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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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du deine Zeit verbringst, wer all diese Menschen sind.«
    Zwei Soldaten gingen mit geschulterten Gewehren vorbei. Caleb zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht. Er ergriff das Ruder und stieß uns aufs Wasser hinaus. Wir schwiegen beide, bis sie weg waren. »Wir können heute Nacht dorthin gehen«, sagte er leise. »Warte nach dem Anlegen in den Gärten auf mich. Aber zuerst muss ich dir etwas sagen.« Er kniete sich auf die niedrige Bank vor sich und sah mich fragend an. Er lächelte, seine Augen waren so hell, dass sie aussahen, als würden sie von innen angestrahlt.
    Das Boot legte an der Steintreppe an. Caleb warf einen Blick auf die Besucher, die noch immer an der Brücke herumstanden und die letzte halbe Stunde vor der Ausgangssperre genossen.
    »Ich hab mich in dich verliebt«, flüsterte er und beugte sich vor, um mir die Hand zu küssen. So blieb er für einen Moment und lächelte mich an, dann half er mir aus dem Boot.
    Ich lief die Steinstufen hinauf, jeder Zentimeter von mir vibrierte vor neuer Kraft. Ich wollte es hinausschreien – Ich liebe dich, Ich liebe dich, Ich liebe dich –, seine Hand festhalten und vor dem Palast davonlaufen, vor diesen Menschen, dieser Brücke.
    »Gute Nacht, Miss«, sagte er laut, als wäre ich eine x-beliebige Fremde. »Ich hoffe, Sie haben den Abend genossen.«
    Die Frau, die mich in Empfang genommen hatte, stand noch immer unter dem Vorbau. Ich ging auf sie zu, doch zuerst drehte ich mich mit feuchten Augen noch einmal um. »Ich liebe dich auch«, formte ich mit den Lippen. Es fühlte sich nicht dumm oder albern oder falsch an. Ich hatte etwas ausgesprochen, das ich immer gewusst hatte, und es zuzugeben, katapultierte mich in den glücklichsten, unwiderruflichsten freien Fall.
    Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln. Er sah mir forschend in die Augen, als er sich abstieß und davonglitt.

DREIUNDZWANZIG
    Wir brauchten fast eine halbe Stunde zum Flugzeughangar. Caleb lief querfeldein durch die Außenbezirke, durch ehemalige Wohnviertel, die ihres Wiederaufbaus harrten. Die Häuser hatten zerbrochene Fenster und vor den Türen türmte sich der Sand. Ich lief mit gesenktem Kopf zehn Meter hinter ihm her und tauchte in den Menschengruppen unter, die nach Hause eilten, um die Ausgangssperre einzuhalten.
    Im Laufen ließ ich den Moment noch einmal in Gedanken Revue passieren: Calebs Augen, die mich ansahen, die geflüsterten Worte, die nur ich hören konnte. Ich trug sie nun irgendwo in meinem Herzen, als etwas Kleines, Stilles, das nur wir teilten.
    Schließlich wurde die Gegend weitläufiger. Verrostete, ausrangierte Flugzeuge standen auf dem Asphalt. Überall waren Metallwagen, einige leer und verbeult, andere voller Koffer und zerknitterter, von der Sonne gebleichter Kleidungsstücke. Auf einem Metallschild über dem Flughafengebäude stand McCARRAN AIRPORT.
    Caleb bog nach rechts. Ich folgte ihm über den versandeten Parkplatz, von Zeit zu Zeit blickte ich mich nach Soldaten um. Der Flugplatz war leer. Ein paar verblichene Spielkarten wehten vorbei und schlugen Saltos im Wind. Als er in einem langen Steingebäude verschwand, folgte ich ihm, wartete aber einige Minuten, bevor ich hineinging.
    Innen ragten die düsteren Flugzeuge vor mir auf, AMERICAN AIRLINES war in roten und blauen Buchstaben an die Seiten geschrieben. Ich hatte Flugzeuge bisher nur in Kinderbüchern gesehen und die Lehrerinnen über die Flüge sprechen hören, die von Küste zu Küste verkehrten. » Pssst« , rief Calebs Stimme aus der Dunkelheit. Er versteckte sich hinter einer kurzen Metalltreppe auf Rädern. Ich lief zu ihm. Dicht an der Wand entlang gingen wir in den hinteren Teil des Hangars, sein Arm lag um meine Schultern.
    »Hier kommst du also jeden Tag her«, sagte ich und sah zu den großen Flugzeugen, die über fünfzig Meter lang waren. Ihre Metallflügel waren verrostet, an manchen Stellen warf die weiße Farbe Blasen.
    »An manchen Tagen. Im Moment wird ja nicht weitergebaut, aber vor einer Woche waren hier jeden Morgen fast fünfzig Leute.« Wir gingen auf eine Tür in der Rückwand zu. »Aus allen Außenbezirken kommen Menschen, um zusätzlich zu der Arbeit, die von ihnen im Stadtzentrum erwartet wird, Schichten zu übernehmen. Ungefähr einen Kilometer von hier ist das Regime mit Abrissarbeiten zugange. Am Tag ist es so laut, dass man kaum einen klaren Gedanken fassen kann, aber es übertönt die Bohr- und Hammergeräusche.«
    Caleb klopfte fünf Mal an die Tür. Ein Mann mit Vollbart

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