Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts
nassen Klatschen, das mich zusammenfahren ließ. Balthazar riss den Kopf hoch, keuchte und war offensichtlich orientierungslos. Als sein Blick auf die Jäger vor ihm fiel, rutschte er nach hinten – doch dann bemerkte er, dass er gefesselt war und in der Falle saß. Sein Gesichtsausdruck wechselte von Überraschung zu Zorn.
»Magst es wohl nicht, wenn sich das Glück wendet, was?«, höhnte Milos.
Balthazars Stimme war undeutlich, als er antwortete: »Fahr zur Hölle.«
»Ich glaube, dass das die Spielwiese für dein und nicht für mein Team ist«, entgegnete Milos.
Balthazar war noch immer benommen von seinen Verletzungen. Vampire heilten schneller als Menschen, aber es dauerte eine Weile, bis sie sich von ernsthaften Schäden erholt hatten. Balthazar hatte Mühe, den Kopf hochzuhalten, und auch wenn seine dunklen Augen nervös in alle Richtungen blickten, versuchte er ganz offensichtlich, eine Vorstellung davon zu bekommen, wo er war und welche Chancen zu fliehen er hatte.
Sein Blick wanderte zur Tür, wo er mich stehen sah.
Die Kraft im Ausdruck seiner Augen traf mich wie ein Schlag. Ich griff nach dem Türrahmen, um nicht ohnmächtig zu werden, und ich hoffte verzweifelt, dass er es verstehen würde . Ich helfe ihnen nicht, ich versuche, dich hier herauszubringen, du musst durchhalten, Balthazar, bitte…
Balthazars Augen wanderten von mir zu Milos und den anderen Jägern, die um ihn herumstanden. Dann ließ er seinen Kopf sinken, als wollte er meinem Blick ausweichen.
Eine Sekunde lang glaubte ich, er sei wütend, doch dann erkannte ich die Wahrheit. Balthazar versuchte, die Tatsache zu verbergen, dass wir einander kannten. Wenn die Jäger des Schwarzen Kreuzes gewusst hätten, dass ich – ebenso wie er – ein Vampir war, dann hätten sie auch mich gefesselt. Während ich vollkommen dabei versagt hatte, ihn zu beschützen, tat er das Einzige, was in seiner Macht stand, um mich vor Unheil zu bewahren.
»Er ist immer noch nicht bei Sinnen«, sagte einer der Jäger. »Ich würde sagen, wir geben ihm eine Weile Zeit, die Lage zu überdenken, in der er steckt. Wir kommen dann später zurück und verhören ihn.«
»Klingt wie das Beste«, sagte Milos. »Ich werde Wache stehen.«
Sollte ich ebenfalls die Wache übernehmen? Dafür sorgen, dass niemand die Nerven verlor und Dummheiten machte? Nein, entschied ich, denn ich hatte im Grunde überhaupt keine Idee, wie ich die übrigen Jäger im Ernstfall davon abhalten sollte, Balthazar etwas anzutun.
Ich musste etwas anderes tun, nämlich die eine Person finden, die wissen würde, wie wir uns alle drei aus dieser Situation befreien konnten, ehe es zu spät war: Lucas.
In der nächsten halben Stunde folgte ich schweigend Dana und den anderen, half ihnen dabei, Pritschen aufzubauen, damit sich die Leute später darauf ausruhen konnten, und ich erfuhr zwei wichtige Dinge:
Zum einen würden am Ende nur ungefähr zwanzig Jäger vom Schwarzen Kreuz hier Quartier beziehen, und zwar in einigen alten Lagerräumen, die sich, wie sich herausstellte, im Keller der Hafenstation befanden. Eigentlich war dort unten sogar eine ganze Menge Platz, aber der größte Teil wurde genutzt, um Waffen zu lagern. Ich war zuversichtlich: Wenn ich hier einfach nur ausharrte, würde Lucas mich schon finden. Da die übrigen Jäger in anderen Unterschlupfen überall in der Stadt untergebracht waren, würde das meiner Ansicht nach unsere Chancen, Balthazar zu Hilfe zu kommen, erhöhen. Besser zwei gegen zwanzig als zwei gegen zweihundert, nicht wahr?
Als Zweites wurde mir klar, dass wir uns beeilen mussten. Denn schon bald hörte ich, was sie mit Balthazar vorhatten, und es war schlimmer als alles, was ich mir je hätte träumen lassen.
»Habt ihr ihn irgendwo hingeschafft, wo er in der Sonne sitzt, sobald sie aufgegangen ist?«, fragte Eliza, als sie sich bei den Jägern nach dem Gefangenen erkundigte. Sie war nur wenige Minuten nach uns anderen eingetroffen und inspizierte die neuen Räume, während ich folgsam kratzige Decken verteilte. »Das macht es schlimmer für ihn.«
»Nicht, wenn er vor Kurzem Blut getrunken hat«, bemerkte jemand. »Und was glaubt ihr, wie lange ein hübscher Bursche wie er ohne Blut auskommt? Ich schätze einen Tag, höchstens zwei. Außerdem ist es schlimm genug für ihn, so festgebunden zu sein, und wir können es noch viel unbehaglicher für ihn machen.« In der Ecke des Raumes unterbrach Dana ihre Tätigkeit, als wolle sie Einspruch erheben, schwieg
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