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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Sie einen besseren Ausblick hätten? «
    »Damit ich aus meinem Fenster noch mehr von diesem
Schlaraffenland sehen kann, meinen Sie?«, konnte Asber sich nicht verkneifen zu fragen. Yaman grinste verlegen.
    Asber fuhr fort: »Der offizielle Grund für unsere winzigen Behausungen ist, dass der Mond instabil ist. Hin und wieder bebt er, wenn die geschmolzenen Flüsse langsam im Kern arbeiten. Jeder weiß, dass alles, was man auf diesem verfluchten Felsen aufbaut, früher oder später zusammenbrechen wird, weil es verrottet und keine Reparaturen ausgeführt werden.« Er nickte in Richtung der Risse im Boden. »Die Versiegelung kann auch nicht alles, wissen Sie.«
    »Also Sie haben weder moderne Ausrüstung noch solide Lagergebäude oder sichere Gebäude«, sagte Drem. Sein Tonfall war neutral. »Was ist mit Handel? Sind Sie irgendeinem Netzwerk angeschlossen?«
    Asber schüttelte den Kopf. »Wir verlassen uns auf Lieferungen der Ernter. Aber wir haben keine festen Verträge, also müssen wir immer auf alles vorbereitet sein, falls sie einmal mit ihrer Ladung woandershin fliegen.«
    »Und die Raffinerie?«, fragte Ortag.
    »Wenn wir diese Ladungen verarbeiten, benutzen wir Metalle und Materialien vom Mond selbst.«
    »Die werden nicht ewig halten«, sagte Verena.
    Asber nickte. Irgendwann war der Kern aufgebraucht. Dann schüttelte sich der tote Gesteinsbrocken einmal und ordnete damit alle Flüsse und Hügel neu. Zurück blieb nichts außer dem immer noch toten Stein und einigen gebrochenen, alten Knochen.
    »Schon einmal über Verbesserungen nachgedacht?«, fragte Yaman ihn, als ob es das Einfachste der Welt wäre. » Hightech -Branchen sind auf dem Vormarsch.«
    Hightech -Branchen waren ohne jeden Zweifel auf dem Vormarsch. Das waren sie schon, seit Asber denken konnte. Doch genau das war das Problem mit Hightech : Sie war immer im
Vormarsch. Wenn man nicht mitmarschierte, blieb man auf der Strecke und war abgeschlagen in der Welt.
    »Kein Geld. Wir sitzen hier mit dem, was wir haben, fest.«
    »Leben hier viele Menschen?«, fragte Drem.
    »Im Zentrum ein paar Tausend. In den Randgebieten arbeiten noch einige Hundert mehr. Wir sind nur eine kleine Gemeinschaft. «
    »Und der einzige Zugang ist durch den Hangar, in dem wir gelandet sind.«
    »Ja.« Asber schaute in die Ferne auf die leerstehenden Siebmaschinen und Fließbänder.
    Yaman setzte ein unschuldiges Gesicht auf und als er den Mund öffnete, wusste Asber genau, was jetzt kam: »Warum …«
    »Habe eine Frau geschwängert, als wir jung waren. Beantwortet das Ihre Frage?«
    Der Mund klappte wieder zu. Das Gesicht nickte und errötete.
    Asber seufzte. Er kannte sie kaum noch, in diesem kleinen Schuppen, den sie Zuhause nannten. Sie hatten nicht die Energie, sich zu unterhalten und selbst, wenn sie es taten, gab es nichts mehr, über das sie reden wollten.
    Er war heutzutage immer so müde, wenn er aufwachte. Wenn er eine gute Schicht hinter sich hatte, zitterten seine Hände immer noch von der Anstrengung. Wenn nicht, rieb er sie und wartete darauf, dass sie etwas zum Halten, Biegen oder Brechen bekamen. Der Gedanke, woanders hinzugehen oder an anderen Orten zu leben, kam gar nicht auf. Er war zu alt, zu zerbrechlich, zu pleite und zu kaputt. Er verbrachte seine Zeit mit Warten.
    »Hören Sie«, sagte er zu Yaman und dem Rest der Gruppe. »Ich bin kein religiöser Mann. Dafür ist hier kein Platz. Ich folge einem gewissen Glauben, aber das ist ein Glaube an meine Kinder, dass ein Teil meines Geistes in ihnen weiterleben wird, wenn ich nicht mehr bin. Ich verstehe, dass es Leute
gibt, die ständig an ein anderes Leben als das hier denken. Ich will kein anderes Leben. Ich will mich einfach nur ausruhen.« Ausruhen, nicht zu viel trinken, pünktlich bezahlt werden und nicht in diesen bitteren, strengen Geruch von Rohmetall und Staub eingehüllt sein.
    Drem nickte, nicht, weil er sich ihm verbunden fühlte, sondern weil er verstand, dass hier jemand seinen eigenen Glauben aus Schrott und Verzweiflung geschmiedet hatte.
    Asber sah ihm in die Augen und sagte: »Es sind die Sansha, nicht wahr?«
    Alle starrten ihn verblüfft an.
    »Dachte ich mir«, sagte Asber.
    »Ist es allgemein bekannt«, fragte Drem, »dass sie es auf diese Kolonie abgesehen haben?«
    »Man sagt zumindest, dass sie in der Gegend sind.« Asber zuckte mit den Schultern. »Diese Gerüchte kochen hin und wieder mal hoch. Besonders jetzt im Winter, wenn die Leute alle am liebsten hier rauswollen. Winter

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