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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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schlechteste Art und Weise vermieden worden war. Vielleicht war es Balthazar, der so verloren wirkte, oder meine Wut auf mich selbst, weil ich so blöd gewesen war zu glauben, dass Charity ein gutes Mädchen war. Vielleicht waren es auch die vielen Monate der Trennung, die ihren Tribut forderten.
    Was immer den Ausschlag gegeben hatte - in diesem Moment zerbrach irgendetwas in mir.
    »Sie verbrennen? Sie verbrennen? « Ich wirbelte zu Lucas herum und war so voller Zorn, dass ich bebte. »Für dich ist sie gar keine Person, oder? Weil Vampire ja keine Personen sind. Nicht für dich jedenfalls!«
    »Hey, hey, das habe ich nicht gesagt.« Lucas hob die Hände. »Wir haben nur davon gesprochen, sie einzuäschern, Bianca.«
    »Für dich ist es nicht einfach nur eine Einäscherung. Du glaubst, Vampire sind nicht wie andere Leute, und es ist völlig in Ordnung, wenn du sie behandelst, wie es dir in den Kram passt. Du hättest Courtney auch selbst töten können. Oder Balthazar. Wenn wir uns nicht in Evernight über den Weg gelaufen wären, dann hättest du mich vielleicht eines Tages ebenfalls zur Strecke gebracht. Du hättest gar keinen zweiten Gedanken daran verschwendet, stimmt’s?«
    Lucas konnte es nicht auf sich sitzen lassen, sich in dieser Weise anbrüllen zu lassen. Ich konnte sehen, wie sich die letzten Reste seiner Selbstbeherrschung verflüchtigten und sein Temperament mit ihm durchging. »Ja, und du denkst, dass kein Vampir jemals irgendjemandem etwas tun würde, obwohl jeder Einzelne von euch dazu bestimmt ist, Blut zu trinken und zu töten! Das glaubst du immer noch, sogar nach der Sache mit Erich! Selbst nach heute! Worum zur Hölle geht es hier, Bianca? Ich habe versucht, dir die Augen zu öffnen, aber du siehst nichts, was du nicht sehen willst.«
    Balthazar neben uns sagte sehr leise: »Ich werde den Wagen herholen.« Wir ignorierten ihn.
    »Und du bist immer noch beim Schwarzen Kreuz«, warf ich ihm zitternd vor Wut vor. »Immer noch, obwohl du schon vor mehr als einem Jahr erfahren hast, dass ich ebenfalls eine Vampirin bin. Du redest davon, auszutreten, aber das ist auch schon alles, oder? Immer nur Gerede. Und ich bin die Einzige, die sich ändern muss? Diejenige, die alles aufgeben muss?«
    »Was hast du denn aufgegeben, Bianca? Du hast Evernight nicht verlassen. Du hast dich nicht von dem Gedanken verabschiedet, eine Vampirin zu werden. Du bist weiterhin die perfekte Tochter für deine Eltern und Balthazars perfekte Freundin und hältst mich am ausgestreckten Arm, weil das so praktisch für dich ist.«
    »Praktisch? Du glaubst, bei der Sache geht es darum, was praktisch ist?«
    »Vorhin schienst du sehr zufrieden mit der Situation.«
    Er spielte darauf an, dass ich so nah neben Balthazar hergelaufen war. Ein simpler Spaziergang war nun zur Waffe geworden, die er gegen mich richtete. Mir kamen die Tränen. »Ich hätte es wissen sollen. Du wirst nie damit aufhören, Vampire zu hassen. Und damit ist es unvermeidlich, dass du eines Tages auch mich hassen wirst.«
    Lucas sah aus, als hätte ich ihm einen Hieb in die Magengrube versetzt. »Bianca - Gott, bitte, du weißt doch, dass ich dich nicht hasse.«
    »Jetzt vielleicht noch nicht, aber so wird es kommen.« Meine Kehle wurde so eng, dass jedes weitere Wort schmerzte. »Ich weiß auch nicht, warum ich je geglaubt habe, das mit uns könnte funktionieren.«
    »Bianca …«
    »Verschwinde doch einfach. Verschwinde.«
    »Ich lass dich hier nicht allein.«
    »Balthazar kommt gleich mit dem Auto.«
    Lucas’ Gesichtsausdruck wurde hart. »Na, Balthazar kümmert sich wirklich rührend um dich. Dann brauchst du meine Hilfe ja gar nicht mehr.«
    »Nein.« Meine Stimme war brüchig, aber er glaubte mir trotzdem.
    »Na gut.« Lucas marschierte in die Dunkelheit hinein. Er lief in die entgegengesetzte Richtung, in die Charity gelaufen war. So wusste ich, dass er sie nicht verfolgte, aber er verschwand ebenso schnell in der Dunkelheit wie sie. Ich war allein.
     
    Haben wir uns gerade getrennt? Hatte ich Lucas gerade den Laufpass gegeben?
    Ich glaubte es, aber ich war mir nicht sicher. Und dass ich es nicht mit absoluter Gewissheit sagen konnte, machte die Sache noch schlimmer. Aber wir hatten nicht besprochen, wo und wie wir uns das nächste Mal treffen würden, was bedeutete, dass ich keine Chance mehr haben würde, ihn je wiederzusehen. Wenn er sich nicht bei mir meldete, würden wir uns nach heute Nacht nie mehr sehen. Ich lehnte mich an den Kleinbus und

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