahnt Dr. Anderson Eve. »Du hattest genug Spaß für heute.«
»Es war nicht nur Spaß«, werfe ich ein.
Eve presst die Lippen zusammen und unterdrückt ein Lächeln.
»Soll ich gehen?«, frage ich Eve, als die anderen weg sind. »Ich kann jetzt wahrscheinlich nichts mehr tun.«
Eve streicht ihr Laken glatt. »Du kannst ruhig noch bleiben«, sagt sie wie beiläufig. Ich kann nicht beurteilen, ob sie will, dass ich bleibe oder nicht. »Vielleicht brauche ich Unterstützung, wenn ich Aislin eine Standpauke halte.«
»Na gut. Jetzt bin ich sowieso hellwach.«
Schweigend sitzen wir da. Am Spiegel hängen Karten mit Genesungswünschen und überall stehen Blumen. Mädchensachen liegen im Zimmer herum: ein Schminkkoffer, ein Parfümfläschchen, ein rätselhafter Gegenstand, der beige ist und wie Seide glänzt.
Schließlich kehrt Aislin mit der Schwester und Dr. Anderson zurück.
»Gebrochen ist nichts«, erklärt der Arzt. »Ich denke, wir können das Kind jetzt nähen.« Er gähnt ausgiebig. »Machen Sie das, Schwester. Ich werde gerade wieder müde.«
Aislin setzt sich in einen Ledersessel, während die Schwester ihre Vorbereitungen trifft.
»Hör zu, Liebes«, beginnt Eve mit einer strengen, belehrenden Stimme. Sie hört es selbst und ich merke, dass es ihr unangenehm ist. Aber sie muss das jetzt durchziehen, ich will, dass sie weiterspricht. Jemand muss Aislin sagen, was Sache ist.
»Das muss ein Ende haben, Aislin, das weißt du auch. Alle wissen es. Sonst passiert noch etwas Schlimmes.«
»Ich komme schon klar«, erwidert Aislin. Aber es klingt nicht überzeugt. Sie glaubt nicht, was sie sagt.
»Ich weiß, dass dir Maddox wichtig ist«, wendet Eve ein. »Doch so kann es nicht weitergehen.«
»Ich gebe dir jetzt eine Betäubungsspritze«, erklärt die Schwester.
Aislin weint, während ihre Wunde genäht wird, aber bestimmt nicht wegen der Schmerzen.
Kurz darauf geht die Schwester. Aislins Nase sieht ein wenig aus wie Eves Bein. Sie verschwindet vollkommen unter dem weißen Verband.
Aislin steht auf
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