Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
Vom Netzwerk:
das lange, frisch gesträhnte Haar hinters Ohr schob und sich die Sonnebrille aufsetzte, während sie bemerkte: »Mensch, Ever, du bist ja total weiß!«
    Ich schluckte heftig, atmete ein und aus und blinzelte ein paar Mal, doch damit hatte es sich; ich ließ mir nicht anmerken, dass ich sie gesehen oder gehört hatte. War fest entschlossen, sie nicht zu beachten, entschlossen, so zu tun, als sei sie unsichtbar.

    Sie stand neben mir und gab missbilligende Schnalzgeräusche von sich, während sie mich kritisch musterte, doch es dauerte nicht lange, bis sie dieses Spiel leid wurde und weiterging. Über den Sand schlurfte und sich irgendwo nahe am Wasser niederließ, allerdings noch immer in Sichtweite.
    Und da habe ich es zugelassen. Da habe ich gegen alles verstoßen, was Ava mich darüber gelehrt hat, wie ich mich selbst stärke, indem ich sie und alle anderen wie sie zugunsten meines ganz persönlichen, positiveren Soundtracks ausblende. Da habe ich zugelassen, dass ihre Worte noch einmal in meinem Kopf abliefen, während mein Blick hart über meinen Körper fuhr, und habe ihr zugestimmt. Obwohl ich ein paar Minuten zuvor noch sehr zufrieden damit gewesen war, wie ich aussah, mich gefreut hatte, dass mein ehemals ausgemergelter Körper sich wieder hübsch gerundet hatte, kam man um die Tatsache, dass ich weiß war - kalkweiß -, nicht herum. Ein Weiß, das definitiv das Tragen einer Sonnenbrille erforderlich machte und das man nur als käsig bezeichnen konnte. Und, na ja, wenn man dann noch die hellblonden Haare und den weißen Bikini dazunahm - also, die Wahrheit ist, es war kein schöner Anblick. Ich hätte glatt ein Gespenst sein können.
    Und zu diesem Zeitpunkt war ich schon so weit, so überzeugt von ihrem negativen Bild von mir, dass eine lange Session der tiefen, reinigenden Atemzüge, auf die Ava so steht, notwendig waren, um das loszuwerden. Aber trotzdem, ich war nicht gewillt, es völlig gut sein zu lassen, und ich sah zu, wie sie und Honor miteinander flüsterten. Sah zu, wie Stacia laut und dramatisch lachte, ihre Haare schüttelte, den Kopf von einer Seite zur anderen drehte und ständig guckte, wem sie auffiel, dabei aber immer wieder zu
mir hinüberschaute. Höhnisch grinste, die Augen verdrehte und tat, was sie konnte, um mir zu zeigen, wie widerlich sie mich fand. Und obgleich es ganz leicht gewesen wäre, mich auf sie einzustimmen, meine Quantum-Fernbedienung auszurichten und all die Worte zu hören, die gesagt und nicht gesagt wurden, das war der Moment, in dem ich beschloss, es sein zu lassen.
    Obwohl ich definitiv versucht war, besonders da ich über Honors Plan Bescheid wusste, Stacia vom Thron zu stürzen und ihren eigenen Abschlussjahr-Coup innerhalb des schulischen Sozialgefüges zu inszenieren. Ganz zu schweigen von ihren »erstaunlichen« - also, jedenfalls laut Jude - Fortschritten in seinem Einführungskurs für Hellseher, wo sie so schnell und mit solcher Leichtigkeit gelernt und so viele Techniken gemeistert hat, dass er zu Einzelstunden übergegangen ist. Aber trotz alledem, ich tat es nicht. Belauschte die beiden nicht. Ich dachte mir, davon kriege ich noch genug zu hören, wenn die Schule wieder anfängt. Stattdessen konzentrierte ich mich wieder auf Damen und genoss den Anblick, wie er so anmutig, so elegant durchs Wasser glitt, wie er in der Sonne glänzte. Ein verblüffendes Arrangement aus gebräunter Haut, geschmeidigen Muskeln und umwerfend gutem Aussehen, als er aus dem Wasser kam, das Surfbrett unter dem Arm, und auf mich zuhielt.
    Er war immun gegen Stacias starren Blick aus harten, glitzernden Augen, gegen ihre künstlich hohe Stimme und ihren süßlichen Gruß, als er vorbeikam. Ließ das Brett auf den Sand fallen und triefte salzige Tropfen auf meinen Bauch, als er sich herabbeugte, um mich zu küssen. Dabei achtete er nicht darauf, dass sie uns so genau, so gebannt beobachtete, sich nichts davon entgehen ließ, wie er sich neben mir niederließ und mich abermals küsste. Der schützende
Energieschleier schwebte zwischen uns, unsichtbar für die beiden.
    Oder zumindest dachte ich das, bis ich den Kopf hob und sah, wie Honor uns anschaute, hauptsächlich ihn anschaute. Ihr Blick erinnerte mich an den von Stacia, hartnäckig, sehnsüchtig, aber es lag auch - zumindest in ihrem Fall - eine Menge Wissen und Sehen darin.
    Und als unsere Blicke sich begegneten und ich das Lächeln auf ihren Lippen sah, ein Lächeln, das so schell aufblitzte und wieder verschwand, fragte ich

Weitere Kostenlose Bücher