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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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erinnert, wie sehr ich ihn vermisst habe.
    Trotz meiner Begeisterung über meine jüngsten Heldentaten – trotz des Triumphs, meiner Bestimmung gerecht geworden zu sein –, ohne Damen an meiner Seite verblasst das alles und fühlt sich hohl und leer an.
    »Ich habe dich gesucht.« Er sieht mich mit durstigem Blick an, als wollte er mich aufsaugen, und sagt mir damit, dass er mich ebenso vermisst hat wie ich ihn. »Ich hab das ganze Sommerland abgesucht. Und obwohl ich dich nicht finden konnte, hab ich dich trotzdem gespürt. Daher wusste ich, dass dir nichts fehlt. Du warst weit weg – an einem Ort, den ich nicht ergründen konnte, aber du warst unversehrt. Und dieser Trost hat mich auf den Tag warten lassen, an dem du zu mir zurückfinden würdest.«
    Ich schlucke schwer, schlucke an dem dicken Kloß vorbei,
der jetzt in meinem Hals steckt. Ich weiß, ich sollte etwas sagen, irgendetwas, doch ich kann nicht. Das Einzige, was ich kann, ist, ihn anzustarren.
    »Und, wann bist du zurückgekommen?« Er sieht mich weiterhin mit festem Blick an, und obwohl er sich darum bemüht, eine ruhige, gelassene Ausstrahlung zu wahren, fürchte ich, dass meine Reaktion das krasse Gegenteil ist.
    Seine Frage reißt mich in einen Strudel – einen schrecklich nervösen Strudel. Ich grabsche nach meiner Tasche, fummele in meinen Haaren herum, kratze mich am Arm und rutsche auf dem Sitz hin und her, ehe ich mich schließlich an seiner ausgestreckten Hand vorbei aus dem Auto winde. Mein Blick schießt wild hin und her, auf der Suche nach einem sicheren Landeplatz, wie es ihn so ziemlich überall gibt außer bei Damen.
    Ich atme abgehackt und zu schnell, als ich »Gestern« antworte. Eine so schreckliche Wahrheit, dass ich innerlich zusammenzucke.
    Ich weiß genau, wie er das auffassen wird – nämlich auf die einzig mögliche Weise. Und so gern ich es auch leugnen würde, ich kann es nicht. Es führt einfach kein Weg an der Tatsache vorbei, dass ich seit einem ganzen Tag von meiner Reise zurück bin und noch nicht die Zeit gefunden habe, zu ihm zu kommen, bis er auf mich zugegangen ist.
    Es führt kein Weg an der Tatsache vorbei, dass ich andere Leute ihm vorgezogen habe.
    Eine ganze Menge anderer Leute, Jude eingeschlossen.
    Damen steht neben meinem Auto und wägt dieses eine Wort sorgfältig ab, bis es dauerhaft und unauslöschlich wird wie ein versehentlicher Fußabdruck in frischem Zement, den ich nicht zu glätten oder dessen Haltbarkeit ich nicht zu tilgen suche.

    Und obwohl ich weiß, dass ich etwas sagen muss, habe ich keine Ahnung, was dieses Etwas sein könnte.
    Er sieht mich an, offenkundig gespalten zwischen dem Gefühl, dadurch noch verletzter und noch verwirrter zu sein, und dem Wunsch, sich irgendwo in der Mitte zu treffen.
    »Ich hatte Angst davor, dir zu begegnen«, gestehe ich ihm. »Vor allem, weil ich nicht wieder mit dir streiten möchte. Das könnte ich nicht ertragen. Trotzdem wissen wir, glaube ich, beide, dass es genau darauf hinausläuft. Doch vorher sollst du wissen, dass ich den Moment nicht etwa deshalb hinausgezögert habe, weil ich dich nicht vermisst hätte …« Mir bricht die Stimme, da mein Hals wie zugeschnürt ist, und ich muss mich erst ein paar Mal räuspern, ehe ich weiterreden kann. »Bitte glaub niemals, dass du mir nicht gefehlt hättest.« Mir treten die Tränen in die Augen, und ich sehe ihn flehentlich an.
    Doch statt zuzugeben, dass er mich auch vermisst hat, statt auf mich zuzugehen und mich zu trösten, wie ich es mir erhofft hatte, sagt er nur: »Warum hältst du einen Streit für so unvermeidlich?«
    Er lässt den Blick seiner dunklen Augen über mich wandern und reißt sie erschrocken auf, als ich in meine Tasche fasse, das Päckchen heraushole, das mir Honor gegeben hat, und es ihm reiche. »Deswegen«, sage ich.
    Er studiert das kleine, neutral eingepackte Etwas und lässt es von seiner Hand baumeln.
    »Es ist das Kraut.« Ich sehe ihn an. »Es ist das schwer zu findende, ganz besondere seltene Kraut, das du für das Gegengift brauchst. Das Gegengift, das es uns erlaubt, so zusammen zu sein, wie wir es wollen, damit wir unser Leben als Unsterbliche fortführen können.«

    Er ballt die Fäuste und knüllt dabei die Papierverpackung zusammen, während er mich so durchdringend ansieht, dass ich unwillkürlich ebenfalls die Fäuste balle und nach Luft schnappe. Da klingelt es zum ersten Mal, und das Geräusch scheucht alle unsere Mitschüler auf und lässt sie eilig dem Schulhaus

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