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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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streckte den Kopf heraus, um den er ein rotes Tuch gebunden hatte. Die Vorderseite seines T-Shirts war schweißdurchnässt. »Hattest du nicht heute Abend ein heißes Date?«, fragte er. Dann bemerkte er mich hinter Caleb und ein Lächeln huschte über seine Lippen. »Ahhhhh … du musst die bezaubernde Eve sein!« Er zog eine große Show ab und verbeugte sich so tief, dass er mit der Hand den Boden berührte.
    »Was für ein Empfang«, sagte ich und verbeugte mich ebenfalls. Er hatte mich nicht Genevieve genannt und dafür war er mir auf der Stelle sympathisch.
    »Das ist Harper«, sagte Caleb. »Er beaufsichtigt die Grabung, wenn ich auf anderen Baustellen bin.«
    Harper öffnete die Tür gerade so weit, dass wir uns hineinquetschen konnten. Der weitläufige Raum wurde von Laternen erleuchtet. Zwei andere, ein Mann und eine Frau, beide um die dreißig, standen vor einem Tisch und beugten sich über einen großen Papierbogen. Als ich hereinkam, sahen sie auf. Ihr Blick war kalt.
    »Ich war seit eins nicht mehr draußen«, fuhr Harper fort. Er war ein gedrungener Mann, der Bauch hing ihm über den Gürtel, sein graues T-Shirt war ihm zwei Nummern zu klein. »Sieht man heute Nacht die Sterne? Den Mond?« Seine hellgrauen Augen wanderten von Caleb zu mir.
    »Ich hab nicht nach oben geschaut«, sagte ich etwas entschuldigend. Ich war zu sehr darauf konzentriert gewesen, meine Augen zu verbergen und mir die Mütze in die Stirn zu ziehen.
    Harper wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Sie hat ihn sich nicht angeschaut!«, frotzelte er. »Was an dieser Stadt wirklich schlimm ist, sind die Lichter. Ihretwegen lassen sich die Sternbilder nicht erkennen. Aber in den Außenbezirken hat man eigentlich eine gute Sicht.«
    »Harper kann die Himmelsrichtung an den Sternen ablesen. So hat er damals in die Stadt gefunden«, erklärte Caleb. Er legte mir beim Sprechen die Hand auf den Rücken, sein Daumen rieb über meine Wirbelsäule. »Was sagst du doch immer, alter Knabe?«
    Harper warf den Kopf zurück und lachte. »Selber alter Knabe«, brummte er und boxte mit der Faust gegen Calebs Arm. Dann schaute er mich an und deutete an die Decke, um seinen Standpunkt zu unterstreichen. »Es gibt Tausende von Sternen, jeder leuchtet und verbrennt zur gleichen Zeit. Sie sterben wie alles andere – man muss sie würdigen, bevor sie nicht mehr da sind.«
    »Ich werd’s mir merken«, sagte ich.
    Der Raum war bis auf den Tisch und einen Kistenstapel leer. Im Boden klaffte ein fast ein Meter großes Loch. Ich stand da und wartete darauf, dass die beiden anderen etwas sagen würden, doch sie beugten sich noch immer über den Plan, im Laternenlicht waren ihre Gesichter nur teilweise zu erkennen. »Noch keine Fortschritte bei dem Einsturz?«, fragte Caleb sie.
    Der Mann war groß und dünn, seine Brille beschädigt. Er trug dasselbe Uniformhemd wie ich, allerdings hatte er die Ärmel abgerissen. Er schüttelte den Kopf. »Ich hab es dir doch gesagt, ich werde in ihrer Anwesenheit nicht darüber reden.«
    Caleb öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch ich fiel ihm ins Wort. »Ich habe einen Namen«, sagte ich und war über den Klang meiner eigenen Stimme überrascht. Der Mann blickte nicht von dem Bogen Papier auf, sondern betrachtete Skizzen verschiedener Gebäude der Stadt, neben denen in blauer Tinte Notizen hingekritzelt waren.
    »Das ist uns allen sehr wohl bewusst«, sagte die Frau und warf mir einen bösen Blick zu. Ihr blondes Haar war zu dünnen Dreads gedreht, ihre Hosen voller Schlammspritzer. »Du bist Prinzessin Genevieve.«
    »Das ist nicht fair«, mischte sich Caleb ein. »Ich hab euch gesagt, dass ihr Eve vertrauen könnt. Sie gehört ebenso wenig zur Familie des Königs wie ich.« Mein Magen zog sich beim Gedanken an den Nachmittag zusammen. Ich hatte mich nicht weggedreht, als er mich in den Arm genommen hatte, ich hatte mich ihm nahe gefühlt, als wir über meine Mutter sprachen. Ein verunsicherter Teil von mir fragte sich, ob ich mich tatsächlich schuldig gemacht hatte.
    Die Frau wandte sich wieder den Skizzen zu. »Gib ihnen Zeit«, flüsterte Harper und klopfte Caleb auf den Rücken. Dann sah er mich an. »Wenn Caleb sagt, dass ich dir trauen kann, dann traue ich dir. Ich brauche keine weiteren Beweise.«
    »Ich weiß das zu schätzen«, sagte Caleb und drückte Harpers Arm. »Harper hat mit dem Tunnelbau angefangen. Er erkannte in den Hochwasserkanälen eine gute Ausgangsbasis. Sie sind teilweise eingestürzt

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