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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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begegnet waren, zu. Außerdem wurde so das Gefühl unterstrichen, dass es sich um Geheimnisse handelte, die man nur den richtigen Leuten erzählte und nicht herumtratschte.

    Die Informationen in den Datenbanken wurden in verschiedenen Ebenen gespeichert. Zugang zu diesen Ebenen wurde je nach Sicherheitsstufe gewährt. Die Sicherheitsstufe für die wirklich geheimen Sachen war sehr hoch, aber die unteren Stufen durften von den meisten abgerufen werden. Zunächst erlaubte Drems Status als Außenstehender ihm so gut wie keinen Zugang. Nachdem er während des Trainings mit einigen Freunden Tauschhandel betrieben hatte, saß er mit Schlüsselcodes in den Händen wieder in der Bücherei und ließ seiner Neugier freien Lauf.
    Bald verbrachte er den größten Teil seiner Freizeit in der Bücherei. Erst wenn der Schlaf ihn zu übermannen drohte, zog er sich in sein Quartier zurück. Es war nicht möglich, Daten aus der Bücherei heraus zu übertragen, aber Drem hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Er saß wochenlang jeden Abend mehrere Stunden dort und las Hunderte von Berichten über alle möglichen Themen: Technisches, Soziales und Politisches. Sie stammten sowohl von hohen Diplomaten, die mit den Piratenfraktionen verhandelten, als auch von einfachen Arbeitern, die sich mit ihnen direkt im Einsatz auseinandersetzen mussten.
    Er hätte seine Flucht vorbereiten müssen, bevor die Blutjäger ihn holten. Aber während seiner nächtlichen Anstrengungen suchte er ständig nach einem Hinweis, einem winzigen Datenschnipsel, der ihn zu dem einzigen führte, nach dem es ihn wirklich verlangte: dem Namen des Mannes, der ihm den Tod frei Haus geliefert hatte.
    Es war später Abend nach einem harten Trainigstag. Die meisten Auszubildenden hatten sich in ihre Quartiere zurückgezogen, aber Drem war zu aufgekratzt, um sich auszuruhen. Er und ein Kumpel namens Terden waren die einzigen Gäste in einer Cafeteria; sie saßen an einem Metalltisch. Während sie
sich miteinander unterhielten, warfen die Wände leise Echos ihrer Stimmen zurück.
    Er war jetzt seit einigen Monaten in der Kolonie. Mittlerweile war ihm klar, dass er entweder zum Angel-Kartell oder zu den Guristas gehen musste. Doch seine Möglichkeiten, zu entkommen, waren äußerst begrenzt. Die Ausbildungsperiode war zwar bald zu Ende, aber solange sie noch lief, würden keine Schiffe die Station verlassen.
    Eine Nachricht wartete in seinem Quartier auf ihn. Darauf stand, dass Ortag ihn am anderen Morgen sehen wollte. Warum, sagte die Nachricht nicht, aber das musste man Drem auch nicht sagen. Seine Zeit war abgelaufen. Die Blutjäger waren gekommen, um ihn zu holen.
    »Ich … schlafe nicht viel, um ehrlich zu sein«, sagte Terden. »Hin und wieder holt mich die Erinnerung an etwas, das mein Volk getan hat, ein. Dann kann ich nur noch wach bleiben und nicht nachdenken.«
    Drem nickte. Er kannte das.
    Terden war einer der Auszubildenden im Lager. Bei der Musterung zum Agenten in Sansha’s Nation – einer der Piratenfraktionen – war er durchgefallen. Er war ein gerissener Mann mit tiefliegenden Augen. Sein Kopf wirkte unter der enormen Masse widerspenstiger Haare wie vergraben. Seiner Stimme schien das Flüstern angeboren zu sein. Er sprach merkwürdig zögerlich, wenn er begann, über etwas zu reden, als ob seine Gedanken sich erst festigen müssten, bevor er sie aussprach. Wenn er dann allerdings in Fahrt kam, machte er kaum noch Pausen und ließ die Worte nur so herausströmen.
    In Gesellschaft war er schweigsam, aber er mochte es, sich mit Drem zu unterhalten. Dessen Fraktion war die einzige, deren Geschichte und Kultur entsetzlich genug war, um mit Sansha’s Nation mitzuhalten. Im Verlauf der Ausbildung hatten die beiden Männer eine echte Freundschaft aufgebaut.

    Drem hatte ihn spät in der Nacht aufgesucht, um sich zu unterhalten. Terden verstand nur zu gut, warum jemand die Ankunft des Morgens hinauszögern wollte, und hatte gern eingewilligt.
    Sansha’s Nation war ein schweigsames und angsteinflößendes Königreich. Ein Mann hatte vergeblich versucht, sein Utopia mit einem Einklassensystem zu erschaffen – dies war das erschütternde Ergebnis. Dort sollten Intellektuelle leben, die sich von den materiellen Anforderungen der Welt gelöst hatten und die Freiheit besaßen, sich den wichtigen Dingen im Leben zu widmen. Natürlich war daraus, wie immer bei solchen Vorhaben, eine Tyrannei geworden. Es war ans Licht gekommen, dass Sansha Kuvakei Gehirnimplantate zur

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