Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Totenhallen aufstiegen. Eins von beidem.
    Es dämmerte ihm, dass er möglicherweise kurz vor einem Zusammenbruch stand. Er fragte sich, warum. Er hatte bisher doch ein recht krisenfreies Leben geführt – eigentlich.
    Er musste abhauen. Vor den Blutjägern und dem ganzen Chaos. In den Untergrund gehen. Es schien nicht fair, war aber der einzig gangbare Weg. Er hatte Absolution dafür gesucht, dass er es zugelassen hatte – er hatte das Gefühl , es zugelassen zu haben –, seine Familie zu verlieren und dafür, dass er nach dem Tode seines Bruders so viel Mist gebaut hatte. Die Rettungsarbeit hatte ihm erlaubt, das alles zu vergessen. Er hatte tatkräftig seine Liebe zu den Menschen und zu einer bestimmten Person gezeigt, bis alles düster und scheußlich wurde.
    Außerdem hatte er die ganze Zeit und Anstrengung benötigt, um sich einzugestehen, dass er kein Mörder sein wollte. Er wollte ein Rächer sein, aber es war sein Schicksal, Leben zu retten, nicht, sie zu nehmen. Er hatte herausgefunden, wer er war, auch wenn dieses Wissen für ihn jetzt nutzlos war.
    Wenn er die Blutjäger nicht auf den Fersen gehabt hätte, oder wenn er auf einem anderen Weg zu den Schwestern gelangt wäre, wäre er damit zufrieden, wenn nicht sogar glücklich gewesen, den Rest seines Lebens in dieser Fraktion zu verbringen. Er wusste, dass er mit einer Frau ins Bett ging, die auch noch mit anderen schlief, dass er mit einem Mann arbeitete, dem die Zukunft egal war, und dass auch er irgendwann ein pockennarbiger Engel sein würde – doch die Rettungen hatten das wettgemacht. Leben zu retten übertrumpfte immer
noch alles andere. Es war der einzige Lebenszweck außer der Rache für Leips Tod, den er erfüllen wollte.
    Und Drem dachte mit glasklarer Logik, dass es einen Vorzug hatte, ein toter Mann zu sein: Man musste nicht mehr lügen.
    »Hallo Leute. Ich muss euch etwas sagen.«
    Ortag, Yaman und Verena gingen in das Wäldchen. Sie waren im Wald in der Nähe eines anderen, kleineren Sees, der eigentlich mehr ein Teich war. Dort standen mehrere kleine Bänke, die aus Stein geschlagen oder aus Holz geschnitzt waren. Drem konnte sich nicht vorstellen, das hier in einem Raum aus Glas und Metall zu tun.
    Seine Mannschaftskameraden setzten sich hin und schauten sich um. »Schön ist es hier«, sagte Yaman. »Wirklich verdammt schön.«
    »Du bist noch nicht hier gewesen?«, fragte Drem.
    »Nein. Ich habe die meiste Zeit in den Erholungszentren herumgehangen. Entweder Sport getrieben oder HoloVids geguckt. Richtiger Urlaub.«
    »Unser Freund hier will nicht, dass sein Körper durch Sauerstoff oder Sonnenlicht verseucht wird«, fügte Ortag hinzu. Er hob einen kleinen Ast auf und strich mit dem Finger darüber.
    »Mann, ich habe viel Arbeit in diese kalkweiße Haut investiert. « Yaman rollte seinen Ärmel auf und streckte seinen Arm aus. »So blaue Venen siehst du nicht bei jedem.«
    »Was ist los?«, fragte Verene Drem sanft. Er hoffte, dass er sie nicht zu sehr enttäuschte.
    »Ich bin nicht ehrlich mit euch gewesen, Leute. Ganz und gar nicht«, sagte er.
    Er machte eine Pause. Das, was er ihnen sagen wollte, die wichtigsten Punkte, war klar in seinem Kopf definiert, aber er wusste nicht, wie er es ihnen erklären sollte. Er hatte noch nie so ein Geständnis gemacht.

    »Ich bin … ein Verräter«, sagte er.
    Jetzt hatte er ihre Aufmerksamkeit.
    »Die ganze Zeit, die wir zusammengearbeitet haben, habe ich euch etwas vorgemacht.«
    »Die Leute, die du gerettet hast, waren ziemlich echt, mein Sohn«, sagte Ortag.
    »Das waren sie, aber darum geht es auch nicht. Ich habe es nicht für sie getan.« Drem zögerte. »Jedenfalls nicht am Anfang. «
    »Was hast du getan?«, fragte Verena. Es war merkwürdig, das von ihr zu hören.
    Drem atmete tief durch und fing an zu erzählen.
    Sie saßen während seiner Geschichte wie angenagelt da. Er erzählte im Stehen, weil sein Körper nicht stillhalten konnte. Er begann mit dem unschuldigen Ansinnen, den Namen des Kapselpiloten herauszufinden. Dann stellte er die Verbindung zu der seltsamen Mission auf Honas Asteroid her. Schließlich endete er mit dem gemeinen Plan, den er bei den Guristas ausgeheckt hatte, und wie er diesen mit dem Besuch der furchtbaren Kolonie der Einsamkeit in Sansha’s Nation weiter verfolgt hatte. Zuzugeben, dass er bei seiner Arbeit einen Hintergedanken verfolgt hatte, hallte merkwürdig in seinen Ohren wider, als ob er über jemand anderen erzählte, den er einmal gekannt

Weitere Kostenlose Bücher