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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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und staubigen Gebäude, die sie am Horizont gesehen hatte, hatte sie immer noch im Hinterkopf. Doch aus irgendeinem Grund war sie schon lange nicht mehr in diese Richtung gegangen. Sie bevorzugte die Ruhe des Sees und das leise Flüstern der Wälder. Erst nachdem sie bereits einige Wochen im Konvent verbracht hatte, begannen sie wieder am äußersten Rand ihres Bewusstseins zu nagen.
    Nach einigen Wochen in der Kolonie der Gläubigen hatte sie den ganzen Tag frei. Sie brach allein zu einem Spaziergang auf.
    Es gab keine staubigen Straßen, die zu den grauen Gebäuden führten, keine Hinweisschilder – noch nicht einmal ausgetretene Pfade. Sie erreichte die Gräben und Flüsse, aber es gab dort keine Brücken. Sie durchquerte sie dennoch. Ihre Robe wurde schmutzig und nahm das Wasser der Erde auf.

    Überall war Rauch. Große, graue Rauchwolken stiegen bis in den blauen Himmel auf.
    Sie blieb am Rand stehen. Es war eine scharfe Kante, die steil genug abfiel, dass man sich die Beine brechen konnte. Dann starrte sie in ungläubigem Entsetzen auf das, was dahinter lag.
    Der Umfang der Grube reichte weiter, als sie sehen konnte. Der Staub, der ständig in der Luft lag, tat ein Übriges, um ihn zu verdecken. Dieser Staub stammte von den Minen, den Mahlwerken und Tausenden von Menschen, die sich auf dem grauen Lehm fortbewegten. Sie schleiften Äxte und Schaufeln mit sich, zogen Karren voller Metall und schlurften in den Schatten oder zu Wasserpumpen.
    Sie konnten kaum die Füße heben, stolperten und fielen hin.
    Tausende!
    Einige der Arbeiter waren Kinder.
    Sie fand einen Weg hinunter und mischte sich unter sie. Niemand erwiderte ihren Blick. Sie war ein Geist unter Geistern.
    Sie alle waren Sklaven. Das wusste Ralea. Sie waren Sklaven und Sklavenkinder, die ihrer Heimat – ihrer schmutzigen Heimat auf ungeschützten Planeten, auf denen sie ihr unterernährtes Dasein gefristet hatten – entrissen und hierhergebracht worden waren. Hier bekamen sie Nahrung, Kleidung und wenn nötig Medizin. Hier wurden sie im Sinne des Herrn unterwiesen.
    Ralea ging weiter, weil sie es nicht ertragen konnte stehenzubleiben. Die Sonne zog über ihre Köpfe hinweg. Als sie schließlich unterging und die Menschen in der Mine begannen, ihre Sachen zusammenzupacken, ging sie nach Hause zum Konvent. Sie hatte mit niemandem ein Wort gewechselt.
    Es klopfte sanft an ihre Tür, was bedeutete, dass es sich nicht um Heci handelte.
    Sie zerrte an ihrer Nachtwäsche, die aus einer dünnen weißen
und blitzsauberen Robe bestand. Ihre Tagesrobe hing immer noch ungewaschen am Haken. Sie trug eigentlich abends nicht viel, aber diesmal hatte sie das Bedürfnis, sich zu bedecken.
    Die Tür öffnete sich. Sandan, der Geistliche, trat leise ein.
    »Darf ich mich setzen?«, fragte er.
    Sie nickte dreimal schnell hintereinander. Sie schaute zum Wohnzimmerfenster und hinaus auf die Felder. Diese wunderschönen Felder, auf denen sie alle zusammen ohne Klassenunterschiede arbeiteten. In diesem Imperium des Geistes.
    Staubkörner tanzten schweigend im Zwielicht.
    »Du bist heute lange spazieren gegangen«, sagte Sandan und setzte sich auf einen Stuhl neben sie.
    Sie nickte.
    »Hast einige Dinge gesehen, für die du noch nicht bereit warst, vermute ich mal«, fügte er hinzu. »Ich sage nicht, dass du sie nicht erwartet hast, weil jeder, der zu den Minen geht, einen Grund dafür hat. Doch nicht viele Leute können das, was sie sehen, verarbeiten und davon unberührt bleiben.«
    »Da waren so viele Menschen«, flüsterte sie.
    »Dieser Planet hat Tausende von Sklavenkolonien. Die meisten davon sind gestaffelt, was bedeutet, dass viele Sklaven harte Arbeit verrichten, während eine kleinere Gruppe kompliziertere Aufgaben wahrnimmt.« Er hielt das Buch der Schriften in seiner Hand und betrachtete es, ohne es zu öffnen.
    »Wir zeigen es den Leuten, Ralea.«
    »Es ist unfair.«
    »Es ist ein Elend. Ich schätze mich glücklich, und nichts anderes, dass ich ein wenig näher an Gott geboren wurde als die armen Leute in den Minen. Genauso, wie du Glück gehabt hast, in Reichtum und Wohlstand geboren worden zu sein. Aber Glück allein reicht nicht, um erlöst zu werden – jeder muss arbeiten. «

    »Welche Chance haben diese Leute?«
    »Einige werden es nicht schaffen. Da führt kein Weg dran vorbei. Sie werden in den Staubgruben geboren und sterben dort. Andere arbeiten hart, nehmen an den Unterweisungen in den Schriften teil und beten. Sie oder ihre Kinder werden von

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