Eve - Das brennende Leben
herausfinden.«
Sie musste es sagen. »Und was geschieht mit Ihrem Berater? Wie übernimmt er die Verantwortung für sein Handeln?«
»Oh, ich werde ihn natürlich behalten«, sagte Heth. Dieses Mal war sein Lächeln echt. »Die haben ihn doch gerade erst in ihre Klauen bekommen. Ein Regent muss Zugang zu seinen Feinden haben, und sei es nur, um sie mit den richtigen Lügen zu füttern.«
Die beiden Frauen waren sprachlos. Ralea atmete einmal tief durch. Sie überlegte, was sie nun sagen sollte, und spürte, wie etwas in ihr zerbrach. So war ihr Leben hier. Man konnte nichts dagegen tun. Sie konnte sich nur vornehmen, hier so schnell wie möglich rauszukommen und dabei so wenig Schaden wie möglich zu nehmen.
Heth fügte in einem trügerisch beiläufigen und vollkommen
freundlichen Ton hinzu: »Was Sie beide angeht, so werden Sie erst die Besprechung hinter sich bringen, dann aus dieser Tür gehen und Ihres Kommandos enthoben. Die stille Teilhaberschaft für Ihr Team wird im privaten Sektor versteigert werden. Sollten keine Gebote eingehen, wird die Regierung alles übernehmen. Man wird sich um das Team kümmern. Und Sie beide werden zurück zur Gallente-Föderation gebracht. Wie ich hörte, möchten dort einige Leute Sie wegen eines Mordes befragen.«
Nach der Befragung, die ruhig und schmerzlos verlief, wurden beide Frauen in ihre Quartiere zurückgebracht. Man gab ihnen ein wenig Zeit zu packen, einige Telefonate zu führen und ihr Geschäft zu beenden. Sie verfielen nicht in Panik. Ihre einzige Alternative zu ihrer Heimkehr war hauchdünn und riskant. Panik würde ihnen dabei nicht helfen.
Während ihrer Vorbereitungen hatte Ralea eine Nachricht im Friedensgarten ihres Teams gefunden. Sie war an sie und Heci adressiert.
Tarn war unauffindbar. Seine Wohnung war leer, seine Bankkonten unberührt. Er war spurlos verschwunden.
In der Nachricht, die nicht signiert war, stand nur: Kann niemals sterben. Ob er entkommen oder gestorben war, würde sie wohl nie erfahren.
Hier waren alle gleich, oder sie hatten wenigstens die Chance auf Gleichheit, wenn sie sich vollkommen aufgaben. Und an der Spitze dieses Königreichs der Gleichheit saß ein Mann, der dafür sorgte, dass es funktionierte. Er plante, welche Seelen in den schwarzen Zahnrädern dieser großartigen und furchtbaren Maschinerie aufgerieben wurden.
Ralea riss die Nachricht in Stücke und legte jeden Schnipsel unter einen anderen Stein. Dann tätigte sie noch einige Anrufe. Einer davon war verschlüsselt und ging an einen Freund, dem sie vertraute.
Als sie fertig waren, wurden sie von Heths Männern vom Gelände geführt, zum interstellaren Flughafen gebracht und schließlich zu der Umlaufstation hinaufbegleitet. Die Reise dauerte eine Weile, aber sobald sie auf der Station angekommen waren, die Hangars durchquert und die letzten Sicherheitschecks hinter sich gebracht hatten, wurden sie sich selbst überlassen. Bewaffnet waren sie lediglich mit Anweisungen, wie sie den nächsten Föderationsflug erreichten. Einer der Männer warnte sie, dass jeder Versuch, einen anderen Flug unter ihrem Namen zu buchen oder große Geldbeträge unterwegs zu bewegen, bemerkt werden würde und entsprechende Konsequenzen nach sich zöge.
Daheim warteten Föderationsagenten auf sie. Nicht, um sie zu verhaften – jedenfalls nicht sofort, schließlich waren Agenten wie heilige Kühe –, aber um sie umfassend zu befragen und sie danach einem ordentlichen Gerichtsverfahren zu überstellen.
Ralea stand alleine in der großen Halle des Stationshangars. Sie behielt die Aussichtsfenster in der Entfernung im Auge und beobachtete, wie große Schiffe langsam ins Dock schwebten. Neben ihr ragte ein großer Baum aus dem Boden, der seine Äste in den Himmel streckte. Er sah aus wie ein Pfeil, den ein Riese in den Boden geschossen hatte. Es war der einzige Baum in diesem Teil des Hangars. Sanft ließ sie eine Hand über seine Rinde gleiten.
Ein Mann blieb neben ihr stehen und überprüfte sein Datenpad. »Sind Sie eine Freundin von Neko?«, fragte er und ließ sein Datenpad nicht aus den Augen.
Ralea schaute weiter zu den Aussichtsfenstern. »Ja«, sagte sie. »Auf dem Weg zu dem Minmatar-Exodus.«
Der Mann kratzte sich am Kinn, sah kurz zum Himmel, als ob er versuchte, sich an etwas zu erinnern und konsultierte dann wieder sein Datenpad. »Gate vier-acht-sieben, zehn Minuten. Sie sind Schwestern, Hera und Karleena Detkow.«
Ralea verzog dabei keine Miene, aber in ihren Augen
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