Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht
sich wieder an. »Ich komme mit, ob es dir passt oder nicht. Und nur damit du es weißt, von dieser ganzen Zurückweisung kriege ich langsam Komplexe. «
Ich habe keine Ahnung, wovon er spricht und sehe ihn fragend an.
»Letztes Mal? Als du bei Haven eingebrochen bist und Miles mitgeschleppt hast statt mich?«
Ich sehe ihn an und denke, dass ich Miles wohl kaum mitgeschleppt habe, ganz abgesehen davon, dass ich gar keine Möglichkeit gehabt hätte, Damen zum Mitkommen aufzufordern, weil er Stacia bewacht hat. Aber das ist auch gar nicht der Punkt. Was mich eigentlich interessiert, ist, woher er das überhaupt weiß, obwohl ich noch gar nicht dazu gekommen bin, ihn über sämtliche Einzelheiten zu informieren.
»Miles hat es erwähnt«, sagt er, indem er den Gedanken in meinem Kopf beantwortet.
Ich sehe mit schmalen Augen aus dem Fenster. »Läuft es jetzt darauf hinaus, seit du bei all deinen neuen Freunden superbeliebt bist?«, frage ich. »Verbringst du nun deine ganze Freizeit damit, sie zu bequatschen, damit sie meine Geheimnisse ausplaudern?«
»Nur die guten.« Damen lächelt und drückt kurz seine Lippen auf meine, während ich rückwärts aus seiner Einfahrt stoße und zum Tor zurückfahre. »Nur die Dinge, die ich wirklich wissen muss.«
DREIUNDDREISSIG
W ir fahren an Romans früherem Laden RENAISSANCE! vorüber, obwohl ich nicht vorhabe, hineinzugehen – dafür ist es noch zu früh. Das Letzte, was ich brauche, ist ein erneuter Zusammenstoß mit Haven oder einem der anderen Unsterblichen, die dort arbeiten. Dennoch fahre ich beim Näherkommen langsamer und überschlage kurz, wie lange es her ist, dass ich zum letzten Mal hier war. Ich bin ganz schön neugierig, was daraus geworden ist, seit Roman nicht mehr da ist.
Doch obwohl ich mit gewissen Veränderungen gerechnet habe, hätte ich nie erwartet, den Laden derart verbarrikadiert vorzufinden. Das Schaufenster ist leer, die einst so aufwändig dekorierten Auslagen sind abgebaut und verschwunden, und die Tür ist nicht nur abgesperrt, sondern es hängt auch ein Schild mit der Aufschrift Geschlossen! davor. Direkt darüber hat jemand gekritzelt: Für immer!
»Eigentlich sollte es mich nicht überraschen, aber ich habe es trotzdem nicht kommen sehen«, sagt Damen mit leiser Stimme, während er das Schild fixiert. »Ich hätte wetten können, dass Haven den Laden übernimmt oder auch Marco, Misa oder Rafe.«
Ich nicke zustimmend und parke am Straßenrand. Wir steigen aus und überqueren die Straße, bis wir vor dem Laden stehen. Drinnen sieht man noch einige der größeren Möbelstücke – die Sofas, Tische und Regale –, die aus
irgendeinem Grund zurückgelassen wurden. Von ein paar Ausnahmen abgesehen, sind sämtliche kleineren Artikel wie Kleider, Schmuck und dergleichen verschwunden.
Ich überlege, wessen Entscheidung es wohl war, den Laden zu schließen. Ganz zu schweigen von der Frage, wem Roman den Laden gern hinterlassen hätte.
Aber irgendwie bezweifle ich, dass er als Unsterblicher je auf die Idee gekommen ist, ein Testament zu machen.
Ich sehe mich rasch um, um mich zu vergewissern, dass uns niemand beobachtet, ehe ich die Augen schließe und telepathisch die Tür öffne. Meinen ursprünglichen Plan, bis Einbruch der Dunkelheit zu warten, habe ich verworfen, da der Laden bis dahin restlos ausgeräumt sein könnte und ich sofort zuschlagen muss.
»Das Einbrechen ist dir allmählich in Fleisch und Blut übergegangen«, sagt Damen, während er mir hineinfolgt. »Muss ich mir Sorgen machen?«
Ich lache, ein unvermitteltes Geräusch, das in dem weiten Raum mit der hohen Decke widerhallt. Dann bedeute ich Damen, hinter uns die Tür zu schließen, und sehe mich aufmerksam um. Einen Moment lang schließe ich die Augen, setze alle meine Sinne ein, um den Raum zu erfassen und vielleicht zu erspüren, wo das Hemd sein könnte, während Damen das Gleiche tut.
Da nicht viel dabei herauskommt, beschließen wir, einfach irgendwo anzufangen. Wir spähen in antike Schränke und alte Kommoden und wühlen alles hastig, wenn auch methodisch durch, ohne jedoch das zu finden, was wir brauchen. Damen geht ins Hinterzimmer, den Raum, den Roman einst als Büro benutzt hat, und ruft mich prompt zu sich.
Es ist ein Chaos. Ein absolutes Chaos. Als wäre ein Tornado
hindurchgefegt. Als hätte es ein Erdbeben gegeben. Was mich daran erinnert, wie Judes Laden an dem Tag aussah, als Haven uns vermeintlich tot liegen gelassen hat – und deshalb denke ich, dass
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