Everlasting
den besten Veranstaltungsorten für Rockkonzerte in London. Robert, der Rudi nicht nur vom Aussehen her ähnelte, sondern auch vom Temperament, lehnte sich gelassen zurück und ließ Lisa reden.
Angelika schnitt auch den Rest des Käsekuchens in Stücke. «Möchte noch jemand? Finn?»
«Ich bin es nicht gewohnt, an drei Tagen hintereinander Kuchen zu essen. Er schmeckt köstlich, aber ich kann nicht mehr.»
«Ich muss dich warnen», vertraute mir Robert an. «Diese Familie hat das Kaffee-und-Kuchen-Gen.» Er nahm ein weiteres Stück Kuchen.
«Ich hoffe schwer, ich habe es nicht geerbt», sagte Eliana und schob ihren Teller weg.
«Das ist ein Witz, oder?», sagte Angelika. «Es gibt doch nicht wirklich ein Gen, das –»
«Mama!», sagte Robert lachend und schüttelte den Kopf. «Sei doch nicht so furchtbar leichtgläubig.»
«Erzähl du nicht so albernes Zeug», entgegnete sie. «Ich dachte, du meinst ein Gen, durch das man gern süß isst oder so.»
Eliana wandte sich an Finn. «Meine Mutter denkt, sie sei die Einzige in dieser Familie, die Witze machen darf.»
«Vergib mir, Mutter», sagte Robert zu Angelika, «denn ich habe gesündigt.»
Wir lachten.
«Obwohl, ihr würdet euch wundern, was man schon alles über das menschliche Genom rausgefunden hat», sagte Robert dann ernsthafter. «In ein paar Jahren laufen hieralle mit ihren eigenen kleinen Benutzerhandbüchern rum. Alles wird haarklein dokumentiert, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, welche Erkrankungen ihnen möglicherweise blühen und was sie dagegen tun können.» Er leerte sein Wasserglas. «Und alle lassen ganz selbstverständlich ihren Speichel einfrieren und aufbewahren, weil sie sich klonen lassen wollen. Und vor ihrem Tod hinterlassen sie ihren eigenen Klonen ihr Geld.»
«Großer Gott!», sagte Angelika. «Auf die Idee bin ich noch nie gekommen. Also das ist mal eine verrückte Vorstellung. Dem eigenen Klon das Geld vermachen.»
«Stellt euch vor», sagte Lisa, «man könnte sich klonen lassen und sich dann selbst großziehen. Narzissmus in Reinkultur.»
«Sehr interessant», sagte Angelika. «Kannst du eine Speichelprobe von mir in deinem Genetikinstitut einfrieren, Robert?»
«Eine Blutzelle wäre eigentlich besser.»
Angelika sah Rudi an. «Gibst du ihm auch ein bisschen Blut?»
«Klar!»
«Moment mal!», sagte Eliana zu ihrem Vater. «Ich dachte, Robert und ich erben mal eure Milliarden.»
Rudi schüttelte den Kopf. «Sorry. Nicht mehr. Aus und vorbei.»
«Hier ist die Idee, Papa», sagte Robert. «Wenn du dich klonen lassen würdest und, mal angenommen, Mama bringt dich in vitro zur Welt, dann wäre ich älter als mein Vater, und mein Vater wäre gleichzeitig auch mein kleiner Bruder!»
«Und mein Ehemann», fügte Angelika hinzu, «wäre auch mein Kind. Grauenhaft!»
Alle lachten. Sogar ich. Der Gedanke war natürlich absurd, aber auch nicht völlig aus der Luft gegriffen. Trotz der immer strengeren Klon-Gesetze in meiner Welt war auf den meisten Kontinenten noch immer die ein oder andere Provinz zu finden, in der die regionale Gesetzgebung Lücken aufwies. Hin und wieder kamen Gerüchte auf, dass Menschen sich selbst als Klon großzogen.
Aber ich hatte noch nie von einem Klon gehört, der geerbt hatte. Angesichts der hohen Rate schwerer psychischer Erkrankungen bei Memoklonen würde es wohl noch eine Weile dauern, ehe ihre Spender sich mit dem Gedanken anfreunden würden, ihnen ihren Reichtum zu vererben. Und warum sollte jemand seine Ersparnisse einem Nomoklon mit erwiesenermaßen geringer Selbstachtung hinterlassen? Elianas Kultur trieb unaufhaltsam dem Dark Winter entgegen, aber das Klon-Thema war wenigstens
ein
Übel, das sie nicht mehr erleben würde.
Alle redeten jetzt durcheinander. Eliana klopfte mit ihrem Löffel an die Tasse, damit die anderen ihr zuhörten. «Ich habe eine Frage. Mal angenommen, du würdest ein paar Körperzellen von dir einfrieren und aufbewahren lassen und du würdest Vorkehrungen treffen, damit du nach dem Tod geklont wirst. Der Klon hätte dann deinen Körper und dein Aussehen, aber er wäre doch nicht du, oder? Der Klon hätte nicht deine Erinnerungen. Richtig?»
«Stimmt», antwortete Robert. «Das mit den Erinnerungen wird noch eine Weile dauern – aber wir arbeiten dran. Und irgendwann ist es so weit.»
«Aber sind diese genetischen Depots denn unzerstörbar?», fragte Lisa. «Oder könnten sie bei einem Atomkrieg zum Beispiel vernichtet werden?»
«Denkt dran, was in
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