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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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weiter unten befand. »Ich hoffe es«, sagte Beatrice. »Und ich werde dein Geheimnis für mich behalten, wenn du das möchtest, aber du bekommst meine Essensration heute Abend.«
    »Beatrice, das ist nicht –«
    »Ich weiß, es ist nicht viel, aber du brauchst es. Und in ein paar Tagen, wenn wir die Unterkünfte auf deiner Karte erreichen, werden wir unsere Verpflegung entsprechend aufstocken«, erwiderte sie. »Ich bestehe darauf.«
    »Wir können jagen, sobald wir den ersten See erreichen«, antwortete ich, während ich versuchte, das nagende Gefühl in meinem Magen zu ignorieren. »Bis dahin sind es nur noch zwei Tage.« Als wir uns den Mädchen näherten, hatte sich ein Lächeln auf ihren Gesichtern breitgemacht und Kit zeigte auf etwas am Grund des Tals.
    »Man kann sie sehen!«, rief sie uns entgegen. »Schafe!«
    Ich blinzelte in die Morgensonne und entdeckte hundert Meter weiter unten, etwas links von uns, gehörnte Schafe, die über den felsigen Berghang spazierten. Beatrice schloss zu mir auf und fing an zu lachen, als sie sie ebenfalls bemerkte. Es war eine ganze Herde, in deren Mitte sich zwei kleinere Tiere befanden. Ihr Fell hatte fast die gleiche Farbe wie der Sandstein um sie herum. »Ich hab sie zuerst entdeckt«, rief Kit uns zu und durchkämmte ihren langen Pferdeschwanz mit den Fingern. »Siehst du, Eve?«
    Wir arbeiteten uns weiter die schmale Straße hinauf. Die Mädchen hatten sich zu uns umgedreht und warteten auf meine Reaktion. Es war eine Erleichterung, sie lächeln zu sehen. Die Hitze des Tages lastete noch nicht mit voller Macht auf uns und für einen Moment schienen sie Hunger und Durst vergessen zu haben. Ich wollte gerade etwas über ihre Entdeckung sagen, da fiel mein Blick auf Helene. Sie stand etwas abseits der Gruppe, am Rand der Klippe, wo der Asphalt in den felsigen Untergrund überging. Sie hielt sich die Ferse und war mit demselben Schuh beschäftigt, der ihr zuvor bereits Probleme bereitet hatte.
    Alles passierte so schnell, dass ich kaum reagieren konnte. Sie setzte ihren Fuß ein kleines Stück hinter sich ab, wodurch sie zu nah an den Rand geriet, sodass der Felsen unter ihr nachgab. Sie taumelte über den steilen Abhang und wurde von einem Erdrutsch mitgerissen. Mit einem erstickten Schrei verschwand sie aus meinem Blick.

ACHTZEHN
    Ich hörte ihren heiseren Schrei und das Geräusch des abbrechenden Felsens: Hunderte kleiner Steinchen polterten in die Schlucht hinab, auf den Grund des Tals zu. Einige Mädchen knieten sich hin und streckten die Arme nach ihr aus, aber sie war schon zu weit weg. Ihr Körper rutschte weiter über den zerklüfteten Felsen. Wir konnten hören, wie ihre Hände über die steinige Oberfläche schürften, als sie verzweifelt versuchte, einen Halt zu finden; das Geräusch ging mir durch Mark und Bein.
    »Bleibt vom Rand zurück«, rief ich und bedeutete Bette und Sarah zurückzutreten. Als ich bei ihnen ankam, musterte ich ihre Gesichter. Ich hatte Angst, über die Klippe ins Tal hinunterzuschauen. Einige Meter unter uns ertönte ein dumpfes Geräusch, dann war alles still. Ich scheuchte sie zurück auf die Straße und lugte gleichzeitig über den Rand des Abgrunds, sorgfältig darauf bedacht, mit beiden Füßen auf dem Asphalt zu bleiben. Gut zehn Meter unter uns lag Helene auf einem Felsvorsprung. Sie hielt mit beiden Händen ihren Unterschenkel. Ihre Knöchel waren bis auf den Knochen aufgeschürft. In ihrer Stirn klaffte eine Fleischwunde, aus der ihr das Blut in die Augen lief.
    »Mein Bein!«, rief Helene. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt.
    »Wie tief ist sie gefallen?«, fragte Clara. »Wie schwer ist sie verletzt?« Sie schob die Mädchen noch ein Stück weiter vom Rand der Klippe weg.
    Bettes Augen füllten sich mit Tränen. Sie strich in einem fort über ihren blonden Pferdeschwanz. »Ich habe es euch gesagt«, flüsterte sie mit zittriger Stimme. »Das ist es, was ich –«
    »Das können wir jetzt nicht gebrauchen«, unterbrach ich sie. »Sie ist verletzt.« Ich ging zum Schlitten und durchwühlte die Sachen darauf auf der Suche nach dem Plastikseil. Ich entrollte es und wand das eine Ende durch die Gürtelschlaufen um meine Hüften.
    »Was hast du vor?«, fragte Clara. Sie warf einen Seitenblick auf Beatrice, um abzuschätzen, wie sie reagieren würde.
    »Es ist lang genug«, antwortete ich und hielt das andere Ende des Seils hoch. Es war mindestens fünfzehn Meter lang. Ich suchte den Straßenrand nach etwas ab, woran ich es

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