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Eve und der letzte Englaender

Eve und der letzte Englaender

Titel: Eve und der letzte Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zaza Morgen
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klingelte schon wieder und ich war kurz davor, es in den nächstgelegenen Mülleimer einzulochen. Am anderen Ende der Leitung knackte es nur. Ich schaute entnervt aufs Display, nur um zu bemerken, dass das James war, der anscheinend im Vollsuff auf den „Anrufen“-Button gekommen war. Jetzt hörte ich ihn laut vor sich hin brabbeln.
     

    „ Olivi aaaaaaaaaaaaa, wo bissssduuuuuuuu?“
    „ James, ich bin’s, Dom.“
    „ Du bisssst nich Olivia!“, kam es nur zurück.
    „ Das hast du gut erkannt, James.“
    „ Un waaaarum rufst du mich dann aaaahn?“
    „ James, du hast mich angerufen.“
    Stille.
    „ Ahhhsoooo. Dann leg ich jetzt ma auf. Tschööööö!“
    Es machte wieder klick und James war weg. Man, war der voll! Vielleicht hätte ich mich ihm einfach anschließen und mir ebenfalls alle Lichter ausschießen sollen. Ich merkte, wie sich mein Magen zusammenzog. Meine Gedanken fuhren Karussell. Vielleicht wollte Eve mich gar nicht sehen. Vielleicht war sie froh, endlich von mir Spinner ihre Ruhe zu haben. Doch bevor ich mich umentscheiden und den geordneten Rückzug antreten konnte, spürte ich, wie mich jemand durch die Sicherheitskontrolle schob.
     

     

    Eve
     

    Mein Handy wog mindestens eine Tonne in meiner Hand. Ich drehte es hin- und her, immer wieder. Öffnete das Telefonbuch. Schloss es wieder. Man, das konnte doch nicht so schwer sein! Ich drückte auf den „Zurück“-Knopf und landete plötzlich auf dem Foto, das ich während meiner kleinen Crowdsurfing-Einlage von Dom gemacht hatte. Er grinste breit und zeigte mit seinem Drumstick auf mich. Mein Herz machte einen kleinen Sprung und ich wählte fast automatisch Doms Nummer.
    „ The person you are calling is not available at present.“
    War ja klar. Vermutlich wollte er nicht, dass ich ihn erreichte. Ich spürte wieder diesen Stich in meinem Herzen, der mir die Kehle zuschnürte. Ich riss meinen Haustürschlüssel von der Kommode und rannte nach draußen, schwer atmend, lief weiter bis ich nur noch das Rauschen der Autobahn hörte und die Weite des Feldes vor mir sah.
     

     

    Dom
     

    War ich hier richtig? Ich musste eingeschlafen sein, denn hier waren keine Hochhäuser mehr zu erkennen wie noch in Frankfurt, sondern nur noch weites Land. Ich nahm meine Sonnenbrille ab, die ich immer noch auf hatte – es musste ja nicht jeder sehen, wie fertig ich von letzter Nacht war. Aus dem Autofenster sah ich kleine Häuser links und rechts der Straße, die immer weniger wurden. Der Taxifahrer sah meinen fragenden Blick und nickte mir nur zu. Keine zehn Minuten später setzte er mich an einem Haus etwas außerhalb eines Ortes aus und zeigte, völlig unverständliche Worte von sich gebend, auf ein altes kleines Haus, das in einem verwilderten Garten stand. Hier wohnte sie also. Ich spürte meinen Herzschlag und bildete mir ein, dass er beim Gedanken daran, dass Eve gleich vor mir stehen würde, kleine Aussetzer machte. Ich schnappte mir meinen Rucksack und wollte gerade auf das Haus zulaufen, als mich eine merkwürdige und leicht verwirrt aussehende Frau ansprach, die offensichtlich Eves Nachbarin war. Natürlich verstand ich auch sie nicht und versuchte sie höflich darauf aufmerksam zu machen.
     

    Ein Fehler, denn sie fühlte sich augenblicklich dazu bemüßigt mit dem, was sie für Englisch hielt, auf mich einzureden. Sie zischte unverständliche Worte, verdrehte dabei die Augen und zeigte wie besessen auf Eves Haus. Ich zuckte nur mit den Schultern und fühlte mich mindestens genauso hilflos wie an dem Tag, an dem ich Eve getroffen und sie mich vor der Flughafen-Security gerettet hatte. Zum Glück kam dann eine junge Frau mit einem kleinen Mädchen an der Hand, einem kleinen Jungen, der auf einem Fahrrad neben ihr herfuhr, und zwei Hunden um die Ecke, die die alte Dame von nebenan nur mit ihren Blicken spontan zum Schweigen brachte. Ich atmete kurz auf, bis meine Retterin mit ihrem Anhang auf mich zu kam und ihre Anhängsel allesamt auf mich stürzten. Ah, Hilfe! Erst die verrückte Nachbarin, jetzt eine Hundefrau, was kam wohl als nächstes? Sie grinste nur und streckte mir die Hand entgegen.
    „ Ich bin Rosa. Und du musst Dom sein, oder?“
    Woher zur Hölle wusste sie das? Wenn nicht gerade zwei Hunde und zwei kleine Kinder an meinen Beinen gehangen hätten, ich hätte sie das glatt gefragt.
    „ Komm mit.“
     

    Rosa befreite mich gütigerweise von den kleinen Plagegeistern und zog mich hinter sich in den Garten, der zu Eves Haus

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