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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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Sie erhob sich schnell und schüttelte die Schleppe meines Kleides.
    Von den Soldaten flankiert stieg ich die Stufen hinauf. Die Menge verstummte. Die Mittagssonne war glühend heiß. Der König erhob sich, um mich zu begrüßen, und presste seine schmalen Lippen auf meine Wangen. Sergeant Stark saß neben ihm. Er hatte seine Uniform gegen einen dunkelgrünen Anzug eingetauscht, der mit Medaillen und Abzeichen dekoriert war. Neben ihm saß ein kleiner korpulenter Mann, dessen Glatze von der Sonne gerötet und mit Schweißperlen bedeckt war. Als der König seinen Platz auf dem Podium einnahm, setzte ich mich auf den freien Platz neben ihm.
    »Bürger des Neuen Amerika. Wir sind an diesem herrlichen Tag zusammengekommen, um meine Tochter, Prinzessin Genevieve, zu feiern.« Er deutete auf mich und die Menge jubelte, ihr Applaus hallte von den hohen Steingebäuden wider. Ich sah starr geradeaus und ließ die Menge auf mich wirken, die sich über die Gehwege bis in die Seitenstraßen ergoss. Auch aus den oberen Stockwerken der Wohnblocks beugten sich Zuschauer. Andere standen auf einer Überführung und pressten die Handflächen gegen die Scheiben.
    »Zwölf Jahre hat sie in einer unserer angesehenen Schulen gelebt, bis man sie schließlich gefunden und zu mir zurückgebracht hat. Während ihrer Zeit dort hat Genevieve sich in jedem Fach hervorgetan, sie hat gelernt, Klavier zu spielen und zu malen, und genoss die Sicherheit eines bewachten Schulgeländes. Sie hat wie so viele andere Zöglinge der Schulen eine erstklassige Ausbildung erhalten. Die Lehrerinnen betonten Genevieves Lerneifer und ihren grenzenlosen Enthusiasmus, den sie als den wahren Geist beschrieben, auf dem unsere Nation vor so vielen Jahren gegründet und auf dem sie wiederhergestellt wurde.
    Dies alles ist ein Beweis für den Erfolg unseres neuen Bildungssystems und gereicht unserem Bildungsminister Horace Jackson zur Ehre.« Der kleine Mann neben mir neigte den Kopf und nahm den tosenden Applaus entgegen. Ich sah ihn angewidert an, seine Schulter war nur wenige Zentimeter von meiner entfernt. Von seinen Schläfen rann Schweiß und sammelte sich in dem dünnen grauen Haarkranz.
    Der König sprach weiter über meine Rückkehr, darüber, wie stolz er war, mich hierherzubringen, in diese Stadt, die vor über zehn Jahren am ersten Januar gegründet worden war. »Die Prinzessin hatte Glück. Auf ihrer Reise zur Stadt aus Sand wurde sie von den tapferen Soldaten dieser Nation eskortiert, unter ihnen der entschlossene und treue Sergeant Stark. Es war Sergeant Stark, der sie gefunden hat und der sein Leben riskiert hat, um sie zu uns zurückzubringen.«
    Stark erhob sich, um eine Medaille entgegenzunehmen. Der König fuhr fort, seinen Einsatz und seine Hingabe zu loben, und zählte seine Leistungen auf, als er ihn zum Lieutenant beförderte.
    Ich schloss die Augen und verkroch mich in mir selbst. Die Schreie, der Jubel, diese donnernde Stimme, die ich früher so oft über Funk gehört hatte, alles trat in den Hintergrund. Ich erinnerte mich daran, wie ich in jener Nacht auf dem Berg neben Caleb gelegen hatte und wie die dicken muffigen Pullover, die wir trugen, eine unerwünschte Wand zwischen uns gebildet hatten. Er hatte mich an sich gezogen, mein Körper hatte sich an ihn geschmiegt, um warm zu bleiben. So hatten wir die ganze Nacht gelegen, mit dem Kopf auf seiner Brust hatte ich den ruhigen Schlägen seines Herzens gelauscht.
    »Und zum Abschluss«, sagte der König fröhlich, »möchte ich Ihnen noch einmal die Goldene Generation vorstellen, die aufgeweckten Kinder, die direkt aus den Gebärinitiativen hierherkamen. Jeden Tag bieten Frauen ihre Dienste an, um das Neue Amerika zu unterstützen und um ihren Beitrag dabei zu leisten, diesem Land wieder zu seiner vollen Leistungsfähigkeit zu verhelfen. Jeden Tag wird unsere Nation stärker und damit weniger anfällig für Krieg und Krankheit. Je mehr wir werden, desto näher kommen wir unserer glorreichen Vergangenheit und werden wieder zu dem Volk, das wir einmal waren – der Nation, die die Elektrizität erfunden hat, die Luftfahrt und das Telefon. Der Nation, die einen Menschen auf den Mond entsandt hat.«
    Bei diesen Worten brachen die Menschen in wilden Jubel aus. Irgendwo im Hintergrund wurde ein Sprechgesang angestimmt und breitete sich nach vorn aus, es war ein großes wogendes Meer von Emotionen. »Es geht voran! Es geht wieder voran!«, wiederholten sie, ihre Stimmen verschmolzen zu einer.
    Trotz

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