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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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seine Familie zu rächen. Und das dritte, die Daten, würde er auch noch irgendwie bekommen. Stück für Stück. Es war ihm egal, dass die Chancen, erwischt zu werden, überproportional stiegen. Wahrscheinlich erledigten ihn die Blutjäger, lange bevor er diesen Punkt erreichte.
    Aber er schenkte diesem nebensächlichen Problem keine Beachtung und nahm an, dass er alle drei Komponenten hatte. Wenn er sich dann dem ursprünglichen Plan wieder zuwandte, dann war alles zur Ausführung bereit. Es gab nur ein kleines Problem.

    Das Ganze war immer noch unmöglich.
    Den Plan im großen Stil durchzuführen erforderte Jahre sorgfältiger Planung. Er könnte gedungene Agenten vorsichtig bei den Kapselpiloten in die Wartungsmannschaften einschleusen. Ab einem gewissen Punkt konnten diese dann sogar noch mehr ihrer Leute heranziehen. Irgendwann hatte er dann ein Team, das in der Lage war, die Hardware der Sansha in jede einzelne Kammer einzubauen. So schlichen sie sich ohne ihr Wissen in die Köpfe der Piloten und würden sie in einem Moment des Armageddon in weiter Zukunft in den Tod schicken.
    Aber der Testfall war anders. Der Testfall konnte nicht Jahre auf sich warten lassen. Der Pilot – der Pilot – lebte in diesen Quartieren. Die mussten zuerst infiltriert werden, bevor er etwas tun konnte. Um zu ihm zu gelangen und zu beweisen, dass dieser ganze verdammte Plan funktionierte, brauchte Drem mehr als allgemeine Zugangscodes, die ihm ein Pirat überließ.
    Er hatte in zahlreichen schlaflosen Nächten darüber nachgedacht. Er hatte versucht herauszufinden, wie er all diese Daten benutzen konnte, um in das Heiligtum der Kapselpiloten einzubrechen. Je mehr er das symbolische Datenpäckchen, das Hona ihm geschickt hatte, und die darin enthaltenen, winzigen Datenfragmente studierte, umso klarer wurde ihm, welch unüberwindliches Problem es darstellte.
    Alle Infiltrationspläne, die ihm einfielen, hatten einen kleinsten gemeinsamen Nenner: Es musste ein Insider vorhanden sein; jemand, der mit ihm zusammenarbeitete und ihn in das heiligste aller Heiligtümer, also die Quartiere der Kapselpiloten, vordringen ließ. Kein verfluchter Zugangscode würde ihm nützen, wenn kein echter Mensch dahinterstand. Er konnte es nicht allein tun, egal, wie viel Geld oder Informationen er hatte.
    Dieser Jemand verwirkte sein Leben genauso wie er selbst. Es gab keine Umkehr. Schließlich – nicht unbedingt sofort, aber
irgendwann einmal – wurde der Plan aufgedeckt. Das konnte durch Scheitern oder Erfolg geschehen. Zu diesem Zeitpunkt würden die Behörden jedes existierende Log durchforsten, und sie würden herausfinden, wer ihm geholfen hatte.
    Die Oberfläche des hinuntergefallenen Baumstamms war trocken und rissig. Drem stocherte darin herum und schälte große Rindenflocken ab.
    Er brauchte einen Eingeweihten. Doch er hatte keinen und würde nie einen haben. Er war absolut und vollkommen einverstanden, das ganze Ding hier auf der Stelle zu vergessen.
    Müßig warf er eine Flocke nach dem Vogel. Die Flocke fiel eine Armlänge entfernt in den See. Den Vogel interessierte es nicht.
    Der Plan war zum Scheitern verurteilt. Er konnte es nicht schaffen.
    Er schloss die Augen, lehnte sich zurück und atmete tief durch. Er spürte den Wald in seinen Lungen. Es war möglich, dass er lächelte. Es war ebenfalls möglich, dass er es die ganze Zeit gewusst hatte. Er war kein Mörder.
    Er lehnte sich noch ein Stück weiter zurück, genoss die Luft und die Sonne, hielt sich nicht richtig fest und fiel schließlich von dem Baumstamm. Er zappelte, um die Balance wiederzufinden und richtete sich wieder auf. Seine Fingernägel hinterließen dabei Abdrücke in der Rinde. Als er den Schmutz unter den Fingernägeln entfernte, krächzte der Vogel, als ob er ihn verspottete.
    Das Geräusch brachte ihn zum Kichern. Bevor es ihm wirklich bewusst war, lachte er schallend. Das Gelächter brach aus ihm heraus wie aus einem Vulkan.
    Er schlug die Hände vors Gesicht und ließ sie dort, bis er sich beruhigt hatte.
    Ein Flattern sagte ihm, dass der Vogel weggeflogen war. Das Geräusch erinnerte ihn an das leise, kurze Sperrfeuer, das
Schwestern-Agenten als erste Anzeichen eines elektrischen Feuers erkannten. Kurz darauf würde es aus einem Generator schlagen und all diejenigen in Brand setzen, die man gerade aus dem Wrack zu zerren versuchte. Oder vielleicht war es dem Klappern augengleicher Kugeln ähnlicher, die aus dem Bauch von bewusstseinsmanipulierten Tieren in den

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