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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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lustig!
    Hinterher hat Mama Madeline und mir erlaubt, den Katalog durchzublättern. Nicht zu fassen, was da alles drin ist. Am lustigsten war die Herrenunterwäsche. Wir haben uns weggeschrien, als wir so einen Minislip für Männer gesehen haben, auf dem «Kiss Me» stand, mit einem Muster aus roten Lippen. Ehrlich, das wäre doch das beste Geburtstagsgeschenk überhaupt für Robert!
     
    Finn klappte das Buch zu und ging.
     
    Die Empfangshalle des Eisbergs war rappelvoll, wie nicht anders zu erwarten. Die Silvesterparty hier war berühmtberüchtigt, die Leute rissen sich förmlich um die Einladungen, kamen früh und gingen spät. Finn hatte Dr.   Dr.   Rirkrit Sriwanichpooms Begrüßungsworte verpasst, die Korken knallten schon, der Sekt schäumte.
    Finns Augen schweiften durch die Halle. In dem Gedränge von Hunderten Gästen, die hin und her wuselten, würde es schwer werden, Rouge zu finden, aber Doc-Doc, groß und ganz in Weiß, war immer ein Blickfang, und Finn vermutete, dass Rouge sich in seiner Nähe aufhielt. Aber er fand sie nicht und ging daher in den benachbarten Internationalen Konferenzraum, den man in einen stillen Groove-Saal umgewandelt hatte. Tänzer wiegten und drehten sich mehr oder weniger lautlos zu einem Silvestermedley, das weltweit zeitgleich auf ihre BBs übertragen wurde. Die Körper bewegten sich synchron, und es sah aus, als blähte sich ein gewaltiger Fallschirm aus Seide im Wind.
    «Finnkins!», rief Gao. Sie tanzte mit Renko, der Finn am Jackensaum festzuhalten versuchte, als er vorbeihastete. Finn tat, als ob er ihn nicht bemerkt hätte, denn soeben hatte er auf der beheizten Terrasse des Konferenzraumes eine weiße Gestalt erblickt: den Bibliotheksdirektor. Er unterhielt sich mit Rouge, Jaydeep und Professor Grossmann.
    «Guten Tag», sagte Finn mit einem knappen Nicken. Er sah Rouge an. «Können wir kurz sprechen?»
    «Aber wir waren gerade   –», setzte sie an, verstummte dann aber. Sie musste etwas in Finns Gesicht oder seiner Stimme bemerkt haben, denn sie blickte Jaydeep und den Direktor und den Professor an und sagte nur: «Wir holen das später nach.»
    Rouge trabte hinter Finn her, ihre durchsichtigen Stilettostiefel klapperten über die harten weißen Marmorböden. Die Leute drehten sich um und sahen die beiden vorbeihetzen.
Wo brennt’s denn?
, schienen ihre Blicke zu fragen.
    «Finn, was ist los?», wollte Rouge wissen.
    Finn schwieg verbissen und marschierte voraus.
     
    In Finns Büro war es stockdunkel. Er schaltete das Licht ein, ging zum Schreibtisch und hielt das Buch hoch. Seine Hand zitterte. «Was weißt du hierüber?», fragte er.
    Rouge schwieg.
    Er schluckte schwer, wartete.
    Rouge sagte noch immer nichts.
    «Was hat das zu bedeuten?», schrie er.
    «Es war kein Spiel», sagte eine Stimme hinter ihnen.
    Finn und Rouge drehten sich zur Tür um.
    Professor Grossmann stand im Türrahmen. «Sie haben kein Spiel gespielt, Mr.   Nordstrom», sagte er. «Sie sind durch die Zeit gereist.»

12   Folge deinem Herzen
    Finn saß im Sand, die Sonne brannte ihm im Gesicht. Es war einer dieser merkwürdigen Januartage, die er noch von seiner Kindheit in Erinnerung hatte: ein plötzlicher, kurzlebiger warmer Anflug von Frühling. Sein Vater kam dann mit dem Citygleiter zum Mittagessen nach Hause, und sie machten ein Picknick am Strand, zogen sich die Socken aus, tauchten die Zehen ins Meer   …
    Finn hörte Möwen kreischen und erinnerte sich daran, wie gern Lulu sie gejagt hatte. Sie war hinter allem hergerannt, das Flügel hatte – bloß um es fliegen zu sehen. Wie sie gequietscht hatte, vor lauter Freude einfach nur zu sein, Kind zu sein, ein Kind, das lief und quietschte und sich wünschte, fliegen zu können. Wie paradox, dass sie beim Fliegen ums Leben gekommen war – obwohl, wenn er recht darüber nachdachte, war ihr die kindliche Lebensfreude, die sie einst empfunden hatte, bereits fast ausgetrieben worden. Ab dem Alter von sechs Jahren wurden alle Kinder dazu angehalten, sich zu beherrschen, wurden sie mit dem bedächtigen Pragmatismus ihrer Gesellschaft indoktriniert – ein Prozess, der normalerweise abgeschlossen war, wenn sie dreißig wurden.
    Finn setzte sich auf.
    Was sollte er von all dem halten?
    Er und Rouge hatten kein Spiel getestet.
    Sie waren tatsächlich durch die Zeit gereist.
     
    «Durch die Zeit gereist?», rief Finn. Er hielt noch immer Elianas Tagebuch in der Hand.
    «Ganz genau», sagte Professor Grossmann.
    «Aber   –»,

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