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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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eine Zukunft zu denken, die niemals die unsere sein kann.
    Ich weigere mich, an solch grausame Dinge zu denken wie Gesellschaftsschicht, Status und Pflicht oder an das seltsame Glücksspiel, das der Zufall der Geburt mit sich bringt.
    Ich weigere mich, darüber nachzudenken, dass wir einander trotz der Tiefe unserer Liebe niemals so gehören können, wie wir es wollen. Eine Tatsache, über die lange ehe wir uns je begegnet sind, entschieden war, denn über unsere Zukunft bestimmen andere, nicht wir selbst.

    Obwohl er mich liebt und ich ihn, werden wir niemals heiraten.
    Können nicht heiraten.
    Er wurde schon als Junge einer anderen versprochen.
    Einer, deren Familie viel reicher ist als meine.
    Einer, die zufällig meine Cousine Esme ist.
    »Adelina«, flüstert er, und mein Name klingt wie ein Gebet auf seinen Lippen. »O Adelina, sag mir, dass du mich genauso vermisst hast wie ich dich.«
    »Ja, Herr.« Ich mache mich rasch los, und die Seligkeit weniger kurzer Momente wird brutal von der Wirklichkeit erstickt, in der wir uns befinden. Sie erinnert mich daran, wer ich bin – eine arme Verwandte der entfernten Cousine, die er heiraten wird; daran, wer er ist – der zukünftige König unseres winzigen Stadtstaats, und daran, wo wir uns befinden – in einer leeren, finsteren Box in seinen Stallungen, wo der Geruch nach Pferden und Heu in der Luft liegt und der Boden zu unseren Füßen mit Stroh bedeckt ist.
    »Herr?« Er zieht die Brauen hoch und lässt den Blick seiner dunklen Augen über mich wandern, bis sie meinen blauen begegnen, und ich frage mich unwillkürlich, ob er das Gleiche in meinen Augen sieht wie ich in seinen: Enttäuschung, Zweifel und das glühende und doch vergebliche Verlangen, den Status quo zu verändern. »Was soll das? Siehst du mich jetzt so, als Herrn ?«
    »Nun, bist du das nicht? Im Prinzip zumindest?«
    Es ist frech, das weiß ich, aber es ist auch die Wahrheit. Zufällig weiß ich, dass ihm das an mir gefällt, die Tatsache, dass ich nicht die üblichen Spielchen spiele, schon gar nicht in der Liebe. Ich bin weder albern noch kokett, und manchmal bin ich viel mehr Wildfang als zartes Mädchen.
Aber ich bin offen und direkt und versuche mein Bestes, möglichst unbefangen zu sprechen.
    Ich bemühe mich nach Kräften, ohne Reue zu leben.
    Er umfasst mein Gesicht mit beiden Händen und fährt mir mit einem Finger von der Schläfe zum Kinn, wo er den Druck erhöht und meinen Kopf hebt, bis ich gezwungen bin, ihm in die Augen zu sehen. »Was ist der Grund für all diese Förmlichkeit? Du tust, als hätten wir uns gerade erst kennen gelernt. Und selbst damals – falls mich mein Gedächtnis nicht trügt, so warst du auch an diesem Tag weiß Gott nicht förmlich, sondern hast mich mitten in den Schlamm geworfen, das Gesicht voraus. Dir hat es ziemlich an Manieren gefehlt, und trotzdem hast du es geschafft, mich nachhaltig zu beeindrucken. Ich habe dich von diesem Augenblick an geliebt. Von Kopf bis Fuß von Schlamm bedeckt – trotzdem wusste ich, dass mein Leben nie mehr so sein würde wie zuvor.«
    Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, da ich den Moment ebenso deutlich in Erinnerung habe wie er. Ich war zehn, er dreizehn, als ich bei unseren wesentlich wohlhabenderen Verwandten zu Gast war und ihm zusammen mit meiner verwöhnten Cousine Esme einen Besuch abstattete, die es genoss, sich mir gegenüber mit ihrem Reichtum zu brüsten, indem sie andauernd ihre edlen Kleider mit meinen viel schlichteren verglich und mir so allmählich das Dasein vergällte. Verärgert über ihr ständiges Protzen und Prunken und ihre endlose Prahlerei darüber, wie hübsch und wie reich ihr zukünftiger Mann sei und wie wundervoll es sein würde, wenn sie einst Königin wäre und ich mich dann vor ihr verneigen und ihr die Füße küssen müsse, habe ich es irgendwann nicht mehr ausgehalten. Und so bin ich einfach zu ihm hingegangen und habe ihn, als er gerade
nicht aufgepasst hat, in den Teich gestoßen. Dann habe ich mich zu ihr umgedreht und sie gefragt: »Na, findest du ihn jetzt immer noch so hübsch?«, während sie kreischte und in Tränen ausbrach, ehe sie davonlief, um bei irgendwem zu petzen, was ich angestellt hatte.
    »Es war ein Teich«, sage ich und sehe ihn unverwandt an.
    »Ein sehr schlammiger Teich.« Er nickt. »Es ist nie ganz aus meinen Kleidern rausgegangen. Ich habe heute noch das Hemd mit dem Fleck.«
    »Und wenn ich mich recht erinnere, habe ich teuer dafür bezahlt. Ich wurde

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