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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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gibt, ein Vampir zu sein, und der bedeutet nicht, dass man sich nach Dingen sehnt, die man nicht hat, oder Zeit mit Leuten verbringt, die einen kannten, als man noch am Leben war, und auch nicht, jeden Morgen seine Evernight-Uniform zu bügeln. Es bedeutet, das zu begehren, was vor einem liegt. Zu nehmen, was man kriegen kann. Freudig willkommen zu heißen, was man geworden ist.«
    »Es geht ums Töten«, sagte Lucas. »Du meinst ja wohl, der einzig wahre Weg, ein Vampir zu sein, führt übers Töten.«
    Charity lächelte ihn an, während sie sich neben Courtneys leblosen Körper hockte. »Du verstehst doch selbst genug vom Töten, nicht wahr?«
    Lucas schüttelte den Kopf. »Was ich tue, ist nicht dasselbe.«
    »Ach, wirklich nicht? Dann lass uns doch mal sehen, wofür deine Waffen gut sind.« Charity wirbelte Lucas’ breites Messer herum und zog es dann mit unvorstellbarer Kraft über Courtneys Hals, sodass sie geköpft wurde.
     
    Einen Vampir zu köpfen bedeutet, ihn für immer umzubringen.
     
    Courtneys Körper wurde steif. Ihre Haut wurde sofort grau und trocken, und sie schlackerte um ihren Körper, während das Fleisch verfiel. Ihr abgetrennter Kopf rollte von einer Seite zur anderen. Der Teil von Courtneys Gesicht, den ich erkennen konnte, war gar kein Gesicht mehr, nur etwas, das aussah, als wäre es aus Papier, erdfarben und über einen Schädel gespannt. Wenn Vampire sterben, dann verfallen ihre Körper bis zu dem Stadium, das sie seit ihrem ersten Tod erreicht hätten. Die ältesten zerfallen zu Staub. Courtney hingegen war erst seit fünfundzwanzig Jahren tot, sodass noch eine Menge von ihr übrig war. Viel zu viel für meinen Geschmack.
    Ich keuchte. Balthazar hatte den Kopf abgewandt. Charity lächelte, als sie Lucas ansah. »Da haben wir eine Vampirin, um die ich mich an deiner Stelle gekümmert habe, Jäger. Nun ist dein Geheimnis sicher, Balthazar. Sag nie, dass ich dich nicht liebe.«
    Abrupt drehte sie sich um, rannte los und verschwand beinahe unmittelbar zwischen den Büschen. Balthazar machte zwei halbherzige Schritte ihr nach, ehe er wieder stehen blieb.
    Charity hat Courtney getötet. Charity hat getötet. Ich habe ihr dabei zugesehen. Ich hatte geglaubt, sie sei so hilflos, so verängstigt, so schwach … Konnte ich derart danebengelegen haben? Ich erinnerte mich an das Misstrauen, das Lucas Charity gegenüber gehegt hatte, und daran, dass ich darauf bestanden hatte, sie zu beschützen. Scham stieg in mir auf, beinahe ebenso stark wie das Entsetzen, das ich empfand. Wie viele von diesen Geschehnissen hatte ich zu verantworten?
    Einige Augenblicke lang sprach niemand von uns. Endlich setzte ich an: »Was machen wir denn jetzt?«
    »Was?« Balthazar starrte noch immer in die Richtung, in die Charity verschwunden war.
    »Mit der Leiche, meint sie.« Lucas verzog das Gesicht, als er sich Courtneys Körper genauer ansah. »Die Nachbarn werden morgen ihr Haus verlassen, und wenn sie sie hier finden, werden sie durchdrehen. Tests machen. Die Tatsache, dass sie einen fünfundzwanzig Jahre alten Leichnam vor sich haben, wird eine Menge Fragen aufwerfen.«
    Würden eine DNA-Analyse oder eine Untersuchung des Gebisses ergeben, dass es sich um Courtney handelte? Eine Welle reinsten Entsetzens überfiel mich beim Gedanken daran, wie es wäre, wenn diese nette Familie etwas weiter die Straße hinunter erführe, dass Courtneys verwester Leichnam gefunden worden war und dass man ihn auf der Straße abgelegt hatte, während sie selber gerade Geburtstag feierten. Das war so ziemlich das Entsetzlichste, was ich mir vorstellen konnte.
    »Wir können sie hier doch nicht liegen lassen«, sagte ich. »Wir sollten sie irgendwo begraben.«
    »In gefrorenem Boden zu graben, das ist hart«, sagte Lucas. »Wir sollten sie vielleicht lieber verbrennen.«
    Er sagte das ohne jede Boshaftigkeit, sondern stellte lediglich die Tatsache klar. Aber Lucas kannte ja auch nicht die entsetzliche Angst der Vampire vor dem Feuer und konnte nicht wissen, wie furchtbar es für mich klang, jemanden zu verbrennen, anstatt ihm ein ordentliches Begräbnis zu geben.
    Vielleicht war es meine Abscheu bei der Vorstellung einer Einäscherung. Vielleicht waren es meine eigenen Gefühle angesichts der Tatsache, dass ich Courtney hatte sterben sehen. Auch wenn ich sie nie gemochte hatte, hatte ich es ihr auch nicht gewünscht, so zu enden. Vielleicht war es die Anspannung, weil unsere Tarnung beinahe aufgeflogen und dies nur auf die denkbar

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