Eve - Das brennende Leben
in einem eigenen Sektor arbeiten: Verarbeitung, Produktion, Ausbildung und Soziales.«
»Vergnügungszentren«, sagte Yaman. »Ich bin immer noch der Meinung, dass ich dort die Aufsicht über die Einsätze führen sollte.«
»Du würdest an Dehydrierung sterben«, sagte Drem.
»Und Schock«, fügte Verena trocken hinzu. Drem grinste, aber sie verzog keine Miene.
Drem fuhr fort: »Es ist besser, sie in Rotation zu halten, als ein Team zu lange mit einem anderen zusammenarbeiten zu lassen. Sie würden sich nur zu viele Eigenheiten von den anderen abgucken. Bei den Angels mag das funktionieren, weil dort jeder Bereich gleich geführt wird, aber bei den Guristas sind die Situationen viel zu einzigartig. Dort würde der taktische Ansatz eines Teams niemals für alle Eventualitäten ausreichen. Am besten gewöhnen die Leute sich daran. Sie müssen lernen, sich ständig auf neue Situationen einzustellen und dauernd mit neuen Gesichtern zu arbeiten, statt sich überlegen zu fühlen.«
»Bemerkenswert, wie du dir die Denkweise der Schwestern zu eigen gemacht hast«, sagte Ortag und meinte das aufrichtig.
Drem spürte, wie seine Ohren erröteten. »Schon möglich. Ich kann kaum glauben, dass sie uns so viele Befugnisse geben.«
Sie hatten offensichtlich einen guten Ruf aufgebaut. Durch die Beförderung hatte sein Team fast das alleinige strategische Kommando bei Einsätzen in diesem Sektor. Das bedeutete, dass sie nicht mehr in der Rotation waren. Natürlich setzten sie immer noch ihr Leben aufs Spiel, wenn es notwendig war. Doch die Organisation der Rettungsteams der Schwestern sowie taktische Anweisungen von außen hielten sie alle ausreichend in Atem. Drem hatte dabei zweifellos das Sagen. Das machte ihn sehr stolz, aber er blieb dennoch bescheiden.
Der Mangel an Herausforderungen nagte an ihnen. Also sorgten sie dafür, dass sie sich so oft wie möglich ins Getümmel stürzen konnten. Bei dieser Arbeit war es nicht klug, sich zu weit von allem zu entfernen. Je mehr Zeit verging, desto schwieriger wurde es, wieder ins Spiel hineinzufinden. Gleichzeitig wurde es immer verlockender, stattdessen herumzusitzen und zuzusehen. Dabei wurden Menschen – echte Menschen – immer mehr zu Zahlen auf einem Bildschirm; schlimmer noch, zu Statistiken in Berichten.
»Ich hatte keine Ahnung, dass das Leben an der Spitze so arbeitsreich ist«, sagte Yaman und rieb sich die Augen.
»Wir haben hier weit mehr Missionen zu leiten als im Angel-Kartell«, sagte Drem. »Deshalb nehme ich an, dass die Guristas eher bereit sind, ein Risiko einzugehen – oder ihm einfach weniger ablehnend gegenüberstehen – als das durchorganisierte Kartell.«
Ihm war es nur recht. Die Guristas hatten sich ihren Ruf, vollkommen durchgedreht zu sein, wohl verdient. Sie handelten genauso oft aus purem Instinkt wie aus kalter Berechnung. Er hatte jetzt ein verrücktes neues Leben und konnte das gut verstehen.
Sie waren so beschäftigt, dass Verena und er weit weniger
Zeit zusammen verbrachten, als er sich wünschte. Sie schien sich ein bisschen von ihm zu distanzieren. Nach dem, was sie alles durchgemacht hatten, überraschte Drem das nicht.
»Sie kennen sogar unsere Namen«, sagte Verena. »Man erkennt mich bereits auf der Straße. Das ist eigenartig. Ich fühle mich jedes Mal geehrt und gleichzeitig ist es mir peinlich. Ich weiß, dass wir nicht alle retten, und frage mich, wie viele Leute an der Seitenlinie stehen und denken, dass wir zu weit entfernten Superstars geworden sind.«
Drem und die anderen nickten.
Ortag sagte: »Ein guter Name und dabei grinsend nicken. Es könnte schlimmer sein, und wenn wir Mist bauen, wird es das auch.« Er wandte sich an Drem und sagte: »Besonders für dich, denke ich.«
»Wie das?«
»Ich habe schon ein paar Rettungsmissionen mehr auf dem Buckel als du. Ich kenne die erleichterten Gesichter. Und wenn die Leute sehen, dass du unter dem Helm steckst, leuchten ihre Gesichter auf.«
»Er hat recht«, sagte Verena. »Die Menschen reagieren auf dich. Sie wissen, wer du bist. Ihre Gesichter drücken zweifellos Erleichterung aus, wenn du ankommst. Nicht nur die Opfer, auch andere Mitglieder der Schwestern, wenn wir zu Hilfe gerufen werden. Du kannst es in ihren Gesichtern ablesen: Drem ist hier. Alles wird gut.«
Drem schaute sie einen Moment lang an. Es klang beinahe missbilligend. Er verdrängte den Gedanken und wandte sich wieder den Plänen für den heutigen Abend zu, die immer noch auf einem VidCast vor ihnen
Weitere Kostenlose Bücher