Everlasting
leuchtete.
«Finn?»
«Hm?»
«Du bist schon wieder eingeschlafen.»
Ich öffnete die Augen. Oh. Sie hatte recht. Ich musste eingedöst sein. «Ist jetzt Zeit fürs Mittagessen?»
«Fast», kicherte sie. «Du bist genau wie mein Vater.»
Ich drückte die Nase an ihren Hals. «Wie das?»
«Der schläft auch andauernd ein, wenn wir hier sind. Er sagt, das käme von der Seeluft. Und obwohl ihn die Seeluft so müde macht, weigert er sich, irgendwo anders hinzufahren. Manchmal verreisen wir ohne ihn. Frankreich. England. Italien. Albanien.»
«Albanien?»
«Wollte nur sehen, ob du wieder eingeschlafen bist.»
Das war mein Stichwort. «Bin gleich wieder da.» Ich musste mir etwas Wasser ins Gesicht klatschen und eine Zeitlag-Tablette einwerfen.
«Besser?», fragte Eliana, als ich zurückkam.
«Viel besser.» Und dann bewies ich es ihr.
Jetzt war es wirklich fast Zeit zum Mittagessen. Doch so sehr ich die Familie Lorenz auch mochte, am liebsten hatte ich Eliana für mich allein.
«Was hältst du eigentlich davon, dass Robert seinen Namen in Florian geändert hat?», fragte ich, während ich eine Tasse Kaffee trank, die sie für mich nach oben geschmuggelt hatte.
«Wieso geändert?»
«Na ja, irgendwie hat er das doch.»
Sie zuckte die Achseln. «Mir gefallen beide.» Eliana setzte sich auf und lehnte sich gegen das Kopfende. «Robert bedeutet ‹strahlender Ruhm›. Den hatte er in der Schule. Und bei seinem hellen Kopf wird es auch in Zukunft so sein. Und Florian bedeutet Blume.»
«Was er eindeutig nicht ist.»
«Aber der Name gefällt mir trotzdem.»
«Sag mal», wagte ich zu fragen, «heißt Lisa eigentlich Alisa?»
«Ja.»
Tatsächlich. Ich hatte recht.
«Und ‹Finn›? Du weißt doch wohl, was ‹Finn› bedeutet?», sagte Eliana.
«Ja. ‹Hell› oder ‹blond›, was eigentlich nicht richtig zu mir passt.»
«Aber ‹Finn› kann auch ‹Wanderer› bedeuten, und das wiederum passt gut zu dir. In einem Buch stand, dass der Name sich vom Wort ‹finden› ableitet. Vermutlich wurde ein Wanderer als eine Art Entdecker betrachtet, als jemand, der sich auf die Suche nach etwas machte und es dann auch fand.» Sie streckte sich auf dem Bett aus.
Ich stellte meine Kaffeetasse ab. «‹Finn der Wanderer.› Das gefällt mir.»
«Und Eliana bedeutet ‹Licht›.»
«Das wusste ich. Und es bedeutet auch ‹leuchtend›.» Ichküsste sie. «Und ‹glänzend›.» Ich küsste sie erneut. «Und ‹Tochter der Sonne›.» Wieder ein Kuss.
Sie kicherte. «Dann weißt du auch, dass viele Namen ‹Licht› bedeuten.»
«Du hast dich da richtig eingelesen, was?»
«Eliana. Clara. Ilona. Ellen. Claire. Äh … Brunhilde. Reintraut. Gretel.»
Ich stupste sie in die Rippen. «Brunhilde, Reintraut, Gretel?»
«Wollte nur mal testen, ob du auch wirklich wach bist.» Sie lachte. «Was ist mit Helena? Wie gefällt dir Helena?»
Helena. Schwarzes Leder, Lacklederstiefel mit Stilettoabsätzen, die Herrin von Pitbull Mady. Unweigerlich tat mir das Schlüsselbein wieder weh.
Elianas Finger strichen über die Bartstoppeln auf meiner Wange. «Meine Eltern hätten mich beinahe Helena genannt.»
«Na, ich werde ihnen sagen, wie froh ich bin, dass sie es nicht getan haben!» Mehr als sie je würden ahnen können.
«Aber weißt du, was mein allerliebster ‹Licht-leuchtend-glänzend-Tochter-der-Sonne›-Name ist?», sagte Eliana. «Außer Eliana natürlich?» Sie setzte sich auf und drehte sich herum, sodass sie mich ansah. Sie verschränkte die Beine zum Lotussitz, und die Decke rutschte weg.
Als ich sie da sitzen sah, so nackt, wie sie war, setzte auch ich mich auf. «Nein. Was ist denn dein liebster Licht-Name?»
«Lucia», sagte Eliana.
«Lucia?»
«Ja.»
Ihr Blick war versonnen, und ich fragte mich, ob sie an die geheimnisvolle junge Frau dachte, die sie vor zwei Jahrenaufgesucht hatte. Wer
war
eigentlich diese Lucia? Ach, darüber konnte ich später nachdenken. Ich schob mich näher an Eliana heran. «Lucia ist ein wunderschöner Name.»
«Ich glaube, wenn ich mal eine Tochter habe», sagte Eliana, «werde ich sie Lucia nennen.»
Eine Tochter? – Was für ein atemberaubender Gedanke. «Lucia ist perfekt», sagte ich.
Es war fast wie ein Versprechen. Ein Versprechen, das ich niemals halten konnte.
Oder doch?
Ein Windhauch wehte durchs Fenster und wirbelte um uns herum. Die Gardinen blähten sich nach innen und trieben nach außen, machten leise Flattergeräusche. Ich sah, wie sich Elianas
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