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Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Titel: Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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all den guten und triftigen Gründen dafür, warum er froh darüber sein sollte, dass man ihn im Unklaren gelassen hat – muss ich es selbst sehen.
    Ich muss sehen, was Damen ihm gesagt hat.
    Die genauen Worte, die er benutzt hat.
    Und, was noch wichtiger ist, warum er beschlossen hat, ausgerechnet jetzt alles preiszugeben, da doch mit Sicherheit einiges davon bis später hätte warten können – sogar bis viel später.
    Einen Moment lang schließe ich die Augen und lasse meinen Geist mit seinem verschmelzen. Ich weiß, dass
ich damit mein Versprechen breche, niemals die innersten Gedanken oder Erinnerungen meiner Freunde auszuspionieren, außer wenn es unbedingt nötig ist, mache aber trotzdem weiter, da ich unbedingt wissen will, was an diesem Tag gesprochen wurde.
    Die Worte verzeih mir füllen den Raum zwischen uns, der uns trennt, sie erblühen und wachsen, bis ich förmlich die Buchstaben Gestalt annehmen sehe.
    Ich hoffe, er spürt die Worte auch und findet bald einen Weg, um mir das zu verzeihen, was ich jetzt gleich tun werde.

ZWÖLF
    S chnell lange ich über den Ladentisch. So schnell, dass Miles mich nicht aufhalten kann. Er ahnt nicht, was auf ihn zukommt. Ich knalle sein Handgelenk unsanft auf das Glas, brutaler als geplant, und lege meine Hand so über seine, dass seine Handfläche plan aufliegt und er völlig hilflos ist. Nur vage registriere ich seinen Widerstand, wie er sich windet und versucht, freizukommen.
    Doch es ist zwecklos.
    Sein Ringen geht mehr oder weniger an mir vorbei. Es ist nicht einmal ein Blinken auf meinem Bildschirm.
    Wenn es um rohe Gewalt geht, kann sich niemand mit mir messen.
    Als er das endlich begreift, stöhnt er tief auf und fügt sich, indem er seinen Geist öffnet und sich dem ergibt, was ich jetzt von ihm will.
    Ich schlüpfe in seinen Kopf, locker und geschmeidig, gönne mir einen Moment, um mich zu orientieren und mich kurz umzusehen, ehe ich sämtliche belanglosen Gedanken ausblende und mich auf genau die Szene konzentriere, deretwegen ich hier eingedrungen bin.
    Ich sehe Miles in Damens Wagen steigen, zuerst ganz lässig und fröhlich, voller Vorfreude auf eine Mittagspause außerhalb der Schule, ehe er sich mit weit aufgerissenen Augen und panischer Miene in Todesangst am Sitz festklammert, als Damen aus dem Schulparkplatz und weiter auf die Straße rast.

    Offen gestanden, weiß ich gar nicht, was mich mehr verwundert – das, was Damen zu tun im Begriff ist, oder dass er nach wie vor sein Versprechen hält, zur Schule zu gehen und alle seine Stunden zu besuchen, obwohl ich meine hemmungslos sausen lasse.
    »Keine Angst«, sagt Damen, wirft Miles einen Blick zu und verzieht das Gesicht zu einem Lächeln. »Du bist absolut sicher. Das kann ich dir fast garantieren.«
    »Fast?« Miles zuckt zusammen, die Schultern nach vorn gesunken, die Augen zu Schlitzen verengt, während Damen an einer langen Reihe von Autos vorbeiprescht, die alle erheblich langsamer fahren als er mit seinem Höllentempo. Vorsichtig riskiert Miles einen kurzen Blick auf seinen Fahrer. »Tja, wenigstens weiß ich jetzt, wo du das herhast – du fährst genauso verrückt wie alle anderen in Italien!« Er schüttelt den Kopf und zuckt erneut zusammen.
    Was Damen nur veranlasst, noch lauter zu lachen.
    Allein dieses Geräusch lässt mein Herz in einer Weise anschwellen, die ich kaum aushalte.
    Ich vermisse ihn.
    Das kann ich nicht leugnen.
    Ihn so zu sehen – mit der Sonne in seinem Haar, den starken, geschickten Händen, die das Lenkrad umfassen – all das macht mir klar, wie leer mein Leben ohne ihn ist.
    Doch dann, ebenso rasch, halte ich inne und rufe mir all die Gründe in Erinnerung, warum ich getan habe, was ich getan habe. Es gibt noch so vieles über unsere früheren gemeinsamen Leben zu ergründen, so viele Dinge, die ich wissen muss, ehe wir weitermachen können.
    Ich blinzele alles weg, entschlossen, all das hinter mir zu lassen, während ich weiter zuschaue.
    Ich sehe Damen am Shake Shack halten, wo er Miles einen
Kaffee-Shake mit zerkrümelten Oreo-Keksen darin kauft, ehe er ihn zu einer dieser blau lackierten Bänke führt, genau derselben, auf der er und ich einst gesessen haben. Einen Moment lang lässt er den Blick über den schönen Strand weiter unten streifen, über die bunten Sonnenschirme, die aussehen wie riesige, auf den Sand gesteckte Tupfen, über ein Grüppchen Surfer, das auf die nächste hohe Welle wartet, und eine Schar Seemöwen am Himmel über ihnen. Dann wendet

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