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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Tür.
    Das Quartier war ähnlich aufgebaut wie Raleas. Hier allerdings waren selbstredend viel mehr Habseligkeiten. Sie sah eine weitere Tür, die wahrscheinlich zu Fels Zimmer führte. Doch die Tür war geschlossen, genau wie die anderen Türen. Wenn die Bauweise übereinstimmte, waren das die Türen zum Hauptschlafzimmer und zum Badezimmer.
    Sie ging ins Wohnzimmer. Dort lagen Babykleidung, einige Spielzeuge und ein Datenpad auf dem Tisch, aber es war bemerkenswert sauber. Ralea konnte sich nicht vorstellen, wie viel Anstrengung es bedurfte, die Wohnung trotz eines Kindes und eines Säuglings so sauber zu halten. Ihre eigene Wohnung schien Staub und Schmutz auszuatmen, sobald sie sich nur umdrehte.
    Die Frau ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer und trug zwei Gläser. Sie setzte sich aufs Sofa und goss Wasser aus einem Krug ein. Ralea konnte die Stimmung der Frau nicht ausmachen. Außerdem konnte sie sie nicht mit dem in Einklang
bringen, wie sie sich die Frau vorgestellt hatte: Sie war weder die misshandelte Hausfrau, wie Ralea zuerst gedacht hatte, noch die mysteriöse Schattenfigur, die sie zuletzt in Betracht gezogen hatte. Die Frau hatte keine Angst vor ihr, aber sie war vorsichtig. Nicht vorsichtig, wachsam. Hellwach. Abwartend.
    Ralea sagte: »Ich wollte Sie nur einmal kurz besuchen und mich bei Ihnen für die Arbeit bedanken, die Ihr Sohn vor kurzem für mich erledigt hat. Ich hoffe, die Medikamente, die ich ihm gab, waren nützlich.«
    Die Frau nickte. Ralea beugte sich vor, nahm ein Glas und nippte daran. Sie hatte sich rückversichern wollen, dass hier nichts Ungewöhnliches vor sich ging. Doch selbst als sie diese Rückversicherung erhielt, wurde ihre Unruhe nicht gedämpft. Hecis Worte gingen ihr durch den Kopf. Vielleicht suchte sie die Probleme nur; Ungerechtigkeiten, die sie in Ordnung bringen konnte.
    Ralea saß noch eine Weile da, bevor das Schweigen sie dazu trieb aufzustehen. »Nun ja, tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe. Danke für das Wasser.« Sie wollte hinausgehen und war viel verstörter, als sie es ihrer Meinung nach hätte sein sollen. Was immer auch der Zweck ihres Besuchs gewesen war, er war nicht erfüllt worden. Ralea war nicht sicher, ob sie diese Wohnung verlassen konnte, bevor sie nicht wenigstens ein Stück ihres Seelenfriedens zurückgewonnen hatte.
    »Könnte ich vielleicht Ihr Badezimmer benutzen?«, fragte sie fröhlich. Die Frau nickte. Ralea ging hinein und verschloss die Tür hinter sich.
    Sie setzte sich auf den Boden, vergrub ihr Gesicht in den Händen und atmete eine Minute durch. Als sie wieder aufsah, war sie verblüfft, wie sauber auch dieser Raum war. Badezimmer sollten nicht so makellos sein, nicht auf schmutzigen Minmatarkarawanen, die nirgendwohin steuerten und müde Eltern und Kinder im Schlepptau hatten.

    Sie schloss fest ihre Augen, rieb sie sanft und fragte sich dabei, ob sie allmählich viel zu paranoid wurde. Das konnte nicht gut für sie sein. Es würde ihr guttun, sich in die Arbeit zu stürzen, die die Minmatar ihr anboten. Sie rieb weiter ihre Augen, während sie darüber nachdachte, ob sie sich bei einer Notfallstelle um Arbeit bewerben sollte. Sie schien ein Händchen dafür zu haben, Leuten zu helfen.
    Als sie die Augen wieder öffnete, tanzten kleine Sterne vor ihren Augen. Sie blinzelte sie weg und versuchte, sich auf das blitzsaubere Badezimmer mit seinen polierten Wänden und dem unauffälligen Dekor zu konzentrieren. Auf dem Boden schienen ein paar dunkle Kratzer zu sein, dort, wo Boden und Wand zusammentrafen. Sie lehnte sich vor und berührte sie, um wieder etwas Bodenhaftung zu bekommen. Sie brauchte jetzt etwas, das nicht perfekt war – und die Fähigkeit, die Unvollkommenheit anderer Menschen zu akzeptieren. Diese konnten in der Wirklichkeit auch dann existieren, wenn sie nicht den vernünftigen Idealen in ihrem Kopf entsprachen.
    Als sie die Finger zurückzog, blieben die Kratzer daran kleben.
    Sie sah fragend ihre Fingerspitzen an. Während sie sie noch begutachtete, waren draußen Geräusche zu hören: eine Reihe dumpfer, rhythmischer Schläge.
    Die Kratzer fielen von ihren Fingerspitzen auf den Boden. Ralea erkannte, dass es sich um winzige schwarze Haare handelte. Bartstoppeln.
    Sie stand auf, öffnete die Tür und ging hinaus. Nachdem sie einen Schritt in den Flur gemacht hatte, explodierte etwas dumpf in ihrem Kopf, und die Sterne kehrten mit aller Macht zurück.
    Sie kroch jetzt über den Boden, aber das war schwer, weil sie

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