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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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tatsächlich ein Ort ist, an dem die Vampire keine Menschen angreifen. Er hasst Evernight. Er will die Akademie von der Landkarte wischen. Und diese Neuigkeit wird ihm einen willkommenen Grund liefern. Nun wird er diese Aufgabe einfach auf jemand anderen übertragen.«
    »Das bedeutet, dass du keinen Grund mehr haben wirst, hier in diese Gegend zu kommen. Und dass es sogar noch schwerer für uns werden wird, uns heimlich zu treffen.« Alle meine Anstrengungen hatten die Lage nur noch verschlimmert. Ich ließ den Kopf hängen.
    Lucas nahm mein Gesicht in seine Hände. Die raue Wolle seiner Handschuhe fühlte sich kratzig auf meiner Wange an. »Wir werden einen Weg finden. Wir finden doch immer einen Weg. Daran musst du ganz fest glauben.«
    Der Kloß in meinem Hals hielt mich von einer Antwort ab, und ich konnte nur nicken. Lucas küsste mich stürmisch, als ob das schon allein uns zusammenschweißen könnte.
    Balthazar räusperte sich.
    Rasch machte ich einen Schritt zurück, denn erst jetzt dachte ich daran, wie schmerzhaft der Anblick für ihn sein musste. Ich erwartete, dass Lucas dies als Anlass für eine abfällige Bemerkung nehmen würde, aber er überraschte mich. »Okay, weiter geht’s. Balthazar, ich glaube, deine Schwester ist genau in diesem Augenblick hier in Albion.«
    »Du hast Charity gesehen?« Balthazar hob das Kinn und machte sich auf Neuigkeiten gefasst.
    »Vorhin. Auf der Westseite der Stadt. Als ich ankam, sah ich sie an der Straße entlanglaufen, draußen, in der Nähe des Waldes. Natürlich habe ich sofort kehrtgemacht, aber da war sie schon verschwunden.«
    Balthazar nickte. »Ich glaube, ich weiß, wo ich suchen muss.«
    Lucas drückte meine Hand. »Es tut mir leid, aber wir müssen uns jetzt um die Sache kümmern.«
    »Ich weiß.« Eigentlich war ich ziemlich aufgeregt deswegen. Wenn wir endlich Balthazar wieder mit Charity vereinen könnten, würden beide so glücklich sein. Meine Zeit mit Lucas konnte nur noch schöner sein, wenn ich wüsste, dass wir unser Ziel erreicht und jemand anderem geholfen hatten.
     
    Wir entschieden uns am Ende dafür, Lucas’ Wagen zu nehmen, auch wenn es ganz schön eng war, als wir drei uns auf die Vorderbank quetschten. Ich fühlte mich unbehaglich, so eingezwängt zwischen Lucas und Balthazar, und zwar in mehr als einer Hinsicht. Ich konnte sehen, dass Balthazar in der gleichen Gemütsverfassung wie Lucas war, und er strahlte die gleiche Entschlossenheit aus, die nach Handeln verlangte, nicht nach weiteren Überlegungen. Es war seltsam, eine solche Ähnlichkeit zwischen den beiden zu entdecken, einen solchen charakterlichen Grundzug, der anziehend, aber auch ganz schön einschüchternd war.
    Doch auch die Unterschiede zwischen den beiden blieben mir nicht verborgen.
    »Zieh keine Waffe, ehe ich es sage«, knurrte Balthazar, als wir eine gewundene Seitenstraße entlangrumpelten, die in ein Feld mündete. »Wenn sie in Albion ist, ist sie vermutlich allein unterwegs.«
    Lucas’ Hände umklammerten das Lenkrad, als ob er einen Schild vor sich halten würde. »Ich habe einen Pflock dabei. Tut mir leid, Mann, aber ich werde mich da nicht unbewaffnet reinstürzen.«
    Ich sah Zorn in Balthazars Augen aufblitzen und fragte schnell: »Sollen Lucas und ich denn überhaupt dabei sein? Ich meine, stehen denn die Chancen nicht viel höher, dass du mit ihr reden kannst, wenn du allein mit ihr bist?«
    »Vielleicht. Aber ich will auch, dass sie uns zusammen sieht, damit sie weiß, dass wir, nun ja, Freunde sind. Das kann später hilfreich sein.«
    Balthazar führte uns zu einem kleinen Haus an den Ausläufern der Stadt, falls man die Gegend denn überhaupt noch zur Stadt zählen konnte. Das alte Gebäude sah so aus, als wäre es kaum für zwei Zimmer groß genug, und der Schornstein in der Mitte des zerfallenen Daches hatte schon einige Backsteine eingebüßt. Lucas machte die Scheinwerfer des Wagens aus, ehe er einige Minuten später den Wagen in fast hundert Metern Entfernung zum Haus abstellte. Er griff nach zwei Pflöcken, die hinten im Wagen lagen, und streckte mir einen entgegen. Balthazar sagte nichts dazu. Auch wenn es sich unglaublich seltsam anfühlte, so ein Ding in der Hand zu haben, nahm ich die Waffe mit. Lucas’ Warnungen vor Charitys Gang waren mir im Gedächtnis geblieben.
     
    So weit draußen vor der Stadt war die Stille beinahe vollkommen. Wind war aufgekommen und wirbelte uns kleine Schneeflocken und stechende Eiskristalle ins Gesicht. Wolken

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