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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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sagte Angelika. «Der ist nicht echt.»
    «Im Ernst?»
    «Das ist ziemlich leicht herzustellen. Du brauchst nur Farbstoff, etwas Silikonkitt und Gießharz, und du kannst sogar etwas darin einschließen, ein totes Insekt oder was auch immer. Das sieht dann ziemlich echt aus. Moment mal, ich zeig dir was.» Ihre Hand tauchte in ihre Handtasche und kam mit einem kleinen, schmalen Etui wieder heraus, so ähnlich wie das Spiegeletui, das Rouge mit ins Jahr 2011 genommen hatte, nur ein bisschen größer. Ich las die Worte «Hotel Majestic» darauf. Angelika zog ein pinselähnliches Utensil aus dem Etui. «Kostümbildner sind wie Pfadfinder – allzeit bereit. Eine Reise-Fusselbürste. Werbegeschenk.» Sie klappte das Teil auf, zupfte ein paar Fusseln von der Bürste und legte sie auf die Verkaufstheke. «Echter Bernstein lädt sich statisch auf, wenn du ihn an Wolle reibst.» Sie nahm einen anderen Ring in die Hand. «Das hier ist echter Bernstein.» Sie rieb ihn an ihrer Strickjacke und hielt ihn dann nah an die Fusseln. Der Ring zog sie an wie ein Magnet. «Siehst du?» Dann nahm sie den Ring, den ich mir angesehen hatte, rieb ihn ebenfalls an ihrer Jacke und hielt ihn an die Fusseln – und nichts passierte.
    «Faszinierend.»
    «Jetzt weißt du, wie du testen kannst, ob dein Familienerbstück echt ist.»
    «Das werde ich tun.»
    Es war allerdings nicht die Frage, ob der Bernstein echt war oder nicht, die mich ins Grübeln brachte, sondern das Design. Für mich sah der Ring so aus, als wäre er in derselben Werkstatt hergestellt worden wie der Ring bei mir zu Hause. Ich prägte mir sein Design ein.
    Wir gingen Richtung Strandpromenade und kamen durch eine Straße flankiert von Ständen mit Kunsthandwerk. Angelika kaufte einige handgemachte Lavendelsäckchen und ein Leinentischtuch. Wir wollten gerade auf den Supermarkt zusteuern, als mir ein Stand mit Schachbrettern und Kerzenhaltern, Kelchen und Aschenbechern und ähnlichen Gebrauchsgegenständen auffiel. Darunter waren auch schwarze Onyx-Kästchen. Als ich näher trat, sah ich, dass sie mit verschiedenen Motiven verziert waren. Auf dem Deckel des einen war   … eine Sonnenblume! Es sah genauso aus wie das bei mir zu Hause, das mit dem Ring und dem schwarzen Füllfederhalter. Ich betrachtete es, nahm den Deckel in die Hand. Ja, es
war
das gleiche. Die Blütenblätter waren aus gelbem, die inneren Staubblätter aus schwarzem Onyx gearbeitet.
    Das war unheimlich. Es war eine Sache, den schwarzen Koffer zu entdecken, in dem die Tagebücher gesteckt hatten, und die Stelle, wo er 250   Jahre später gefunden werden würde, aber es war etwas völlig anderes, auf Übereinstimmungen mit der Geschichte meiner eigenen Familie zu stoßen: Roberts Tisch, der Bernsteinring, und jetzt auch noch das Onyx-Kästchen.
    «Das ist hübsch, nicht?», sagte Angelika.
    «Ja.» Ich versuchte, die Fassung zu bewahren, obwohl ich sehr aufgewühlt war. «Ich habe so eins zu Hause.» Ich wunderte mich, dass ich überhaupt sprechen konnte – so sehr brachte mich diese Entdeckung durcheinander.
    «Ach ja?»
    «Von meinen Eltern.»
    Sie blickte zu mir hoch. «Eliana liebt Sonnenblumen.»
    Ich nickte.
    «Weißt du was, ich kauf es ihr. Sie hat bestimmt Verwendung dafür.»
    «Ja», nickte ich. «Da bin ich mir ganz sicher.»
     
    Als wir nach Hause zurückkehrten, hatte ich zum ersten Mal seit Tagen Zeit für mich allein. Ich legte mich aufs Bett und wollte gründlich über den Tisch, den Ring und das Onyx-Kästchen nachdenken, nickte aber ein.   …
    Zwei Stunden später küsste Eliana mich wach. «Lisa ist da», sagte Eliana. «Und meine Mutter hat Kuchen gebacken.»
    «Was so viel heißt wie?» Ich hob die Hand und strich ihr mit den Fingerspitzen über den Arm, von der sanften Rundung der Schulter bis zum schmalen Handgelenk. Ich hörte sie schlucken und blickte auf. Ihre Wangen waren gerötet, die Augen geschlossen.
    «Was so viel heißt wie», sagte sie, «dass wir zu den anderen runtergehen sollten – sobald wir hier oben fertig sind.»
    Ich zog sie zu mir aufs Bett.
     
    Es war nicht schwer zu verstehen, warum Robert mit Lisa zusammen war. Sie hatte einen guten Humor – wie seine Mutter, genau genommen. Und sie sah Angelika sogar ähnlich: dunkel, schlank und elegant. Lisa studierte Kultur-und Medienmanagement, arbeitete nebenbei als Fremdenführerin im Jüdischen Museum und hatte zu vielen Dingen eine Meinung, zu siebzigjährigen amerikanischen Touristen in Tennisschuhen bis hin zu

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