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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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Skelett des Piloten, das noch immer angeschnallt auf seinem Sitz saß. Schließlich verweilte das Licht auf meinem Schuh, dem einzigen Teil von mir, der nicht verdeckt war.
    Geh weg, dachte ich und versuchte, den Strahl durch Willenskraft zu vertreiben. Es ist nichts. Ich schloss die Augen und hörte eine andere Stimme, die irgendwo in der Ferne etwas rief. Es klang wie eine Frage.
    »Nein«, antwortete der Mann nach einer Weile. Der Lichtstrahl verschwand von meinem Fuß. »Nichts.« Ich hörte Schritte vor der Windschutzscheibe, dann war der Wald wieder still.
    Wir blieben zusammengekauert in unserem Versteck unter dem herausgebrochenen Sitz, bis der Regen nachließ.
    »Vielleicht gibt es hier drinnen noch etwas Essbares«, meinte Caleb schließlich. Er streckte seine Beine aus, dann stieß er den Sitz von uns herunter. »Hilf mir mal suchen.«
    Ich tastete im Schatten herum und passte auf, dass ich dem Skelett des Piloten nicht zu nahe kam. Nach einer Weile fand ich etwas, das sich wie ein Seil und eine große Blechkiste anfühlte.
    »Wie wär’s damit?«, fragte ich und schob sie zu Caleb.
    Er wühlte in der Kiste herum. Man hörte, wie an etwas gedreht wurde, dann flackerte plötzlich ein Licht auf.
    »Ja«, meinte er und lächelte mich an. »Eine Laterne. Siehst du?« Er packte den Hebel an einer Seite und drehte ihn, das Licht schien heller.
    Während er den Inhalt der Kiste auf den Boden schüttete und alle möglichen Blechdosen und Silberbeutel durchsah, beobachtete ich sein Gesicht. Der Fluss hatte den größten Teil des Schmutzes von seiner Haut gewaschen, die jetzt weich war und glänzte, auf dem flachen Nasenrücken hatte er ein paar Sommersprossen. Immer wieder betrachtete ich seine energischen, markanten Züge, unter der Haut zeichneten sich die Knochen ab. Mir war bewusst, dass ich mehr Angst vor ihm haben sollte, aber in diesem Moment war ich schlicht fasziniert. Wie lautete das Wort noch mal, das eine Lehrerin benutzt hatte, um ihren Mann zu beschreiben? Das Wort, über das Pip und ich in der Schule Witze gerissen hatten? Caleb, mit seinen Trauerrändern unter den Nägeln und den zerzausten Haaren, sah fast … attraktiv aus.
    Er reichte mir einen kleinen Silberbeutel. »Warum lächelst du?«, fragte er und zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Nichts«, erwiderte ich schnell. Ich hielt den Beutel an die Lippen und trank gierig das warme Wasser.
    »Du stehst wohl drauf, von bewaffneten Soldaten gejagt zu werden?« Er fuhr mit den Händen über seine braune Haut und wischte das Regenwasser von seinen Armen, seinen Schultern und seiner Brust. »Ist das deine Vorstellung von Spaß?«
    »Vergiss es einfach.«
    Caleb öffnete eine Dose mit braunem Brei. »Oder …«, setzte er an und leckte den Deckel ab. »Oder hast du mich etwa angelächelt?«
    »Garantiert nicht.« Ich beobachtete, wie er die Dose an den Mund führte und den Inhalt mit der Zunge herausleckte. Er schmatzte mit offenem Mund. Der Anflug von Attraktivität löste sich augenblicklich in nichts auf.
    Ich drehte mich weg. »Ekelhaft«, murmelte ich.
    »Findest du das etwa nicht lecker? Dann kannst du die Trockenerbsen haben.« Er warf mir einen anderen Beutel zu. Schweigend aß ich die getrockneten Kiesel, doch er starrte mich weiter an. »Arden und du seid also …« Er legte den Kopf schief. »… Freundinnen? Oder eher nicht?«
    Ich steckte mir noch ein paar Erbsen in den Mund und ließ sie dort, damit sie weicher werden würden. Ich konnte mich ganz genau an den Moment erinnern, als ich beschloss, dass Arden und ich so unterschiedlich waren, dass wir niemals befreundet sein könnten. Es war bei einem Wettlauf auf dem Hof. Wir waren in der sechsten Klasse und Pip hatte an jenem Morgen ihre Tage bekommen. Sie war verunsichert gewesen, wie sie die Einlagen tragen sollte, die Dr. Hertz ihr gegeben hatte, aber Ruby und ich hatten sie überredet, zum Wettkampf zu kommen, obwohl sie sich sträubte. Während sie am See stand und darauf wartete, dass sie an die Reihe kam, hatte Arden ihr die Shorts heruntergezogen.
    Bis zu diesem Moment hatte ich Arden immer wieder eine Chance gegeben. Als sie sich mit Maxine auf der Toilette geprügelt hatte und deren Lippe aufplatzte, hatte ich versichert, dass es ein Unfall gewesen war. Ich hatte sie den anderen Mädchen gegenüber in Schutz genommen, wenn sie Lehrerin Florence anschnauzte und ihr erklärte, sie sei nicht ihre Mutter – sie habe bereits eine, lebendig, außerhalb der Mauern, und sie brauche

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