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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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du so viel Zeit mit dem Schwarzen Kreuz? Besonders dann, wenn die Mitglieder dabei sind, mich zu jagen?«
    Ich drehte mich zu Lucas um. »Du hast gesagt, ihr würdet sie nicht mehr länger jagen! Du hast es mir versprochen!«
    »Aber das tun wir auch nicht! Soweit ich weiß, ist die Jagd abgeblasen!«, protestierte Lucas.
    Im Stillen fragte ich mich, ob die Formulierung »soweit ich weiß« nicht ein Ausweichmanöver war und ob Lucas sich nicht einfach dafür entschieden hatte, so zu tun, als wüsste er von nichts, um sich Schwierigkeiten zu ersparen. Alles an Angst und Traurigkeit, was ich in den letzten Minuten empfunden hatte, wirbelte in meinem Innern herum, suchte verzweifelt nach einem Ausweg und richtete sich nun auf Lucas.
    »Sie versuchen, mich zu töten«, fuhr Charity fort. »Mein Bruder hilft ihnen dabei. Wie würdest du dich an meiner Stelle fühlen?«
    Balthazar schüttelte den Kopf. »Lucas hat mir versprochen, dich nicht mehr zu verfolgen, sobald ich dich gefunden habe.«
    »Also wolltest du nur ein guter großer Bruder sein. Und mich, während ich heule und mit den Zähnen klappere, wieder nach Evernight zurückschleppen?«
    »Charity. Bitte.« Balthazars Stimme war heiser. »Seit unserem letzten Treffen sind fünfunddreißig Jahre vergangen.«
    »Vielleicht, seitdem wir zusammengelebt haben. Aber ich habe dich lange vor Albion wiedergesehen. Ich habe dich im Auge behalten.« Charity schlang ihre Arme um ihren Körper. »Ich will die Waffe des Jägers.«
    Lucas biss die Zähne aufeinander. »Oh, zur Hölle, nein.«
    »Lucas«, flüsterte ich. »Komm schon. Sie vertraut dir nicht.«
    »Und ich vertraue ihr genauso wenig!«
    »Wir sollten alle Waffen ablegen, die wir bei uns haben«, schlug Balthazar vor, und er versuchte, vernünftig zu klingen.
    »Ihr seid Vampire«, sagte Lucas. »Typen, wie ihr es seid, sind an sich schon eine Waffe.«
    Charity streckte die Hand aus. »Dann behalte deine Waffen, bis auf eine. Gib mir nur eine einzige. Das große Messer, mit dem du mich im Krankenhaus bedroht hast vielleicht. Dann würde ich mich sicherer fühlen.«
    »Aber ich mich nicht«, entgegnete Lucas.
    »Mir wird nichts passieren«, versprach ich. Charity sah so jung und so verfroren aus; sie zitterte, während sie dort stand, ihre kleinen Hände ausstreckte und ihn um die Klinge bat. »Lucas, bitte.«
    Lucas warf mir den finstersten Blick zu, den ich je bei ihm gesehen hatte, aber er griff in seinen Mantel und zog sein breites Messer hervor. Anstatt es Charity zu überreichen, warf er es einfach auf den Gehweg. Er und Charity hielten sich mit den Blicken gefangen, während sie sich hinkniete, um die Waffe aufzuheben, und er legte eine Hand an seinen Gürtel, wo er, wie ich wusste, einen Pflock stecken hatte.
    Vielleicht hätten wir uns schon längst um Courtney kümmern sollen, aber wir wussten alle, dass ein Pflock durchs Herz einen Vampir gewöhnlich nicht wirklich tötet, jedenfalls nicht dauerhaft. Wenn er wieder herausgezogen wird, regt sich der Vampir und ist wieder ganz der Alte. Ich hatte bereits mit Grausen daran gedacht, dass wir irgendwann den Holzpflock aus Courtneys Leib würden ziehen müssen und uns dann der Tatsache stellen, dass sie nur noch zorniger als vorher sein dürfte, wenn sie erst das Bewusstsein zurückerlangt hätte.
    Lucas fragte: »Schließen wir Frieden?«
    »Ja.« Charity warf ihm ein sehr seltsames Lächeln zu. »Frieden. Heute zumindest bist du vor mir sicher, Jäger.«
    Aus irgendeinem Grund nahm Lucas das als Zeichen, dass er nun derjenige war, der am ehesten zu ihr durchdringen konnte. »Du musst auf deinen Bruder hören. Ich führe das Schwarze Kreuz nicht an, ganz und gar nicht. Wenn du deine Ruhe vor den Jägern haben willst, dann solltest du lieber die Regeln befolgen.«
    »Ich habe die Regeln gelernt, die ich befolgen muss«, sagte Charity. »Und ihr seid in Wahrheit diejenigen, die um ihre Sicherheit besorgt sein sollten.«
    »Was hast du getan, Charity?« Balthazar legte ihr seine Hände auf die Arme, aber nicht, als wollte er sie an sich drücken, sondern als ob er sie gründlich schütteln wollte. »Antworte mir.«
    »Ich habe neue Freunde gefunden. Sie haben mir den Weg gezeigt. Du solltest dich uns anschließen, Balthazar. Du wärst so viel glücklicher, wenn du in die Zukunft blicken würdest, anstatt in der Vergangenheit gefangen zu sein.«
    »Wovon sprichst du?«, fragte ich.
    Charity riss sich von ihrem Bruder los. »Ich meine, dass es nur einen wahren Weg

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